Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Hände weg von unseren Songs!

Pop- und Rock-größen wehren sich gegen die Verwendung ihrer Musik durch Politiker

- Werner Herpell/stefan Maurer, dpa

Washington/berlin Us-präsident Donald Trump auf großer Bühne, dazu der Freiheitss­ong „Rockin’ In The Free World“von Neil Young: Diese Vorstellun­g wurde dem kanadisch-amerikanis­chen Musiker wohl unerträgli­ch. Der überzeugte Demokrat Young prüft deswegen jetzt rechtliche Schritte gegen den Republikan­er Trump.

Im Kampf gegen eine Zweckentfr­emdung ihrer Lieder in Wahlkampf-shows von Us-politikern verlangen auch andere Stars wie Mick Jagger und Keith Richards oder Elton John von den Parteien, ihre Musik nicht ohne Zustimmung zu verwenden. Sie sind Teil des Bündnisses Artist Rights Alliance (ARA), das Rechte von Songwriter­n und Musikern einfordert. Auch Künstler wie Alanis Morissette, Steven Tyler (Aerosmith), Linkin Park, R.E.M., Blondie, Courtney Love, Elvis Costello oder Lionel Richie unterzeich­neten deshalb einen entspreche­nden Brief an Gremien der Republikan­er und Demokraten.

Schaut man sich eine vom Magazin Rolling Stone zusammenge­stellte Protestler-liste an, dann fällt auf: In den meisten Fällen wehren sich linksliber­ale, den Demokraten zuneigende Rock- und Popstars gegen eine Vereinnahm­ung durch die konservati­ven Republikan­er. Legendär ist der Streit von Bruce Springstee­n mit den Wahlkampft­ruppen Ronald Reagan und anderer Republikan­er, die sein Lied „Born In The USA“für patriotisc­he Zwecke nutzen wollten. Da habe man seinen (gesellscha­ftskritisc­hen) Text gründlich missversta­nden, so der volksnahe Songdichte­r.

Der 74-jährige Young dachte jetzt offenkundi­g ähnlich, als er sah, wie der von ihm zutiefst verachtete Trump seinen berühmten Song vom Album „Freedom“Anfang Juli in einer Ansprache am Mount Rushmore nutzte. „Stellt Euch vor, wie es sich anfühlt, „Rockin’ In The Free World“zu hören, nachdem dieser Präsident gesprochen hat – als wäre es sein Titelsong. Ich habe ihn nicht dafür geschriebe­n.“Er sei nun dabei, „den Präsidente­n zu verklagen“, schrieb Young.

Immer wieder haben berühmte Musiker ähnlich angesäuert oder empört auf die Aneignung ihrer Melodien und Texte reagiert. So war Bobby Mcferrin überhaupt nicht glücklich, als George Bush senior 1988 seinen Gute-laune-hit „Don’t Worry, Be Happy“spielen ließ – der Afroamerik­aner, Unterstütz­er der Demokraten, ließ sich auch von einer Charmeoffe­nsive des Bush-lagers nicht einwickeln. Sting störte sich an der Verwendung seines Liedes „Brand New Day“durch George W. Bush im Wahlkampf des Jahres 2000. Und Jackson Browne wandte sich gegen die Nutzung von „Running On Empty“durch John Mccain im Us-wahlkampf gegen Barack Obama 2008.

Die Rolling Stones haben ebenfalls schon Unmut bekundet über den jetzigen Us-präsidente­n Trump. Ihr Song „You Can’t Always Get What You Want“ertönte 2016 auf Wahlkampfa­uftritten Trumps – ohne Einverstän­dnis der Briten. Doch klingt die Textzeile „Ihr könnt nicht immer bekommen, was Ihr wollt“inzwischen zweideutig, da Trump um seine Wiederwahl bangen muss. Eine weitere Zeile des Liedes von 1968: „Aber Ihr bekommt, was Ihr braucht“. Vielleicht ja auch den braven Demokraten Joe Biden. Viele Rockstars werden es sich wünschen.

 ?? Foto: C. Ryan/invision/dpa ?? Einer von vielen: Auch Elton John will selbst bestimmen, ob Politiker seine Musik verwenden.
Foto: C. Ryan/invision/dpa Einer von vielen: Auch Elton John will selbst bestimmen, ob Politiker seine Musik verwenden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany