Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der Bau läuft auf der ganzen Linie
Ab jetzt werden für die Verlängerung der Straßenbahnlinie 3 nach Königsbrunn die Gleise verlegt. Sie sollen bis zum Jahresende komplett liegen. Warum die Stadtwerke sicher sind, dass der straffe Zeitplan zu halten ist
Der Zeitplan ist straff: Im Dezember 2021 sollen die ersten Fahrgäste mit der verlängerten Straßenbahnlinie 3 von Augsburg nach Königsbrunn fahren können. Seit Dienstag werden die Gleise auf der Strecke verlegt, nachdem der Startschuss für die vorbereitenden Erdarbeiten bereits im vergangenen Herbst gefallen war. Bis Jahresende sollen sämtliche Gleise verlegt sein.
In Haunstetten sind die Baumaschinen bereits seit 14 Tagen unterwegs. In Königsbrunn gaben Stadtwerkechef Walter Casazza und Bürgermeister Franz Feigl jetzt den Startschuss – einige Vergabeverfahren hatten dort länger gedauert. Derzeit arbeiten die Bautrupps an vier verschiedenen Stellen auf der 4,6 Kilometer langen Strecke. Der Schwerpunkt liegt an der künftigen Wendeschleife an der ehemaligen Königstherme. Dort müssen die Gleisbauarbeiten im August abgeschlossen werden, damit ab September die Schulbusse wieder ihre gewohnte Haltestelle anfahren können. Ab Mitte August sei vorgesehen, dass an fünf bis sechs Punkten gleichzeitig gearbeitet wird, so Lars Horn, einer der beiden Projektleiter.
Etwa einen Meter ist der Boden auf der Trasse ausgehoben worden. Die Arbeiter legen ein Planum, eine möglichst gerade Grundlage. Danach folgt der Kabeltiefbau, eine Frostschutzschicht und eine zweite Planumschicht, auf die dann der Gleiskörper mit viel Beton aufgesetzt wird. Statt Schottergleisen, wie man sie bei Bahnstrecken verwendet, kommen hier Rasengleise zum Einsatz, weil sie besseren Schallschutz bieten sollen.
Nach der Winterpause folgen kommendes Jahr dann die weiteren Bauabschnitte. Sieben neue Haltepunkte entstehen entlang der Strecke, davon zwei auf dem 1,9 Kilometer langen Augsburger Teilstück. Die Strecke wird verkabelt und es entstehen an zahlreichen Stellen
Lärmschutzanlagen. Nach den Sommerferien im kommenden Jahr soll die Strecke einsatzbereit sein. Bis zum Starttermin ist eine dreimonatige Phase für technische Abnahmen und Schulungsfahrten vorgesehen. „Bislang liegen wir im Kosten- und Zeitplan“, sagte Walter Casazza. 52 Millionen Euro soll die Verlängerung der Linie 3 kosten.
Aus technischer Sicht stellen sich den Bautrupps nur wenige schwierige Punkte in den Weg, sagt Martin Müller, der bereits als Gesamtprojektleiter am Bau der Linie 6 und am Umbau des Königsplatzes beteiligt war. Etwas diffiziler sei die Mülldeponie auf Haunstetter Flur, über die die Trasse verläuft. Der instabile
Untergrund wird zunächst mit einer sogenannten Flachgründung befestigt, ehe die normalen Schichten des Gleiskörpers darübergebaut werden. Daher ist die Baugrube in diesem Bereich mit zwei Metern doppelt so tief wie in den anderen Bereichen. Ansonsten finden die Bauarbeiter stabile Verhältnisse vor. Der Lechkies eigne sich hervorragend als Baugrund, sagt Müller. Zudem haben die Arbeiter weitgehend freie Bahn, weil die Trasse meist auf freigehaltenen Grünstreifen oder über Felder verläuft. Man versuche die Anwohner zeitnah über anstehende Bauschritte vor ihrer Haustür zu informieren, sagte Walter Casazza. Gerade in Königsbrunn läuft die
Trasse teilweise unmittelbar an Wohnhäusern und Gärten vorbei.
Für die Autofahrer wird es in der Bauphase teilweise etwas enger, wenn Straßenquerungen anstehen. Im Augsburger Bereich ist davon vor allem die Inninger Straße betroffen. Der Knotenpunkt mit der Postillionstraße wird im Zuge des Straßenbahnbaus erweitert und erhält Abbiegespuren. Dazu wird der Verkehr teils über eine temporäre Verschwenkung an der Baustelle vorbeigeleitet. Nur wenn die Asphaltdeckschicht aufgebracht wird, muss der Bereich kurzzeitig gesperrt werden.
Wenn der neue Streckenabschnitt in Betrieb ist, sollen die Bahnen im 15-Minuten-takt nach Königsbrunn rollen. Die Stadtwerke kalkulieren mit etwa 10000 Fahrgästen pro Tag. Zwei Königsbrunner haben gegen den Planfeststellungsbeschluss geklagt. Im Eilverfahren wurde die Klage bereits abgewiesen, die Entscheidung im ordentlichen Verfahren steht noch aus.