Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Blutiger Is-angriff
Kämpfer der Terrormiliz stürmen Gefängnis. Mindestens 39 Opfer
Kabul Ein Großangriff der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf ein Gefängnis im Osten Afghanistans hat zu einem Blutbad geführt. Nach stundenlangen Gefechten in Dschalalabad, der Hauptstadt der Provinz Nangarhar, sind mindestens 39 Opfer und rund 50 Verletzte zu beklagen. Dies teilte ein Sprecher der Provinz am Montag mit.
Unter den Opfern seien Zivilisten, Gefängnisinsassen und Sicherheitskräfte gewesen. Zudem wurden zehn Angreifer getötet, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Bereits am Sonntagabend bekannte sich der IS zu dem Anschlag. Die aufständischen Taliban wiesen nach dem Angriff auf das Gefängnis jede Verantwortung von sich. Die Angreifer zündeten am Sonntagabend zunächst eine Autobombe und stürmten dann das Gefängnis. Die Gefechte dauerten rund 23 Stunden, bevor Spezialkräfte die Lage am frühen Montagabend unter Kontrolle brachten. Die Is-kämpfer verschanzten sich zeitweise im Gefängnis und in Gebäuden in der Nähe. Wie viele Insassen nach der Attacke aus dem Gefängnis fliehen konnten, blieb zunächst unklar. Mehr als 1000 der rund 1800 Inhaftierten seien nach einem Fluchtversuch wieder festgenommen worden, sagte ein Provinzsprecher. Mehrere hundert Insassen in der Haftanstalt in Dschalalabad sollen Kämpfer des IS gewesen sein.
Am Samstag hatte Afghanistans Inlandsgeheimdienst den Tod des Is-anführers Assadullah Oroksai verkündet, der von Spezialkräften in der Nähe von Dschalalabad getötet worden sei. Thomas Ruttig von der Kabuler Denkfabrik Afghanistan Analysts Network zweifelt dennoch an einer Racheaktion. „Solch ein Angriff ist sicherlich langfristig geplant.“Die Attacke zeige auch, dass Ankündigungen der afghanischen Regierung, den IS militärisch besiegt zu haben, voreilig waren.
Der IS verübt immer wieder Anschläge in Afghanistan. Laut einem Bericht des Un-sicherheitsrats operieren rund 2200 Is-kämpfer im Land. Experten gehen davon aus, dass der IS nach einem möglichen Friedensschluss der militant-islamischen Taliban mit der Regierung Zulauf von Taliban-kämpfern erhalten könnte, die eine Einigung mit der Regierung ablehnen.