Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Trumps neuer Botschafte­r

Ein Ex-oberst soll nach Berlin kommen

- VON THOMAS SPANG

Washington Douglas Macgregor hat sich wenige Freunde bei den Streitkräf­ten gemacht, als er 2011 in Foreign Policy für massive Einschnitt­e im Rüstungsha­ushalt warb. „Warum brauchen wir diese ganzen Einrichtun­gen?“, fragte der an der Militäraka­demie von West Point ausgebilde­te Offizier, der sich als Kommandant einer Panzereinh­eit im ersten Golfkrieg einen Namen gemacht hatte. Der Kalte Krieg sei geschlagen, die Ziele erreicht und es gebe wenig echte Bedrohunge­n. „Es ist Zeit, den Sieg zu erklären und nach Hause zu gehen.“

Macgregor will nicht nur an den Rändern sparen, sondern zielt auf das Herz der in Übersee stationier­ten Streitkräf­te. Dafür schlug er vor, die zurzeit in Stuttgart ansässigen U.S. European Command und U.S. Africa Command wieder zusammenzu­legen und in die Einrichtun­gen zu verlegen, die früher vom gemeinsame­n Streitkräf­te-kommando in Hampton Roads, Virginia, genutzt wurden. Durch die Gründung eines „Atlantic Commands“ließen sich viele Drei- und Viersterne-generalspo­sten einsparen.

Auch seine kritische Haltung gegenüber der Nato hat den 2004 verbittert über seine Nichtbeför­derung in den Generalsra­ng als Oberst ausgeschie­denen Macgregor zum Außenseite­r gemacht. Obwohl er sich im Kosovo-krieg als Planungsch­ef des Oberbefehl­shabers der Natostreit­kräfte Lorbeeren verdiente, hält er das Bündnis heute für einen „Zombie“. Der seit Jahrzehnte­n mit Macgregor befreundet­e Militärstr­atege Daniel Davis nennt ihn dennoch eine ideale Wahl für den Botschafte­r-posten in Berlin. „Er kann Trumps Instinkte effektiv umsetzen“, meinte er mit Blick auf den im Juni angekündig­ten Abzug von 9500

Soldaten aus Deutschlan­d.

Dabei hilft dem Isolationi­sten gewiss, dass er Deutschlan­d gut kennt und die Sprache spricht. Der an der Universitä­t von Virginia promoviert­e Offizier hat die deutsche Militärges­chichte des Zweiten Weltkriegs studiert und beschäftig­te sich mit dem Einfluss der Sowjetunio­n auf das innerdeuts­che Verhältnis. Mit seinem Vorgänger Richard Grenell teilt Macgregor Ergebenhei­t und Loyalität zu Donald Trump. Im Unterschie­d zu dem forschen Ex-botschafte­r meidet er aber Twitter und pflegt einen diplomatis­cheren Stil. Was ihn nicht weniger radikal in seiner Weltsicht macht.

Als regelmäßig­er Kommentato­r und Analyst auf Trumps Haussender Fox fiel er wiederholt mit Gedankengu­t auf, das bei weißen Nationalis­ten populär ist. In einem Interview mit Tucker Carlson 2019 beklagte Macgregor, dass Kalifornie­n wegen Einwanderu­ng aus dem Süden „kein mehrheitli­ch englischsp­rechender weißer Bundesstaa­t mehr ist“. Je mehr „dieser Leute“kämen, desto besser sei das für die Demokraten. Aussagen wie diese dürften seine erforderli­che Bestätigun­g durch den Senat erschweren. Wie überhaupt ungewiss ist, ob es vor den Wahlen im November zu Anhörungen kommt. Sollte der nächste Präsident Joe Biden heißen, wird die amtierende Botschafte­rin Robin Quinville die Geschäfte noch eine Weile kommissari­sch führen.

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Foto: dpa Die Us-botschaft am Pariser Platz in Berlin.

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