Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ich kann nur abraten
Zu „Big Brother als Beifahrer“(Geld & Leben) vom 27. Juli:
Seit Dezember habe ich einen Telematik-tarif und kann nur davon abraten. Die aufgezeichneten Geschwindigkeitsüberschreitungen sind zu 80 % falsch, da offensichtlich das verwendete Gps-system fehlerhaft ist (beispielsweise wird dort, wo die B12 den großen Kreisverkehr in Kaufbeuren überquert, immer eine Geschwindigkeitsüberschreitung registriert, weil im Kreisverkehr Tempo 60 wäre und die Telematik dies auch für die B12 voraussetzt); ein Löschen nachweislich falscher Daten wurde von der Versicherung abgelehnt. Wenn man in einem Kreisverkehr nach links abbiegen muss, wird jedes Mal ein „Lenkereignis“aufgezeichnet, beim zügigen Einfädeln in den Verkehr einer vorfahrtberechtigten Querstraße ein „Beschleunigungsereignis“und wenn man Bremsen muss, weil kurz vor dem Auto jemand über die Straße rennt, eine Ampel unerwartet auf Gelb schaltet oder ein anderer Autofahrer von einer Seitenstraße kurz vor mir auf die Straße fährt, dann wird ein „Bremsereignis“registriert. All das führt zu Punktabzügen, die den Bonus verringern. Ich fahre seit 42 Jahren unfallfrei; wenn man von einem erzieherischen Wert der Telematik ausgehen will, dann kann man nur folgern, dass die Versicherung wünscht, dass man für Fußgänger und andere Autofahrer nicht mehr scharf bremst, sondern lieber einen Unfall verursacht bzw. dass man als Verkehrshindernis unterwegs ist. Ich werde diesen Tarif Ende des Jahres wieder kündigen.
Wolfgang Appelt, Bobingen