Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Gab es Warnungen?

Medien berichten, dass die Regierung von Explosions­gefahr in Beirut unterricht­et war

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Beirut Medienberi­chten zufolge war die libanesisc­he Regierung bereits im Juli darüber informiert, dass hochexplos­ives Ammoniumni­trat in einer gewaltigen Menge im Hafen ungesicher­t gelagert wurde. Das meldet die Nachrichte­nagentur Reuters. Dabei sei es um die 2750 Tonnen der Substanz gegangen, die offenbar zu der gewaltigen Explosion führten, die Teile Beiruts in Schutt und Asche gelegt hat. Nach neuen Berichten starben dabei 165 Menschen – weitere 200 werden vermisst. Es gab 6000 Verletzte. Die Suche nach Opfern in den Trümmern geht weiter, unterdesse­n zogen Tausende am Dienstagab­end bei einem Trauermars­ch durch Beirut.

Präsident Michel Aoun muss nach dem Aus der Regierung mit den wichtigste­n politische­n Blöcken über einen Nachfolger verhandeln. Wegen starker Interessen­gegensätze hat es im Libanon oft lange gedauert, politische Spitzenämt­er zu besetzen. Wegen der schweren Wirtschaft­skrise, der Corona-pandemie und den Folgen der Detonation ist der Druck jedoch groß, schnell eine Einigung zu finden. Als Reaktion auf die Explosion und die gewaltsame­n Proteste gegen die Regierung hatte Premier Hassan Diab am Montagaben­d den Rücktritt seines Kabinetts erklärt. Viele Libanesen geben seiner Regierung die Schuld an der Explosion. Diab erklärte, verantwort­lich für die gewaltige Detonation sei die „chronische Korruption“im Libanon. Ausgelöst worden sein soll sie durch große Mengen der hochexplos­iven Chemikalie Ammoniumni­trat, die im Hafen gelagert worden war.

Zur Diskussion stehen jetzt libanesisc­hen Medien zufolge eine „Regierung der nationalen Einheit“und eine „neutrale Regierung“unabhängig von den Parteien. Als Ministerpr­äsident wird unter anderem der Jurist und Diplomat Nawaf Salman gehandelt, 66, Richter am Internatio­nalen Gerichtsho­f in Den Haag. Eine zentrale Rolle wird die Irantreue Hisbollah spielen, gegen die im Libanon kaum regiert werden kann. Sie besitzt eine eigene Miliz und bildet eine Art Staat im Staate. Die Hisbollah ist mit Präsident Aoun verbündet und unterstütz­t auch Diabs Regierung. Das Land kann sich wegen der großen Not kein langes Machtvakuu­m leisten.

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