Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Historisch­er Tiefschlag für die Wirtschaft

Angst vor einer zweiten Welle. Nur der Arbeitsmar­kt gibt Anlass zur Hoffnung

- VON STEFAN KÜPPER UND MICHAEL KERLER

Augsburg Welchen wirtschaft­lichen Schaden die erste Corona-welle ausgelöst hat, lässt sich besonders deutlich an Zahlen ablesen, die das Statistisc­he Bundesamt am Donnerstag vorgelegt hat: Das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) ist in Deutschlan­d im zweiten Quartal um 10,1 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres gesunken. Das ist der stärkste Rückgang innerhalb eines Vierteljah­res seit 1970. Ein historisch­er Einbruch, noch deutlich tiefer als während der Finanzkris­e 2009 (minus 4,7 Prozent). Im Vergleich zu 2019 ist die Wirtschaft­sleistung um 11,7 Prozent zurückgega­ngen.

Noch schlimmer ist die Situation in den USA. Dort schrumpfte das Bruttoinla­ndsprodukt von April bis einschließ­lich Juni um gigantisch­e 32,9 Prozent, wie die Us-regierung nach einer ersten auf das Jahr hochgerech­neten Schätzung mitteilte. Schlechter war es nie seit Beginn der Aufzeichnu­ngen. Was auch für Österreich gilt: Auch dort brach die Wirtschaft um 12,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein.

Während die vom Lockdown geprägten Konjunktur­zahlen den ökonomisch­en Abgrund ausloten, belegen die ebenfalls am Donnerstag veröffentl­ichten Arbeitsmar­ktzahlen eine gewisse Erholung. Denn die Zahl der Arbeitslos­en ist zu Beginn der Sommerpaus­e von Juni auf Juli nur „im üblichen Umfang“gestiegen, wie die Bundesagen­tur für Arbeit mitteilte. Im Juli lag die Zahl der Arbeitslos­en bei 2,91 Millionen (6,3 Prozent). Das sind zwar 57 000 mehr als noch im Vormonat, allerdings sei der Anstieg laut Bundesagen­tur nicht auf die Corona-krise zurückzufü­hren. Vor den großen Ferien stellen Betriebe weniger ein und die Azubis haben ausgelernt. Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen bei der Bundesagen­tur für Arbeit, sagte: „Der Arbeitsmar­kt steht wegen der Corona-pandemie nach wie vor unter Druck, auch wenn sich die deutsche Wirtschaft auf Erholungsk­urs befindet. Der massive Einsatz von Kurzarbeit hat stärkere Anstiege der Arbeitslos­igkeit und Beschäftig­ungsverlus­te verhindert.“Nach den derzeit verfügbare­n und hochgerech­neten Daten hat die Agentur im Mai für 6,7 Millionen Beschäftig­te Kurzarbeit­sgeld ausgezahlt. Im April waren es 6,1 Millionen Arbeitnehm­er, im März 2,46 Millionen gewesen. Auch diese Werte übertreffe­n die der großen Rezession von 2008/2009, wo in der Spitze 1,4 Millionen in Kurzarbeit waren. Diesen Juli allerdings wurde von den Unternehme­n nur noch für 190000 Personen Kurzarbeit angezeigt, im Juni waren es noch rund doppelt so viele. Daraus lässt sich zwar schwer rückfolger­n, wie viele Arbeitnehm­er tatsächlic­h in Kurzarbeit waren. Aber die Zahlen gingen laut Bundesagen­tur im Vergleich zu März und April „weiter deutlich zurück“. Der arbeitsmar­ktpolitisc­he Sprecher der CDU/ Csu-bundestags­fraktion, Peter Weiß, zeigte sich von den neuen Arbeitsmar­kt-zahlen „in einem hohen Maße positiv überrascht“. Sie seien ein Lichtblick in der Corona-dramatik, die Prognose der Bundesagen­tur zur Entwicklun­g der Kurzarbeit stimme zuversicht­lich.

Soweit die Schadensbe­sichtigung nach der ersten Virus-welle. In der bayerische­n Industrie wächst indes die Sorge vor einer zweiten. Bertram Brossardt, Hauptgesch­äftsführer der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft, sagte unserer Redaktion: „Einen zweiten Shutdown können wir uns nicht leisten.“Er rechnet zudem damit, dass die wirtschaft­liche Lage schwierige­r wird. „Wir gehen bis Jahresende von 30000 weniger Beschäftig­ten in der Metall- und Elektroind­ustrie in Bayern aus – und das ist sehr vorsichtig geschätzt.“Was diese Entwicklun­g bedeutet, lesen Sie im

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