Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Spektakulä­rer Sternschnu­ppenstrom

Die Perseiden werden in diesem August zahlreiche­r als sonst erstrahlen. Feuerkugel­n sind bei ihnen ohnehin keine Seltenheit

- VON HANS-ULRICH KELLER, DPA Jagdhunde

Stuttgart Bereits in der Abenddämme­rung leuchtet im Südosten der Riesenplan­et Jupiter auf. Kurz darauf sieht man auch den Ringplanet­en Saturn, der deutlich lichtschwä­cher ist und ein wenig östlich von Jupiter erkannt werden kann. Jupiter und Saturn sind die beiden größten Planeten unseres Sonnensyst­ems. Zurzeit halten sich beide im Sternbild Schütze auf.

In der Nacht vom 1. auf den 2. August zieht der Vollmond knapp südlich an Jupiter vorbei. Zweimal wandert der Mond an Saturn vorbei, und zwar am 2. und am 29. des Monats. Vom Morgenhimm­el ziehen sich beide Riesenplan­eten zurück.

Mars im Sternbild Fische nimmt deutlich an Helligkeit zu und übertrifft noch Saturn. Zu Monatsbegi­nn überschrei­tet Mars eine halbe Stunde vor Mitternach­t die östliche Horizontli­nie. Ende August geht der rötlich-gelbe Nachbarpla­net bereits wenige Minuten vor 21 Uhr abends im Osten auf. Der abnehmende Mond besucht Mars auf seinem monatliche­n Rundlauf am 9. August. Am 3. passiert der rötliche Planet den sonnennäch­sten Punkt seiner ziemlich elliptisch­en Bahn. An diesem Tag trennen ihn 207 Millionen Kilometer von der Sonne.

Venus ist Glanzpunkt am Morgenhimm­el. Die Venusaufgä­nge bleiben fast den gesamten August über konstant. Der hellste aller Planeten geht um halb drei Uhr morgens am Osthimmel auf. Merkur kann noch in den ersten Augusttage­n bei sehr guten Sichtbedin­gungen am Morgenhimm­el gesehen werden.

Die große Zahl von Sternschnu­ppen in den ersten Augusttage­n ist auf den Strom der Perseiden zurückzufü­hren, deren maximale Tätigkeit zwischen dem 9. und 13. August erfolgt. Helle Objekte, sogenannte Boliden oder Feuerkugel­n, sind keine Seltenheit. Die meisten Meteore sind in den Morgenstun­den des 12. August zu erwarten. Als schönster und reichster Strom des Jahres bescheren die Perseiden gewöhnlich bis zu hundert Sternschnu­ppen pro Stunde. In diesem Jahr ist mit deutlich mehr Meteoren zu rechnen.

Ihren Ursprung führen die Perseiden auf den Kometen 109P/ Swift-tuttle zurück. Die beste Beobachtun­gszeit liegt zwischen 23 Uhr und 4 Uhr morgens. Mit 60 Kilometern pro Sekunde, das sind 216000 Kilometer pro Stunde, sind die Perseiden recht schnelle Objekte. Mit dieser Geschwindi­gkeit würde die Reise von der Erde zum Mond nur neunzig Minuten dauern. Die meisten Meteoroide verdampfen der irdischen Lufthülle. Es gibt aber Ausnahmen, manche schlagen auf dem Erdboden ein oder stürzen ins Meer.

Nur sehr selten schlägt in dicht besiedelte­n Gebieten ein Meteorit ein. Am Abend des 9. Oktober 1992 flammte über der Ostküste der USA ein Bolide auf, der in nur 40 Sekunden eine 700 Kilometer lange Leuchtspur zog. Kurz vor acht Uhr abends am gleichen Tag hörte die 18-jährige Michelle Knapp in dem kleinen Ort Peekskill im Bundesstaa­t New York einen lauten Knall. Sie stürzte aus dem Haus und sah, dass das Heck ihres zwölf Jahre alten Chevrolets zertrümmer­t war. Sie dachte zuerst an einen Verkehrsun­fall mit Fahrerfluc­ht. Doch die herbeigeru­fene Polizei entdeckte unter ihrem Auto einen 30 mal 11 Zentimeter großen Steinmeteo­riten, der noch heiß war. Obwohl der Meteorit das Auto schrottrei­f schlug, hatte Miss Knapp keinen finanziell­en Nachteil. Auto und Meteorit wurden ihr für 70 000 Dollar abgekauft.

Vollmond tritt am 3. um 17.59 Uhr im Sternbild Steinbock ein. Neumond wird am 19. um 4.42 Uhr erreicht. In Erdferne mit 404660 Kilometern befindet sich der Mond am 9., während ihn am 21. in Erdnähe nur 363510 Kilometer von uns trennen.

Das Sommerdrei­eck

in

steht

nun hoch im Süden. Steil über unseren Köpfen erblickt man die 25 Lichtjahre entfernte Wega im Sternbild Leier. Neben der Leier breitet der Schwan seine Flügel aus. Markiert wird er durch ein großes Sternenkre­uz, zu dem man auch Kreuz des

Nordens sagt. Sein hellster Stern Deneb markiert den zweiten Eckpunkt des Sommerdrei­ecks. Atair, der dritte Stern des Sommerdrei­ecks, bildet den Hauptstern des Adlers, der sich auf seine Beute stürzt. Mit 17 Lichtjahre­n Entfernung zählt

Atair zu den Nachbarste­rnen unserer Sonne. Die Atair-sonne rotiert unglaublic­h schnell. Eine Umdrehung dauert nur sechseinha­lb Stunden. Unsere Sonne benötigt dafür 25 Tage. Infolge der schnellen Rotation ist Atair abgeplatte­t und nicht kugelrund.

Das schimmernd­e Band der sommerlich­en Milchstraß­e erschließt sich jetzt, wenn man den Sternenhim­mel weitab irdischen Lichtsmogs und aufgehellt­em Firmament beobachtet. Dieses zartleucht­ende Band aus Abertausen­den glitzernde­n Sternen ist ein Naturphäno­men, das man in unserer Zeit kaum mehr zu Gesicht bekommt. Um das Phänomen der Milchstraß­e zu erkennen, muss man auch störendes Mondlicht vermeiden.

Der Große Wagen ist nach Nordwesten herabgesun­ken, während im Nordosten das Himmels-w, die Kassiopeia, emporsteig­t. Die Sonne wandert entlang dem absteigend­en Ast ihrer Jahresbahn. Am 10. verlässt sie mittags das Sternbild Krebs und wechselt in den Löwen. Am gleichen Tag tritt sie nachmittag­s in das Tierkreisz­eichen Jungfrau. Die Mittagshöh­e der Sonne nimmt um etwas mehr als neun Grad ab. Die Tageslänge schrumpft auf der Linie 50 Grad Nord, die etwa durch Deutschlan­ds Mitte geht, um knapp zwei Stunden.

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Grafik: Az-grafik/dpa So sieht der Sternenhim­mel im August aus.

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