Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Mit dem Saxofon gegen die Gewalt
Immanuel Wilkins ist ein moderner Krieger, das Altsaxofon seine Waffe. Gerade mal 22, macht er nicht einfach nur Musik. Wilkins debütiert als Leader mit einem Hörstück über das fortdauernde Leiden der schwarzen Bevölkerung in den USA. Weil dies nach Meinung des Saxofonisten eine „American Tradition“sei, komponierte er Suiten, die den Lynchmord 1918 an Mary Turner thematisieren oder das Schicksal von Mike Brown, der 2014 von einem weißen Polizisten von hinten erschossen wurde. Dass ihn dann die Aktualität mit George Floyd, Breonna Taylor oder Ahmaud Arbery einholte, verleiht dem Album eine bedrückende Relevanz. Wilkins vollführt mit seiner immensen Bandbreite zwischen zartem Flüstern und heißeren Schreien einen Seiltanz in bester Kenny-garrett-manier zwischen Wut, Anklage, Trauer und Hoffnung. Cuttingedge-jazz auf hohem Niveau.
★★★★✩