Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Schmerzen in der Schwangerschaft
In der Bewegung sind viele werdende Mütter ohnehin eingeschränkt. Oft kommt ein Stechen am Schambein dazu
Es zieht bei jedem Schritt: Manche Schwangere kann ohne Schmerzen im Bereich des Schambeins nicht mehr laufen. Grund ist meist eine sogenannte Symphysenlockerung. Die gute Nachricht: In den allermeisten Fällen ist das kein Grund zur Sorge. Es besteht keine Gefahr für das Baby, und in der Regel lassen die Beschwerden bald nach der Geburt wieder nach. Wichtige Fragen und Antworten zum Thema:
Was ist eine Symphysenlockerung?
In der Schwangerschaft sorgen Hormone dafür, dass das Bindegewebe aufgelockert wird – und damit auch die Symphyse und die Kreuzdarmbeingelenke am Beckenring. Dadurch wird der Beckenring als Vorbereitung auf die Geburt dehnbarer. Bei manchen Frauen kann das aber auch zu der schmerzhaften Symphysenlockerung führen.
Was sind die Symptome?
Schmerzen unter dem Schamhügel – beim Laufen, Treppensteigen und anderen Belastungen. „Manche Schwangere kann ohne Schmerzen nicht mehr laufen“, sagt Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte.
Wie wird eine Symphysenlockerung behandelt?
Schonung und Krankengymnastik kann helfen. Die Rücken- und Bauchmuskulatur sowie der Beckenboden werden dabei stabilisiert, sagt Prof. Hermann Locher, Chirurg und Orthopäde sowie Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin. „In ausgeprägten
Fällen hilft der Becken- oder Symphysengurt.“
Ist eine Symphysenlockerung gefährlich?
Nein, weder für die Frau noch für das Baby, sagt Locher. Es handle sich um sogenannte funktionelle Beschwerden, die sich nicht negativ auf den Verlauf der Schwangerschaft oder die Entwicklung des Babys auswirken. Auch Frauenarzt Albring sagt: „Eine Gefahr für das Baby besteht nicht.“Allerdings könne ein Kaiserschnitt notwendig werden, damit die Symphyse nicht reißt.
Warum bekommen es manche Frauen und andere nicht?
Das liegt an der Struktur des Bindegewebes und wie stark es sich durch die Hormone lockert. Albring: „Das Phänomen ist etwas häufiger beim zweiten und dritten Kind, weil die Symphyse durch die vorangegangenen Geburten manchmal schon vorbelastet ist.“
Wie wird man die Schmerzen wieder los?
Meist verschwinden die Beschwerden zwei Wochen bis drei Monate nach der Geburt von allein. In manchen Fällen dauert es aber länger.
Was ist eine Symphysenruptur?
Damit ist das Auseinanderreißen des Faserknorpels gemeint. Das passiert in der Regel bei Unfällen und in sehr seltenen Fällen auch während der Geburt. Typisch seien starke, stechende Schmerzen hinter dem Schamhügel, die bei jeder Wehe noch stärker werden. Stehen und Gehen ist dann nach der Geburt sehr schmerzhaft, auch jede Änderung der Liegeposition. Behandelt wird das Ganze in der Regel durch das Tragen eines Symphysengurtes. Dazu kommen Krankengymnastik und Entlastung. In sehr schweren Fällen und wenn das Becken instabil bleibt, muss die Betroffene operiert werden.