Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Zeit bei MAN drängt
Aus heiterem Himmel von einem geplanten Stellenabbau in dieser Größenordnung getroffen zu werden, ist hart. Dass die Stimmung bei Belegschaft und Arbeitnehmervertretern aufgeladen ist, ist mehr als verständlich. Viele stellen sich nun die Frage, ob jemand das Debakel nicht doch hätte kommen sehen müssen. Insider erzählen nämlich, dass es schon länger nicht rundläuft bei MAN Energy Solutions und auch ein Restrukturierungsprogramm aus dem Jahr 2016 nicht nachhaltig gewesen sei. Dazu habe es Managementfehler gegeben und ohne die Beteiligung von VW wäre man schon früher in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Manche Mitarbeiter führen ins Feld, dass die Gewerkschaft – in diesem Fall mit Augsburgs Igmetall-chef Michael Leppek – im Aufsichtsrat vertreten ist und die Negativentwicklung hätte erkennen und gegensteuern müssen.
Der Gewerkschafter selbst stellt sich dieser Kritik und bringt vor, dass sich die Arbeitnehmervertreter immer wieder im entsprechenden Gremium zu diesem Thema geäußert und auf Lösungen gedrungen hätten. Man sei aber ständig vertröstet und hingehalten worden. Stets habe es geheißen, alles gehe seinen Weg. Dies wird auch seitens des Betriebsrats so bestätigt. Viel näher, so glauben sie und andere Kollegen, liegt die Vermutung, Volkswagen habe nur wenig Interesse gehabt, MAN wieder in sicheres Fahrwasser zu bringen. Dafür sei ein Verkauf angestrebt worden. Doch all die Spekulationen helfen nun nicht weiter. Das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen. Jetzt gilt es, schnell eine Rettungsaktion zu starten. Die Zeit drängt.