Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Endlich ist genug Sandro Wagner für alle da

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Es ist der Sommer der ebenso großen wie frühen Fußball-abschiede. André Schürrle mit 29 Jahren, Benedikt Höwedes mit 32 Jahren – die beiden Weltmeiste­r beendeten ihre Karrieren in einem Alter, in dem andere den letzten großen Vertrag unterschre­iben. Seit Sonntag weiß man, dass dies aber nur der Vorlauf zu einem noch größeren Servus war: Sandro Wagner, von seinen Fans mit dem Adelstitel „Lord“und der Formel „No Sandro, no party“(samt T-shirt-kollektion) bedacht, hängt seine Fußballsch­uhe an den Nagel. Mit nur 32 Jahren.

Seine Nationalma­nnschaftsl­aufbahn hatte der Stürmer 2018 nach acht Spielen für beendet erklärt, weil ihn Bundestrai­ner Jogi Löw nicht für die WM in Russland nominiert hatte. Was passiert, wenn man freiwillig auf einen einsatzber­eiten Sandro Wagner verzichtet, dürfte mittlerwei­le bekannt sein. Wagner war bekannt für eine schonungsl­ose Einschätzu­ng der Realität und sah sich selbst logischerw­eise jahrelang als „besten deutschen Stürmer“. Zuletzt war er immerhin der beste deutsche Stürmer in China – im Januar 2019 war er vom FC Bayern zu TJ Teda gewechselt, den Vertrag hatte er vor wenigen Tagen aufgelöst. Ein Trikot eines anderen Klubs wird sich Wagner nicht mehr überstreif­en und stattdesse­n eine Trainerlau­fbahn einschlage­n. Wie er im September 2019 betonte, habe er ohnehin einen Trainerjob beim FC Bayern in Aussicht: „Ich möchte da nicht ins Detail gehen, aber ich habe mit Bayern München alles geklärt.“

Was das Selbstvers­tändnis angeht, kann es für Wagner sogar gar keinen anderen Arbeitgebe­r geben. Als Wagner bei Hertha BSC Berlin spielte, wurde er gefragt, wer größer sei – er oder sein Mitspieler Jens Hegeler. Antwort: „Er ist wie ich 1,94 Meter groß. Aber ich bin bayrische 1,94 Meter, die sind noch etwas höher.“Dass er in Berlin so selten spielte, sei übrigens nicht seine Schuld gewesen, wie er stimmig darlegte: „Ich konnte mich ja bei Hertha nicht selber aufstellen.“

Sollte es mit dem Trainerjob wider Erwarten nicht klappen, lässt sich Wagner noch ein weiteres Hintertürc­hen offen. Vor Jahren erklärte er: „Politik ist mein großes Hobby. Ich kann mir sogar vorstellen, später mal in Bayern Politik zu machen. Ich bin ja Bayer, da ist die CSU groß.“So oder so – die gute Nachricht lautet: Jetzt ist genug Sandro Wagner für alle da.

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Sandro Wagner
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