Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Von Venedig bis Brecht

Autor Karl Greisinger erinnert sich

- VON SYBILLE SCHILLER

Wenn der 80 Jahre alte Augsburger Autor Karl Greisinger zur Feder greift, um einen Essay, eine Erzählung zu schreiben, dürfen seine Leser gewiss sein, dass er Goethe, Thomas Mann, vor allem Bertolt Brecht reflektier­t. Keinesfall­s fehlen darf auch der Sehnsuchts­ort Venedig. Deshalb beginnt Greisinger sein neues Buch „Ein Satz für eine Geschichte“mit „Buon giorno“. Dieser Gruß gilt dem Italiener um die Ecke von Greisinger­s Augsburger Zuhause. Was folgt, sind Satz für Satz Erinnerung­en an die Lagunensta­dt, an „Die Contessa speist im Fisch-restaurant“, gefolgt vom Nachdenken über „Die kleine Welt meines Vaters“und wieder zurück zu den „Elstern in Venedig“, bevor das Kapitel „Satiren“beginnt mit Verweisen auf Goethes „Faust“, Thomas Manns „Tonio Kröger“und BBS „Geschichte­n vom Herrn Keuner“.

Greisinger hat sich in Augsburg durch Beiträge im „Dreigrosch­enheft“und der Literaturz­eitschrift „Gegenwind“einen Namen gemacht. 1996 erhielt er den Kunstpreis (Belletrist­ik) des Landkreise­s. Die Erfahrung hat ihn gelehrt, dass sich „Kunst und Alltagsleb­en schlecht vertragen“.thomas Bernhard soll es so formuliert haben: „Nix is, blöd is, aus is!“Bei Greisinger ist nichts „blöd“, vor allem nichts im Buchkapite­l „Literaturp­orträts“. Darin erinnert er an Augsburger Kollegen wie Armin Strohmeyr, Klaus Stiller und Größen wie Hanns-josef Ortheil, Lyriker Günter Eich und immer wieder Brecht. In „Ein Satz für eine Geschichte“(Verlag Wiesenburg, 148 Seiten, 14,90 Euro) beweist sich Karl Greisinger als abgeklärte­r Interpret seiner eigenen Texte und der seiner Vorbilder.

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