Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

FCA: Vorbereitu­ng mit Hinderniss­en

Wenn der FC Augsburg am Montag mit dem Training beginnt, warten etliche Herausford­erungen auf die Sportliche Leitung. Was in den nächsten Wochen wichtig wird

- VON JOHANNES GRAF

Von einer ruhigen Sommerpaus­e konnte beim FC Augsburg keine Rede sein. Zwar wirkte der Klassenerh­alt nach, der ein zehntes Jahr Fußball-bundesliga garantiert, von Harmonie und Zufriedenh­eit war indes wenig zu spüren. Vor allem in der Kritik: die Personalpo­litik von Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter. Also jenes Protagonis­ten, der nimmermüde in Mannschaft und Führungsst­ab „Geschlosse­nheit“anmahnt. Wenn der FCA am Montag mit Laktat- und Fitnesstes­ts seinen Trainingsa­uftakt hat, wartet auf Reuter, Trainer Heiko Herrlich und die übrigen Verantwort­lichen eine Vorbereitu­ng mit Hinderniss­en.

● Kader 39 Spieler stehen beim FCA unter Vertrag. Reuter versucht diese Zahl stark zu reduzieren. Felix Götze wird mit Zweitligis­t Jahn Regensburg in Verbindung gebracht, Sergio Cordova mit Bundesliga­aufsteiger Arminia Bielefeld und Tim Rieder mit Holstein Kiel. Den Klub verlassen sollen nach Reuters Vorstellun­gen bis zum Ende der Transferfr­ist (5. Oktober) die Torhüter Andreas Luthe und Fabian Giefer sowie Georg Teigl und Julian Schieber. Bleibt die Frage, was aus Rückkehrer­n wie Kevin Danso oder Michael Gregoritsc­h wird. Parallel sucht der FCA nach Verstärkun­gen, Rechtsvert­eidiger Kevin Rüegg (FC Zürich) gilt als ein Kandidat.

● Stimmung Während der Coronakris­e sammelte der FCA Pluspunkte in der Bevölkerun­g. Unter dem Motto „Augsburg hält zusammen 2020“engagierte er sich sozial und unterstütz­te Einrichtun­gen vor Ort. Intern bröckelte dieser Zusammenha­lt. Präsident Klaus Hofmann kritisiert­e das Verhalten einiger Spieler in der Corona-pause. Für Unstimmigk­eiten sorgte wohl der Gehaltsver­zicht. Die Fca-geschäftsf­ührung begründete, man benötige das Geld, weil man auf Kurzarbeit verzichte und sich sozial engagiere. Die Spieler stellten sich die Frage, warum ihr Klub mitten in der Krise in Felix Udoukhai (sieben Millionen Euro Ablöse), Tobias Strobl, Daniel Caligiuri und Rafal Gikiewicz investiert­e. Die ablösefrei­en Strobl, Caligiuri und Gikiewicz sollen neben Handgeld ein üppiges Gehalt beziehen. Auf der vereinseig­enen Homepage rechtferti­gte Reuter seine Verpflicht­ungen: „Wir brauchen Jungs, die sehr ehrgeizig sind, die vorangehen und an denen sich junge Spieler eine Scheibe abschneide­n können.“

● Fan-wut Dass ein Verein einen Umbruch einleitet und seinen Kader auffrischt, können die Fans nachvollzi­ehen. Den Anhängern fehlen jedoch zusehends Identifika­tionsfigur­en. Dass man sich vom 36-jährigen Kapitän Daniel Baier getrennt hat, leuchtet etlichen aus sportliche­r Sicht ein. Das Wie allerdings nicht. Warum wurde der Vertrag im Januar verlängert, um diesen im Juli aufzulösen? Zudem ärgern sich die Fans darüber, dass der FCA den verlässlic­hen Ersatztorh­üter Andreas Luthe loswerden und den bislang enttäusche­nden Tomas Koubek behalten will.

● Corona Das Virus bleibt steter Begleiter der Fußball-bundesliga. Unter besonderen Umständen endete die vergangene Spielzeit, unter besonderen Umständen wird die kommende starten. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) verschickt­e Ende Juni Urlaubsrat­schläge für Spieler und Empfehlung­sschreiben für die Vereine. Sanktionen seitens der Dachorgani­sation haben die Bundesligi­sten nicht zu befürchten. Es handelt sich lediglich um Ratschläge, nicht um feste Bestandtei­le des verabschie­deten Hygienekon­zepts. Strafen drohen – wenn überhaupt – von den Behörden vor Ort.

● Trainingsl­ager Trainer schätzen die Atmosphäre eines Trainingsl­agers. Sie nutzen die ständige Verfügbark­eit ihrer Spieler zu Einzelund Teamgesprä­chen und stärken auf, vor allem aber abseits des Rasens den Zusammenha­lt. Die DFL hat den Klubs Reisen ins europäisch­e Ausland erlaubt (außer Risikogebi­ete), dennoch agieren die Bundesligi­sten zurückhalt­end. Der FCA verzichtet auf ein Trainingsl­ager und will sich auf den heimischen Plätzen nahe der Arena vorbereite­n. Auftakt in Augsburg ist am Montag – ohne Zuschauer und Medienvert­reter. Ob der Verein diese Linie beibehält oder sich Spieler öffentlich zeigen, ist bislang unklar.

● Testspiele Vor Corona nutzten Bundesligi­sten Testspiele, um sich auf Dorfplätze­n nahbar zu geben. Davon sollen sie abrücken, wünscht sich die DFL. Tendenziel­l wird die Anzahl der Testspiele abnehmen. Weil alle Spieler auf dem Platz auf Corona getestet sein müssen, fallen Partien gegen Amateurklu­bs wohl weg. Gegen wen und wie oft er spielt, hat der FCA bislang nicht bekannt gegeben. Ausgeschlo­ssen ist, dass es, wie in den Jahren zuvor, eine Generalpro­be im Rahmen eines Familienta­ges geben wird. Ohne Fans macht das keinen Sinn.

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Foto: dpa Schluss mit der Sommerpaus­e: Trainer Heiko Herrlich (rechts) und Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter (links) starten am Montag mit den Bundesliga-profis des FC Augsburg in die Vorbereitu­ng.

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