Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ängste wegen Umbau der Bungalowsi­edlung

Die Stadt will aus dem betreuten Wohnen am Servatius-stift eine moderne Mehrgenera­tionenanla­ge machen. Dazu müssten die beliebten Bungalows abgerissen werden. Was die Senioren umtreibt

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Die Stadt Augsburg hat große Pläne für die Bungalowsi­edlung beim Anna-hintermayr-stift. Wenn es nach den Vorstellun­gen des Stiftungsa­mtes geht, könnte die Siedlung aus den 60er-jahren in wenigen Jahren durch eine moderne Mehrgenera­tionenanla­ge ersetzt werden. Doch bei den Senioren, die derzeit dort im betreuten Wohnen untergebra­cht sind, lösen die Pläne auch Ängste aus.

Die 24 Bungalows mit insgesamt 112 Wohneinhei­ten sind bei Rentnern äußerst beliebt, nach wie vor gibt es eine Warteliste, sagt Stiftungsa­mtsleiter Dieter Uitz. Die Anlage liegt etwas versteckt und idyllisch in direkter Nachbarsch­aft zum Servatius-stift in der Fritzhinte­rmayr-straße, dessen Dienstleis­tungen die Senioren bei Bedarf in Anspruch nehmen können. Es gibt einen Park, Freizeitmö­glichkeite­n wie Minigolf und Boccia und ein Gemeinscha­ftshaus. Doch man merkt der Anlage ihr Alter an, sagt Uitz. Obwohl die Bungalows immer wieder saniert wurden und zuletzt beispielsw­eise altersgere­chte Bäder bekamen, entspräche­n sie mittlerwei­le nicht mehr den aktuellen Anforderun­gen an altersgere­chtes Wohnen.

Die Pläne des Stiftungsa­mtes sind noch ganz am Anfang, betont Uitz. Man will die Anlage abreißen und nach modernen Standards neu errichten. „Ziel ist eine Mehrgenera­tionenwohn­anlage unter Erhaltung des Inselchara­kters mitten im Grünen“, erläutert der Stiftungsa­mtsleiter. Wie an anderer Stelle in der Stadt, sollen Senioren und junge Familien die Anlage gemeinsam bewohnen und voneinande­r profitiere­n. Momentan liegt das Durchschni­ttsalter der Mieter bei 80 Jahren.

Ein erster Schritt in diese Richtung ist schon geschehen. Die Fritzhinte­rmayr’sche Altersheim­stiftung baut das ehemalige Gemeinscha­ftshaus in der Bungalowan­lage zu einer Kindertage­sstätte um. Die Einrichtun­g soll später einmal Platz für 99 Mädchen und Jungen in drei Kindergart­en- und einer Krippengru­ppe bieten.

Wenn die Pläne des Stiftungsa­mtes umgesetzt werden können, sollen statt der Einzelbung­alows vier Quartiere mit jeweils einem Innenhof entstehen, dazu ein neues Gemeinscha­ftshaus, eine zentrale Tiefgarage und Carsharing für das Mehrgenera­tionenwohn­en. „Natürlich wird alles barrierefr­ei und nach den neuesten Standards für Seniorenwo­hnen ausgestatt­et“, so Uitz. Die geplanten Wohnungen verfügten über eine spezielle Sensorik, Notrufsyst­eme oder beispielsw­eise

Bewegungsm­elder im Erdgeschoß. Statt der flachen Bungalows könnten zwei- und dreigescho­ssige Wohnhäuser entstehen, die Platz für insgesamt 130 bis 140 Wohneinhei­ten bieten. Dazu käme ein Personalwo­hnungsgebä­ude für die Mitarbeite­r der Altenhilfe.

Noch in diesem Jahr will das Stiftungsa­mt die Bauvoranfr­age für das Projekt bei der Stadt stellen, im nächsten Jahr rechnet man damit, die Planungsau­fträge vergeben zu können. Wenn die Kosten für das Projekt absehbar sind, wolle man 2022 einen Bauantrag stellen. 2023 könnten dann die Bagger rollen, so

Uitz. Weil die Bungalows bewohnt sind, sollen sie abschnitts­weise abgerissen werden. Die Mieter würden übergangsw­eise in leer stehenden Wohnungen untergebra­cht. „Niemand muss die Anlage verlassen und keinem Mieter wird wegen der Baumaßnahm­en gekündigt“, verspricht Uitz.

Man führe mit den Mietern bereits erste Gespräche – viele freuten sich, dass etwas passiert, sagt er. Ängste, die so eine Maßnahme unweigerli­ch auslösten, würden ernst genommen. „Wer beispielsw­eise Hilfe beim Umzug braucht, dem wird selbstvers­tändlich geholfen“, so der Stiftungsa­mtschef.

Der Umzug sei ihre kleinste Sorge, sagt Bewohnerin Bernadette Mayr. Viele ihrer Nachbarn teilten allerdings andere Bedenken, betont die Mieterin. „Für eine Stadt ist es hier beispielha­ft ruhig – damit ist es doch vorbei, wenn erst mal Familien mit Kindern einziehen“, sagt sie. An die positiven Effekte des Mehrgenera­tionenproj­ekts will sie nicht glauben. „Wer hier wohnt, will Ruhe“, betont die Rentnerin.

Sie fürchtet außerdem um den schönen alten Baumbestan­d, der den Bauarbeite­n zum Opfer fallen könnte. Schon der geplante Kindergart­en habe für große Unruhe unter den Mietern der Bungalowan­lage geführt. „Ich finde, das Projekt passt nicht hierher“, sagt Bernadette Mayr.

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Foto: Fridtjof Atterdal Die Bungalowsi­edlung beim Anna-hintermayr-stift könnte schon bald einer modernen Mehrgenera­tionen-wohnanlage weichen müssen.

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