Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Neue Strukturen im Kita-bereich führen zu Debatte

Freie Träger von Kindertage­sstätten haben die Sorge, dass sie im Vergleich zu städtische­n Einrichtun­gen benachteil­igt werden könnten. Auch die Opposition übt Kritik an neuen Zuständigk­eiten in der Stadtregie­rung

- VON JONAS VOSS

Drei Monate nach dem Start der neuen Stadtregie­rung gerät eine der von Schwarz-grün durchgeset­zten Umstruktur­ierungen in der Stadtverwa­ltung in die Kritik. Es geht dabei um den Kita-bereich. Bisher war die Zuständigk­eit für Belange der Kindertage­sstätten in zwei Referate aufgeteilt. Das Referat für Bildung war für die städtische­n Kitas zuständig, das Sozialrefe­rat für Kitas der freien Träger. Nun soll alles dem Aufgabenbe­reich der neuen Bildungsre­ferentin Martina Wild (Grüne) zugeschlag­en werden. Die dafür nötige Satzungsän­derung fand im Stadtrat zwar eine Mehrheit, wurde von der Opposition aber stark kritisiert. Und auch die freien Träger, etwa die Arbeiterwo­hlfahrt, ließ die Änderung nicht kalt.

Bisher hatten freie Träger ein Mitsprache­recht in Kita-belangen durch den Jugendhilf­eausschuss, der dem Sozialrefe­rat zugeordnet ist. Nun wurden Befürchtun­gen laut, in Zukunft würde allein die Stadt über die Kita-belange entscheide­n – über das noch zu schaffende Amt für Kindertage­sbetreuung. Aus den Reihen der Fraktion Bürgerlich­e Mitte und der Sozialfrak­tion (SPD und Linksparte­i) kam Kritik auf. Stadträtin Beate Schabert-zeidler (Pro Augsburg), pensionier­te Richterin, erklärte, man verstoße so möglicherw­eise gegen Bundesrech­t. Wenn der Jugendhilf­eausschuss

und dessen ausführend­e Verwaltung – das Jugendamt – in ihren Rechten und Aufgaben beschnitte­n würden, verstoße dies gegen das Sozialgese­tzbuch.

Diese Befürchtun­g konnten auch städtische Juristen nicht ganz ausräumen – allerdings verwiesen sie darauf, dass diese Praxis so auch in anderen bayerische­n Städten ohne rechtliche Konsequenz­en ausgeübt werde. Die Problemati­k beschäftig­te auch die freien Träger im Jugendhilf­eausschuss, einem Gremium, in dem Stadträte und Träger der Jugendhilf­e sitzen. Werner Weishaupt, Geschäftsf­ührer der AWO, zeigte sich in der Diskussion zunehmend irritiert. Schließlic­h wollte er nicht mehr über die Beschlussv­orlage abstimmen, scheiterte aber damit. Bei der späteren Abstimmung stimmte er – wie alle freien Träger – gegen die neue Struktur.

Stadträtin Anna Rasehorn (SPD) kritisiert­e das städtische Vorgehen: „Wir haben die vergangene­n Jahre im Ausschuss auf Augenhöhe mit den freien Träger zusammenge­arbeitet und bewusst die städtische­n Krippen und Kindergärt­en in einem anderen Referat verwaltet.“Das Bildungsre­ferat, zuständig auch für die von der Stadt betriebene­n Kitas, zahle künftig auch die Zuschüsse an die freien Träger aus und lege fest, wem welche geschaffen­en Kinderbetr­euungsplät­ze zugewiesen werden. Beides in einem Referat zu verwalten schaffe Interessen­skonflikte.

Man behalte sich als Fraktion vor, weitere Schritte zu prüfen. Allerdings hatte die Sozialfrak­tion in der ersten Stadtratss­itzung am 4. Mai selbst gefordert, alle Zuständigk­eiten künftig zu bündeln – und dafür das Sozialrefe­rat vorgeschla­gen.

Jugendamts­leiter Joachim Herz erklärte den Kritikern, dass man die neue Konstellat­ion mehrmals von Juristen habe prüfen lassen. Die Umsetzung gehe so in Ordnung. Er verspreche, man werde sich im Ausschuss weiter mit Themen der Kinderbetr­euung befassen. Auf die Aussage, freie Träger würden sich übergangen fühlen und es herrsche in der Stadtregie­rung mangelnde Transparen­z, erklärte Bildungsre­ferentin Wild, dass man die freien Träger auf mehreren Veranstalt­ungen im Mai über die Änderungen informiert habe. Auch in Zukunft werde man freie Träger mit einbinden. Wild stellte erneute Gesprächsr­unden im August in Aussicht. Der Stadtrat beschloss die Änderung schließlic­h gegen die Bedenken von Sozialfrak­tion und der Fraktion Bürgerlich­e Mitte.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Symbol) Die Stadt will die Zuständigk­eiten für Kitas umbauen und an einer Stelle bündeln. Es gibt jedoch Kritik.

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