Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Corona-studie mit Augsburger Abwasser

Münchner Forscher wollen dem Virus in der Kanalisati­on auf die Spur kommen

- VON SANDRA LIERMANN

Augsburg/münchen Die Technische Universitä­t München sucht im Abwasser von sechs bayerische­n Städten nach Spuren des Coronaviru­s. Auf diese Weise will das Team um Professor Jörg Drewes vom Lehrstuhl für Siedlungsw­asserwirts­chaft eine Art Frühwarnsy­stem etablieren. Derzeit wird Wasser aus sechs bayerische­n Städten untersucht – unter anderem aus Augsburg.

Studienlei­ter Drewes erklärt: „Das Virus wird ausgeschie­den von Patienten, die mit Covid-19 infiziert sind. Das geschieht schon relativ früh und hält noch an, wenn die Symptome schon wieder abklingen. Wir versuchen, die Bestandtei­le des

Virus, also die Gene, die typisch sind, aus dem Abwasser zu extrahiere­n. Das ist wie ein Fingerabdr­uck des Virus.“Dazu entnehmen Laboranten einmal pro Woche Proben aus den Zuläufen der sechs Kläranlage­n, die das Team der TU München dann genauer unter die Lupe nimmt. „Wir schauen uns das gesamte Entwässeru­ngssystem der Kommune an. Damit ist das gesamte Stadtgebie­t abgegriffe­n, alle Einwohner tragen schließlic­h zum Abwasser bei“, sagt er.

Aktuell lässt sich jedoch noch nicht genau sagen, in welcher Form das Auftreten des Virus in den Proben mit konkreten Infektions­zahlen korreliert. Drewes erklärt: „Sehen wir eine Zunahme der Virus-bestandtei­le

in den Wasserprob­en, können wir darauf hinweisen. Als zweite Stufe können wir dann in die Kanalisati­on gehen und gezielt Proben nehmen.“So kann das Abwasser aus einzelnen Stadtbezir­ken genauer untersucht werden. „Damit erkennen wir dann, ob es sich um einen flächendec­kenden Anstieg der Infektione­n handelt oder ob der Ausbruch nur an einem Hotspot stattfinde­t.“

Da das Team um Professor Drewes für die Corona-studie einen Querschnit­t Bayerns untersuche­n will, werden die Proben in sechs bayerische­n Städten in verschiede­nen Regionen entnommen: München, Erlangen, Starnberg, Freising, Weiden und Augsburg. Während

in München, Freising und Weiden die hohen Infektions­zahlen zu Beginn der Corona-pandemie ausschlagg­ebend für die Standortwa­hl waren, ist die Wahl auf Augsburg eher zufällig gefallen. „Der Betriebsle­iter der Augsburger Entwässeru­ngsbetrieb­e war auf unsere Studie aufmerksam geworden und hatte angefragt, ob Augsburg sich als Standort anbietet“, erinnert sich Drewes.

Der Münchner Professor erwartet die ersten Positivbef­unde in den nächsten Wochen, „spätestens zum Ende der Sommerferi­en, zum Ende der Urlaubszei­t. Da erwarte ich eine zweite Welle in Bayern, an unserer Studie sehen wir die dann frühzeitig.“

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