Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Hände weg von unseren Songs!
Pop- und Rock-größen wehren sich gegen die Verwendung ihrer Musik durch Politiker
Washington/berlin Us-präsident Donald Trump auf großer Bühne, dazu der Freiheitssong „Rockin’ In The Free World“von Neil Young: Diese Vorstellung wurde dem kanadisch-amerikanischen Musiker wohl unerträglich. Der überzeugte Demokrat Young prüft deswegen jetzt rechtliche Schritte gegen den Republikaner Trump.
Im Kampf gegen eine Zweckentfremdung ihrer Lieder in Wahlkampf-shows von Us-politikern verlangen auch andere Stars wie Mick Jagger und Keith Richards oder Elton John von den Parteien, ihre Musik nicht ohne Zustimmung zu verwenden. Sie sind Teil des Bündnisses Artist Rights Alliance (ARA), das Rechte von Songwritern und Musikern einfordert. Auch Künstler wie Alanis Morissette, Steven Tyler (Aerosmith), Linkin Park, R.E.M., Blondie, Courtney Love, Elvis Costello oder Lionel Richie unterzeichneten deshalb einen entsprechenden Brief an Gremien der Republikaner und Demokraten.
Schaut man sich eine vom Magazin Rolling Stone zusammengestellte Protestler-liste an, dann fällt auf: In den meisten Fällen wehren sich linksliberale, den Demokraten zuneigende Rock- und Popstars gegen eine Vereinnahmung durch die konservativen Republikaner. Legendär ist der Streit von Bruce Springsteen mit den Wahlkampftruppen Ronald Reagan und anderer Republikaner, die sein Lied „Born In The USA“für patriotische Zwecke nutzen wollten. Da habe man seinen (gesellschaftskritischen) Text gründlich missverstanden, so der volksnahe Songdichter.
Der 74-jährige Young dachte jetzt offenkundig ähnlich, als er sah, wie der von ihm zutiefst verachtete Trump seinen berühmten Song vom Album „Freedom“Anfang Juli in einer Ansprache am Mount Rushmore nutzte. „Stellt Euch vor, wie es sich anfühlt, „Rockin’ In The Free World“zu hören, nachdem dieser Präsident gesprochen hat – als wäre es sein Titelsong. Ich habe ihn nicht dafür geschrieben.“Er sei nun dabei, „den Präsidenten zu verklagen“, schrieb Young.
Immer wieder haben berühmte Musiker ähnlich angesäuert oder empört auf die Aneignung ihrer Melodien und Texte reagiert. So war Bobby Mcferrin überhaupt nicht glücklich, als George Bush senior 1988 seinen Gute-laune-hit „Don’t Worry, Be Happy“spielen ließ – der Afroamerikaner, Unterstützer der Demokraten, ließ sich auch von einer Charmeoffensive des Bush-lagers nicht einwickeln. Sting störte sich an der Verwendung seines Liedes „Brand New Day“durch George W. Bush im Wahlkampf des Jahres 2000. Und Jackson Browne wandte sich gegen die Nutzung von „Running On Empty“durch John Mccain im Us-wahlkampf gegen Barack Obama 2008.
Die Rolling Stones haben ebenfalls schon Unmut bekundet über den jetzigen Us-präsidenten Trump. Ihr Song „You Can’t Always Get What You Want“ertönte 2016 auf Wahlkampfauftritten Trumps – ohne Einverständnis der Briten. Doch klingt die Textzeile „Ihr könnt nicht immer bekommen, was Ihr wollt“inzwischen zweideutig, da Trump um seine Wiederwahl bangen muss. Eine weitere Zeile des Liedes von 1968: „Aber Ihr bekommt, was Ihr braucht“. Vielleicht ja auch den braven Demokraten Joe Biden. Viele Rockstars werden es sich wünschen.