Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Hitze trifft Stadtbewohner am härtesten
In Augsburg maßen Forscher die Temperaturen in 500 Schlafzimmern. Teils wurden mehr als 30 Grad registriert
Augsburg Hitzewellen, wie sie im Zuge des Klimawandels häufiger prognostiziert werden, dürften vor allem für Menschen in dicht bebauten Städten zu einem Problem werden. In den Stadtvierteln dort wirken sie sich massiver aus als auf dem flachen Land und sorgen für teils deutlich zu heiße Schlafzimmer.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie aus Augsburg. Dabei verteilten die Forscher im vergangenen Sommer mehr als 500 Digitalthermometer an Haushalte, die die Temperaturen in Augsburger Schlafzimmern während einer Hitzewelle im Juli aufzeichneten.
Die Wissenschaftler interessierten sich dafür, welche Stadtviertel in Augsburg „Hitze-hotspots“sind. Stadtteile mit großen Grünflächen etwa am Stadtrand kühlen nachts besser ab. Relativ warm bleibt es nachts in dicht bebauten Vierteln wie der Innenstadt, wo es zudem wenig Grünflächen oder Gewässer gibt.
Ein neuer Ansatz der Studie, die die Unis Ulm und Augsburg mit mehreren Projektpartnern durchführen, ist die Messung der Temperaturen in Innenräumen. Ist es draußen erst einmal heiß, heizen sich die Innenräume zwar mit einiger Verzögerung auf, halten die Wärme dann aber tagelang. Besonders kritisch seien die Hitzewellen nachts, wenn der Körper keine Erholung findet, so die Forscher. Denn während die Temperaturen draußen in der Nacht sinken, wird die Hitze in Schlafzimmern gespeichert. Teils wurden nachts Temperaturen von mehr als 30 Grad in Augsburger Schlafzimmern gemessen.
Besonders heiß wird es in mehretagigen Häusern mit zunehmender Stockwerkzahl und Häusern in dicht bebauten Vierteln mit wenigen Grünflächen. Für Teile der Augsburger Innenstadt haben die Forscher
anhand von Satellitendaten des Deutschen Zentrums für Luftund Raumfahrt (DLR) schon simuliert, welchen Effekt Begrünungsmaßnahmen mit zusätzlichen Bäumen, Gründächern und mehr Grünflächen hätten. Das Ergebnis: Teils gäbe es deutliche Abkühlungseffekte sowohl draußen wie auch drinnen, allerdings nicht an allen Stellen gleichmäßig.
Interessant sind die Ergebnisse auch für die Stadt Augsburg, die als Projektpartner mit im Boot ist. Man müsse, zusätzlich zu den Klimaschutzbemühungen, Städte auf den schon laufenden Klimawandel vorbereiten, sagt Umweltreferent Reiner Erben (Grüne). Augsburg erarbeitet aktuell eine so genannte Klimaanpassungsstrategie.
Als besonders heiß empfunden wird die Innenstadt, so Sabrina Beckmann von der Uni Ulm zu einer
Umfrage unter Bürgern. Eine der ersten Aktivitäten, die vermieden wird, ist das Einkaufen, gefolgt von Sport und Gartenarbeit. Gewünscht werden von den Bürgern mehr öffentliche Trinkwasserbrunnen und Grünflächen – Freibäder und Parks zählen während Hitzewellen zu den Lieblingsorten der Augsburger.
Mit Hitzeperioden in unserer Region ist künftig wohl häufiger zu rechnen. In einer Auswertung von Klimaprognosen für den Raum Lech/iller geht das Landesamt für Umwelt davon aus, dass die Zahl der Tage mit mehr als 25 bzw. 30 Grad bis 2050 nach oben geht. In Augsburg wurden in den vergangenen Jahren in der Regel zwischen 30 und 50 Tage pro Jahr mit mehr als 25 Grad registriert – die Berechnung für den Raum Iller/lech geht im Maximalszenario von bis zu 27 zusätzlichen Tagen über 25 Grad aus.