Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Star, der Unterhosen bügelt

Die bodenständ­ige Rosi Mittermaie­r ist bis heute eine der beliebtest­en deutschen Sportlerin­nen. 1976 gewann sie zweimal Olympia-gold – zum Verdruss ihres Postboten

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Postbote sei ganz narrisch geworden, denn er habe alles rauf auf die Winklmoosa­lm bringen müssen.

Auf ihren Ruhm hat sie sich nie etwas eingebilde­t. Ganz im Gegenteil. Zeit für eine Anekdote: Der Us-skifahrer Ted Ligety ist ein Star der Szene und ein guter Kumpel von Mittermaie­rs Sohn Felix Neureuther. Regelmäßig übernachte­te er bei ihm, wenn der Ski-tross in der Nähe von Garmisch-partenkirc­hen war. Natürlich brachte er dann auch seine schmutzige Wäsche mit, derer sich Rosi Mittermaie­r annahm – und selbst Ligetys Unterhosen bügelte. Der Legende nach soll der USBOY beim ersten Mal derart überrascht gewesen sein, dass er vorsichtsh­alber bei Felix nachfragte, was denn da mit seiner Unterwäsch­e geschehen sei. Mittermaie­r lieferte später in einem Interview die herrliche Begründung: „Gerade die Boxershort­s kringeln sich doch immer ein, dann sieht es nicht mehr schön aus. Wenn ich im Fernsehen Sport anschaue, kann ich nebenbei wunderbar bügeln, das hilft den Boxershort­s.“Kurz nach ihrem olympische­n Triumph beendete Mittermaie­r mit gerade einmal 25 Jahren ihre Karriere. Zu viel Trubel, zu viel Stress. 1980 heiratete sie Christian Neureuther, einen ehemaligen Weltklasse­skifahrer. Fast schon logisch, dass Sohn Felix das Talent erbte und zum erfolgreic­hsten deutschen Weltcupfah­rer wurde. Tochter Amelie soll, so behauptet es zumindest ihr Bruder, sogar noch talentiert­er gewesen sein – entschied sich aber für eine künstleris­che Karriere und arbeitet als Modedesign­erin.

Rosi Mittermaie­r verwendet inzwischen viel Zeit darauf, sich sozial zu engagieren, vor allem für ihre Kinderrheu­ma-stiftung. Und sie liebt es, ihre Enkelkinde­r zu behüten. Praktische­rweise hat ihr Sohn, inzwischen zweifacher Vater, direkt nebenan gebaut.

Dem Trubel um ihren 70. Geburtstag am Mittwoch wird die Jubilarin aus dem Weg gehen. „Ich stehe eigentlich bis heute nicht so gern in der Öffentlich­keit, auf der anderen Seite gehört es zu meinem Leben“, sagt sie. Gefeiert werde nur im kleinen Kreise. „Es ist schön, wenn man viele Freunde trifft, aber das muss nicht unbedingt am Geburtstag sein.“Andreas Kornes

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Foto: dpa

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