Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Rast und die doppelte Herausforderung
Der Audi-fahrer wird in 23 Tagen zwölf Rennen bestreiten. In der DTM und der Formel E. Größer kann ein Unterschied der Rennklassen kaum sein
Augsburg René Rast spricht selbst von einem Marathon. Einem über 23 Tage. Dabei ist Rast kein Langstreckenläufer, sondern Rennfahrer. Die nächsten Tage und Wochen aber haben es in sich. Der 33-Jährige fährt zunächst an diesem Wochenende im Deutschen Tourenwagen-masters (DTM) im belgischen Spa, am Mittwoch nächster Woche ist er als Neuling beim Saisonendspurt der Formel E in Berlin dabei. Und seine Rennhatz wird mit dem Dtm-rennen vom 21. bis 23. August auf dem Lausitzring beendet.
Unterschiedlicher könnten die Aufgaben kaum sein. Erst im Tourenwagen sitzen und versuchen, für Audi einen ordentlichen Abschied aus der DTM hinzukriegen. Und wenige Tage später sich für den Hersteller aus Ingolstadt in der Formel E beweisen.
Es ist eine komplett andere Art des Rennfahrens. Eine, an die sich Rast erst noch gewöhnen muss. In dieser Woche liegt sein Fokus auf der DTM. Nach dem Spa-wochenende geht es für ihn gleich weiter in Berlin.
Das Fahren in der Formel E ist gänzlich anders als in den übrigen Motorsportklassen. Hier geht es viel um Energiemanagement, um Haushalten mit den Ressourcen. „Ich bin noch am Lernen“, sagt Rast in einer virtuellen Pressekonferenz seines Arbeitgebers. Er ist aus Neuburg, dem Sitz von Audi Sport, zugeschaltet. Sein Formel-e-kollege Lucas di Grassi dagegen aus seinem Auto. Immer wieder bricht die Verbindung zum Brasilianer ab. Statt mit dem Flugzeug reist er diesmal mit dem Auto von seinem Wohnort Monaco nach Neuburg an. Alles wegen Corona, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren.
Sowohl bei der DTM als auch der Formel E werden nur wenige Personen an der Rennstrecke sein. Während die Tourenwagen allerdings in ihrer Notsaison auf verschiedenen Strecken unterwegs sind, fahren die vollelektrischen Fahrzeuge ihren Saisonabschluss nach fünf Monaten
Pause mit sechs Rennen allesamt in Berlin-tempelhof. Los geht es am Mittwoch kommender Woche. Zunächst wird gegen den Uhrzeigersinn gefahren, die Rennen drei und vier finden auf der gewohnten Streckenführung statt, die beiden letzten Veranstaltungen haben ein ganz neues Layout. Erst vor wenigen Tagen haben die Teams die genauen Daten bekommen, umso schwieriger wird die Vorbereitung. Gerade für einen Neuling wie Rast.
Der zweifache Dtm-champion hat das Formel-e-cockpit von Daniel Abt übernommen. Der Kemptener hatte seinen Platz verloren, nachdem er bei einem virtuellen Rennen einen E-sport-profi für sich hatte fahren lassen. Er entschuldigte sich zwar prompt, das half ihm aber nicht mehr. Nun also darf sich Rast versuchen. „Man muss sich sehr gut organisieren“, sagt der Rennfahrer über seine kommenden Wochen, „um keine Termine zu verpassen.“
Er habe in der Vorbereitung versucht, was möglich ist. Für beide Serien. Er weiß aber auch, dass die
Herausforderung groß ist. „Das liebe ich aber“, sagt der 33-Jährige. Das Formel-e-auto sei eines der schwierigsten.
Mit Testfahrten auf dem Lausitzring hat er versucht, sich der perfekten Fahrweise zu nähern. Nach dieser Saison wird Audi aus der DTM aussteigen, Rast hat nun die Möglichkeit, sich für ein weiteres Engagement in der Formel E zu bewerben. Wenn er beim Sechsfach-rennen in Berlin überzeugt. Leicht wird das nicht.
Mit Lucas di Grassi aber hat er einen starken Teamkollegen, der in der Saison 2016/17 den Titel gewann und auch in diesem Jahr hofft, am Ende ganz oben zu stehen. „Wir fahren nach Berlin, um den Titel zu holen – das ist mein klares Ziel“, sagt der Brasilianer. „Er ist sehr offen und hilft mir viel“, erzählt Rast, der bisher nur einmal in einem Formele-auto saß. Das war 2016 als Gaststarter an der Strecke am Alexanderplatz in Berlin. Sieben Formele-rennen also werden bald in der Vita von Rast stehen. Alle in Berlin.