Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Urlaub statt Krönung
Für Leverkusen ist die Saison zu Ende
Düsseldorf Die Spekulationen um seinen heiß begehrten Ausnahmefußballer nahm Peter Bosz mit trockenem Humor: „Ja, ich kann euch mitteilen, dass Kai Havertz nächstes Jahr bei Heracles Almelo spielt“, sagte der Leverkusener Trainer auf die Frage, ob das Europa-leagueaus gegen Inter Mailand das letzte Spiel des deutschen Nationalspielers für Bayer gewesen sei. Der Scherz des Niederländers mit dem Klub aus seiner Heimat, der anders als der FC Chelsea und andere europäische Fußball-schwergewichte nicht als möglicher neuer Arbeitgeber für Havertz infrage kommt, konnte den Bayer-frust nach einer Saison der verpassten Chancen jedoch nicht verdecken. „Wenn man am Ende mit leeren Händen dasteht, ist man natürlich enttäuscht“, sagte Bosz nach dem 1:2 gegen die wuchtigen Italiener um Sturm-kante und Torschütze Romelu Lukaku.
Auch die wohl längste Spielzeit der Vereinsgeschichte, die auf den Tag genau ein Jahr zuvor mit dem 4:1 im Dfb-pokal bei Alemannia Aachen begonnen hatte, endete trotz einiger toller Auftritte und aufregendem Offensivfußball wieder ohne Titel und größere Erfolge. Im Dfb-pokalfinale scheiterte Bayer 04 am FC Bayern München, in der Bundesliga verpasste die Werkself die Champions League auf Rang fünf knapp und den Traum vom Europa-league-titel am Rhein beendete Inter im Viertelfinale am späten Montagabend. „Wir haben eine gute Entwicklung gemacht dieses Jahr, haben guten Fußball gespielt, aber es verpasst, uns zu belohnen“, brachte es Kapitän Lars Bender auf den Punkt. Die Qualifikation für die Europa League im kommenden Jahr ist für den Defensivmann nur ein „schwacher Trost“.
Rund zwei Wochen haben die Profis Urlaub, dann folgen Leistungstests und die Vorbereitung auf 2020/21. Ob Leverkusens bester Spieler dann noch mithilft, Leverkusen auf die nächste Stufe – sprich Richtung Titel – zu heben, ist nach wie vor sehr fraglich. Havertz soll vor einer Einigung mit dem FC Chelsea stehen, der schon Timo Werner von RB Leipzig nach London gelotst hat. Einen Wechsel vor dem letzten Saisonspiel hatte Bayers Sport-geschäftsführer Rudi Völler zuletzt ausgeschlossen. Da dieses nun vorbei ist, könnte in den Wechsel-poker nun schnell Bewegung kommen. Die Bedingungen sind klar, mindestens 100 Millionen Euro will Bayer Leverkusen für Havertz haben, einen Corona-rabatt soll es nicht geben. Verlässt Havertz Bayer 04 nach zehn Jahren, ist der Klub laut Chef Fernando Carro vorbereitet.