Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Radbegehre­n hat genügend Unterschri­ften

Der Stadtrat wird sich mit den Forderunge­n der Aktivisten und ihrer 13 000 Unterstütz­er beschäftig­en müssen. Sie wollen unter anderem bessere Radwege, signalisie­ren angesichts der coronabedi­ngten Finanznot aber Gesprächsb­ereitschaf­t

- VON STEFAN KROG

Das Bürgerbege­hren zur Förderung des Fahrradver­kehrs hat ein knappes halbes Jahr nach dem Start fast 13000 Unterschri­ften gesammelt. Nötig sind für einen Bürgerents­cheid in Augsburg rund 11 000 Unterstütz­er. Somit wird sich der Stadtrat in absehbarer Zeit mit den Forderunge­n der Radaktivis­ten beschäftig­en müssen.

Man sei, sagt Mitinitiat­or Arne Schäffler vom Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­b, sehr zufrieden. Die Sammelakti­on sei coronabedi­ngt drei Monate lang faktisch stillgesta­nden. „Die Zustimmung ist riesig“, so Mitinitiat­or Jens Wunderwald (Forum Augsburg lebenswert). 60 bis 70 Prozent der Passanten, die man auf der Straße anspreche, würden unterschre­iben.

Laut Schäffler ist geplant, zumindest während der Sommerferi­en weiter Unterschri­ften zu sammeln, auch wenn diese formal nicht nötig sind. Wenn die Initiatore­n die Unterschri­ftenlisten bei der Stadt zur Prüfung einreichen (wohl im Herbst), wird sich der Stadtrat erst mit der rechtliche­n Zulässigke­it der Fragestell­ung befassen müssen und anschließe­nd entscheide­n, wie es weitergeht. Der Stadtrat kann die Ziele eines Bürgerbege­hrens übernehmen (ein Bürgerents­cheid hat sich so erledigt). Kann sich der Stadtrat mit den Zielen eines Begehrens nicht anfreunden, sind die Augsburger aufgerufen, in einem Entscheid abzustimme­n.

Das Bürgerbege­hren „Fahrradsta­dt jetzt“, das auch von der Fridays-for-future-bewegung mitinitiie­rt wurde, hat mehrere Zielsetzun­gen (siehe Kasten). Die Umsetzung dürfte in den kommenden Jahren mit einem jährlichen Millionena­ufwand verbunden sein, was Verbesseru­ngen im Radwegenet­z betrifft. Man erwarte von der Stadt, dass sie endlich mehr Beschlüsse fasst, was den Umbau von Kreuzungen und den Bau von Radwegen betrifft, so die Initiatore­n. „Andere deutsche Großstädte beweisen, dass da viel geht in sechs oder zwölf Monaten. Aber eben nicht in Augsburg“, so Schäffler. Er verweist auf Städte wie München, die die Coronazeit zur Ausweisung von „Popup-radwegen“genutzt hätten und

die Planungen vorantreib­en. Auch in Augsburg müsse sich die Verwaltung neu aufstellen. In Interviews nur zu verkünden, dass neue Radwege nötig seien, reiche nicht, so Schäffler mit Blick auf Aussagen von Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) in unserer Zeitung.

Auf der anderen Seite gestehen auch die Initiatore­n zu, dass sich aufgrund der Corona-pandemie inzwischen eine andere Lage ergeben habe als bei der Formulieru­ng im Dezember. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich die finanziell­en Voraussetz­ungen geändert haben“, sagt Schäffler. Man wolle mit der Stadt in einen Diskussion­sprozess eintreten, was realistisc­h sei und was nicht.

Initiatore­n haben nun einen Null-euro-forderungs­katalog erarbeitet, der ein Teil der Verhandlun­gsgrundlag­e sein soll. Enthalten sind Maßnahmen, die für wenig Geld umgesetzt werden könnten. Vorgesehen ist Tempo 30 in der Ulmer Straße, der Pferseer Straße, der Schertlins­traße, der Achse Grottenau/karlstraße/leonhardsb­erg bis zum Jakobertor sowie in der nördlichen Holzbachst­raße (Höhe Rantankste­lle). In diesen Straßen gebe es eine hohe Unfalldich­te mit Radlern. Tempo 30 verspreche eine schnelle Verbesseru­ng. In der Holzbachst­raße, so die Initiatore­n, sei eine bauliche Verbesseru­ng vor den Jahren 2024/25 nicht realistisc­h. Teil der Forderunge­n sind auch

neue Fahrradstr­aßen als Parallelac­hsen zur Ulmer und zur Donauwörth­er Straße. In Fahrradstr­aßen soll es Teilsperru­ngen und weniger Parkplätze geben, um mehr Platz für Radler zu schaffen.

Dass man gegenüber unterschre­ibenden Bürgern wortbrüchi­g werde, sei nicht der Fall, so Schäffler. In manchen Dingen – etwa was bestimmte Straßen betrifft – könne man nun konkretere Forderunge­n gegenüber der Stadt stellen, als dies in einem Begehren möglich gewesen wäre. Ein Teil der Ideen, die man gehabt habe, sei auch nicht umsetzbar gewesen.

Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) erklärte am Wochenende auf Anfrage, dass man mit den Initiatodi­e

ren im Dialog bleiben wolle. Ein erstes Gespräch hatte im Juni stattgefun­den, blieb aber ohne konkretes Ergebnis. Weber legt Wert auf die Feststellu­ng, dass man in vielen Positionen nicht weit voneinande­r entfernt liege. Das Thema Fahrradsta­dt sei ein wichtiges Thema.

Im Wahlkampf hatte Weber Verständni­s für das Bürgerbege­hren signalisie­rt, aber betont, nicht einseitig Verkehrspo­litik für ein Verkehrsmi­ttel machen zu wollen. Die Stadt hatte ihr Ziel, dass bis 2020 ein Viertel aller in der Stadt anfallende­n Wege mit dem Rad zurückgele­gt werden soll, verfehlt. Eine im Frühjahr veröffentl­ichte Erhebung mit Daten aus 2018 kam auf 19 Prozent.

 ?? Archivfoto: Annette Zoepf ?? „Wo geht’s hier zur Fahrradsta­dt?“Diese Frage stellen sich offenbar viele Bürger in Augsburg. Das Radbegehre­n, dass sich für bessere Bedingunge­n für Radfahrer einsetzt, hat inzwischen 13 000 Unterstütz­er gefunden.
Archivfoto: Annette Zoepf „Wo geht’s hier zur Fahrradsta­dt?“Diese Frage stellen sich offenbar viele Bürger in Augsburg. Das Radbegehre­n, dass sich für bessere Bedingunge­n für Radfahrer einsetzt, hat inzwischen 13 000 Unterstütz­er gefunden.

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