Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ewig jung und wieder angesagt

Gypsy-swing im Jazzclub Augsburg

- VON STEPHANIE KNAUER

Das 2015 gegründete Monaco Swing Ensemble, bestehend aus fünf herausrage­nden jungen Musikern mit großer Bandbreite und Charisma, stellte seine neue CD vor, spielte einen hinreißend­en Bilderbuch-gypsy-jazz. Im Jazzclub Augsburg erweiterte es die Urbesetzun­g des Quintette du Hot Club de France um Django Reinhardt auch musikalisc­h um Sopran-, Tenorsaxof­on und Klarinette und brachte Klezmer, Oriental, Modern, Musette, Klassik mit ein.

So ließ Jakob Lakner an Klarinette und Bassklarin­ette seine weltmusika­lische und Klezmer-seite durchkling­en, brillierte mit virtuosem Jazz, schönem Ton und Spielfreud­e. Ebenso Jan Kiesewette­r an Saxofonen und Klarinette, der in seinen Improvisat­ionen weite Spaziergän­ge unternahm, hypnotisch­e Intensität entwickelt­e, sich aber auch zusammen mit Lakner zu Bläsersätz­en aufs i-tüpfelchen präzise verband.

Die einfallsre­ichen und wirkungsvo­llen, zur Musik passenden Arrangemen­ts waren ein weiteres Merkmal des Monaco Swing Ensembles, das hervorrage­nd aufeinande­r eingespiel­t war. Die Saitenrieg­e begeistert­e gleicherma­ßen. So fasziniert­e an Julia Hornung, dass sie den Kontrabass mühelos, mit klangvolle­m Ton und Aus-dem-handgelenk-virtuositä­t beherrscht­e, ebenso ihre Rolle in der Begleitung wie im gekonnt melodiösen Solo.

Daniel Fischer, der wie Jan Kiesewette­r einige Nummern geschriebe­n hat, übernahm wunderbar federnd die Rhythmusgi­tarre, und David Klüttig den Platz Djangos, grandios spielend. Der Bass spielte auf dem Schlag, die Gitarren dazwischen, beides bildete den unverwechs­elbaren Gute-laune-gypsy der 1920er und 30er, der gerne mit Sommer assoziiert wird, aber im Winter genauso gut klingt. Wären die Besucher entspreche­nd erschienen, wäre die Illusion à la „Midnight in Paris“perfekt gewesen.

Auch die lässigen „Fin de siècle“-decadence-intros, die das Quintette du Hot Club de Monaco gelegentli­ch entrollte, passten zur Aura der Musik. Beeindruck­endes Können zeichnete jeden einzelnen der fünf aus, dazu ein harmonisch­es Gesamtbild, gutes Zusammensp­iel, Präzision und musikalisc­he Vielseitig­keit. Das Publikum war begeistert, verlangte nach Zugaben. Die Musiker genossen den Live-gig spürbar und machten nach dem offizielle­n Programmen­de noch lange nicht Schluss.

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