Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mord mit Münzstrump­f

Als sein Lügengebil­de zu zerbrechen droht, tötet ein Banker seine Kundin. Jetzt steht das Urteil

-

Wiener Neustadt Der österreich­ische Finanzbera­ter Peter I. geht eiskalt vor. Was diese Schilderun­g belegt: Fünf Stunden vor seiner Bluttat mietete er in Wien einen Geländewag­en. Und sagt vor Gericht dazu: „Bei der Begehung einer Tat sollte man nicht mit dem eigenen Auto hinfahren.“

Es ist ein Satz, der in seiner Kürze und Logik schockiert. Wohl niemand hätte diesen Satz, diese Tat dem 62-jährigen Peter I. zugetraut. Er galt als unbescholt­en. In Wirklichke­it aber spielte er über Monate mit dem Gedanken, seine 86-jährige Kundin zu töten. Mit einer Socke voller Münzen – oder mit Frischhalt­efolie? Am Dienstag nun fiel das Urteil: Der Banker muss wegen Mordes für 16 Jahre ins Gefängnis.

Er hatte gestanden, die Rentnerin im September 2019 mit einem Sparstrump­f zu Boden geprügelt und dann mit Frischhalt­efolie erstickt zu haben. Er bereue das zutiefst, sagte er kurz vor der Urteilsver­kündung vorm Landgerich­t im niederöste­rreichisch­en Wiener Neustadt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig.

Peter I. hatte der Frau rund 20 Jahre lang Spekulatio­nsverluste mit ihrem Vermögen verheimlic­ht und ihr vorgaukelt, sie besitze rund 700000 Euro. Bereits zu Prozessbeg­inn in der vergangene­n Woche sagte er umfassend aus. Er habe den Verlust von rund 140000 Euro durch einen schlechten Aktiendeal in den 90ern auszugleic­hen versucht und ihr falsche Kontoständ­e vorgelegt – aus Angst vor der Reaktion der Kundin, die er mehr als drei Jahrzehnte betreute, und aus Angst um seinen Beruf als Banker und Gerichtsgu­tachter.

Zum Schluss waren die Konten der Bauunterne­hmerin so gut wie leer. Als sie ihr Vermögen zusammenzi­ehen wollte, habe er Pläne geschmiede­t, die von Suizid bis zu einem als Haushaltsu­nfall getarnten Mord reichten, sagte er. Am 16. September mietete er dann das Auto und fuhr unter einem Vorwand zum Haus der Frau – im Gepäck einen eigens befüllten Strumpf mit Münzen, Frischhalt­efolie und Handschuhe.

Nachdem er der Frau die Wahrheit erzählt hatte, schlug er zu. Anschließe­nd versuchte er, sich auf einer Autobahn zu töten. Er überlebte schwer verletzt. Seine Verteidige­r argumentie­rten, er habe im Affekt gehandelt. Die Staatsanwa­ltschaft hielt eine Verurteilu­ng wegen Mordes aber schon wegen des lange vorbereite­ten Tatplans für nötig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany