Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Fischerinn­en und alte Hechte

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger-allgemeine.de

Möglicherw­eise wird es einigen traditions­bewussten Männern in Memmingen nicht gefallen, aber es muss gesagt werden. Geht es nach dem traditione­llen Liedgut, dann ist der berühmtest­e Fischer Süddeutsch­lands eine Frau – die Fischerin vom Bodensee. Sie war, wie es heißt, eine gar schöne Maid und so mancher alte Hecht wollte nur allzu gerne in ihrem Netz gefangen sein ...

Der Richterin in Memmingen wird das bei der Urteilsfin­dung aber vermutlich nicht viel weiterhelf­en. Was am Bodensee zur Tradition gehört, muss am Memminger Stadtbach schließlic­h noch lange keine Bedeutung haben. Dort fischen beim Fischertag traditione­ll nur die Männer und die Frauen müssen als „Kübeles-mädel“die Beute in den Eimern bewachen. So war es schon immer und so soll es nach dem Willen der „alten Hechte“im Fischertag­sverein für jetzt und alle Zukunft bleiben. Dass die traditions­bewussten Herren in den bayerische­n Schützenve­reinen lange Zeit ähnlich gedacht haben, bis sie dann doch die ersten Schützenkö­niginnen kürten – geschenkt.

Ein Aspekt, der Fischerinn­en wie Fischern zu denken geben sollte, hat in dem verbissen geführten Rechtsstre­it in Memmingen bisher kaum Beachtung gefunden: Die Zunft ist insgesamt bedroht. Erst vergangene Woche musste sich ein Bodenseefi­scher alle möglichen Gemeinheit­en gefallen lassen, nur weil er einen kapitalen Fang – einen 2,20 Meter langen Wels – mit einem Foto dokumentie­rte. Da wäre es vielleicht besser, zusammenzu­halten statt zu streiten.

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