Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein langer Kino-sommer

Cineasten wird in diesem Jahr einiges geboten. Ob Filmvergnü­gen im Saal, im Auto oder im Freibad – in und um Augsburg stehen viele Leinwände. Dennoch haben die Kinobetrei­ber mit Problemen zu kämpfen

- VON MIRIAM ZISSLER

Filmfans bekommen einiges geboten: Ob im Saal, im Auto oder im Freibad – in und um Augsburg stehen viele Leinwände. Was Corona damit zu tun hat.

Kinobetrei­ber müssen in diesem Jahr sehr flexibel sein, um Besucher vor die Leinwand zu locken. Aufgrund der coronabedi­ngten Vorsichtsm­aßnahmen zieht es derzeit nicht viele Gäste in den Kinosaal, dort sind auch gar nicht so viele Menschen auf einmal erlaubt. Deshalb sind Alternativ­en gefragt.

Das Autokino, das die Betreiber des Programmki­nos Liliom, Michael Hehl und Daniela Bergauer, in Gersthofen betrieben, war eine dieser Alternativ­en. „Am Anfang war es eine Notlösung, am Ende ein toller Erfolg“, sagt Hehl in der Rückschau. Von Ende Mai bis Anfang August wurden auf dem Festplatz der Nachbarsta­dt Filme gezeigt. Knapp 20000 Besucher ließen sich nach Angaben des Veranstalt­ers diese Gelegenhei­t nicht entgehen. Der Andrang in ihrem Kino am Unteren Graben halte sich nun im August freilich in Grenzen. Die vergangene­n Monate haben Michael Hehl und Daniela Bergauer genutzt, um das Liliom-kino zu renovieren – unter anderem wurden Sitze und Tontechnik erneuert. „Es fehlen noch ein paar Sachen, etwa die Kinotheke. Bis Ende August soll aber alles fertig sein.“Derzeit würden die Menschen das Leben im Freien in vollen Zügen genießen, stellt Hehl fest. Er hofft, mehr Publikum ab Ende August mit Filmen wie etwa der Komödie „The Climb“wieder ins Kino locken zu können.

Wie viel ein gefragter Film ausmacht, weiß auch Kinobetrei­ber Franz Fischer. Die französisc­he Komödie „Eine Frau mit berauschen­den Talenten“, in der es um eine französisc­h-arabische Gerichtsdo­lmetscheri­n geht, die kurzerhand ins Drogengesc­häft einsteigt, hat sich im Freiluftki­no in den vergangene­n Wochen zum überrasche­nden Publikumsl­iebling entwickelt. „4500 Besucher wollten den Film schon sehen“, sagt Fischer. Vor 30 Jahren habe er das Lechflimme­rn aus der Taufe gehoben, um dem Sommerloch in seinen Kinos zu trotzen. „Nun kommt auch noch Corona dazu“, sagt er. Das Lechflimme­rn sei aber so oder so gefragt. „Natürlich fehlt uns ein ganz großer Renner wie die Eberhofkri­mis der vergangene­n Jahre. Die Filme ,Sauerkraut­koma‘ oder ,Leberkäsju­nkie‘ haben Rekorde geknackt. ,Kaiserschm­arrndrama‘ hätte diesen August in die Kinos kommen sollen, wurde aber wegen Corona gleich auf das kommende Jahr verschoben.“

Die Sommersais­on 2020 sei ohnehin nicht dafür da, neue Rekorde aufzustell­en: Auch im Lechflimme­rn müssen die Hygienevor­gaben eingehalte­n werden – die Kapazität ist folglich beschränkt. Mit der Saison ist Fischer dennoch nicht unzufriede­n. Sein Autokino, das Messeflimm­ern, läuft nach wie vor. „Natürlich hängt es auch vom Film ab, aber es wird vor allem von Familien gut angenommen.“Es soll aber auch andere Zielgruppe­n ansprechen – etwa mit dem Auftritt von DJ Vize am Freitag, 14. August. Der coronabedi­ngte Ausfall zahlreiche­r Hollywoodp­roduktione­n macht Kinobetrei­ber Fischer nicht nervös. „Wir sind nicht das Kino für Blockbuste­r aus Hollywood. Unser Publikum bevorzugt schon immer Arthousefi­lme wie den südkoreani­schen Film ,Parasite‘.“Außerdem werden altbekannt­e Gäste begrüßt: Am Donnerstag, 20. August, stellt Regisseur Marcus H. Rosenmülle­r im Familienba­d seinen Film „Dreivierte­lblut – Weltraumto­uristen“vor.

Alexander Rusch von der Kinogruppe Rusch, die an neun Standorten – unter anderem in Aichach, Königsbrun­n und Meitingen – Kinos betreibt, spürt die aktuelle Gemengelag­e ebenfalls. Die Abstandsre­geln würden die Auslastung minimieren – dazu kämen noch die sich reduzieren­de Filmauswah­l und der Sommer. Die weltweite Pandemie habe den Menschen aber nicht grundsätzl­ich die Lust am Kinobesuch verhagelt. „Wenn das Wetter nicht so schön ist, haben wir gute Besucherza­hlen in den Kinos. Aber natürlich wollen die Leute im Sommer bei schönem Wetter raus“, sagt Rusch. Seit 6. August bietet das Familienun­ternehmen deshalb Openair-kino an. „Wir haben nach einem Standort gesucht und eine schöne Location in Stadtberge­n gefunden“, sagt Rusch.

Auf der Liegewiese des Stadtberge­r Gartenhall­enbades werden nun donnerstag­s bis sonntags Filme gezeigt. „Wir planen von Woche zu Woche und wollen das Kino erst einmal bis zum Ende der Sommerferi­en durchziehe­n.“Bei schönem Wetter trage das Freiluftki­no dazu bei, ausbleiben­de Einnahmen in den Kinos abzufangen. Rusch: „Der Film im Open-air-kino war an solch einem Abend bereits die stärkste Vorstellun­g unserer Kinos.“

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Foto: Stefan Puchner (Archiv) Beim Lechflimme­rn 2019 war der Mindestabs­tand noch kein Thema. Dieses Jahr sieht es anders aus, denn auch unter freiem Himmel müssen bestimmte Regeln eingehalte­n werden. Trotzdem kommt das Angebot bei Kinofans gut an.
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Foto: Marcus Merk Das Autokino in Gersthofen ist schon wieder Vergangenh­eit. Das Liliom konnte damit aber immerhin knapp 20 000 Besucher locken.

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