Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Drei Jungs, vier Saiten und viel Spaß

Ein Augsburger Trio veranstalt­et Ukulele-konzerte zum Mitmachen. Das Ganze nennt sich Karauke, die Idee dazu stammt aus Australien. Das Publikum in den Kneipen der Stadt ist begeistert

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Viele kennen die Klänge, die das kleine handliche Musikinstr­ument von sich gibt. Wahrschein­lich werden auch viele ein bestimmtes Inselarchi­pel damit verbinden. Die Rede ist von der Ukulele und Hawaii. Doch das Projekt dreier Augsburger Musiker hat nichts mit den Vulkaninse­ln im Pazifik zu tun, sondern mit Australien. Das passt durchaus zusammen, und auch Corona war für die drei und ihr Projekt mit dem Namen „Karauke“nur ein kurzer Dämpfer.

Das Prinzip hinter Karauke ist simpel: Viele Menschen treffen sich in einem Lokal in Augsburg und singen gemeinsam Lieder – ergänzend dazu spielen alle auf der Ukulele mit. Vor knapp einem Jahr, Ende September 2019, gab es die erste Veranstalt­ung im Weißen Lamm. Rund 50 Leute kamen. „Wir haben nicht mit so vielen gerechnet“, sagt Benjamin Rademann. Er leitete bereits zuvor das Ukulele Orchester Augsburg und gibt auch Unterricht. „Wir hatten einige zusätzlich­e Ukulelen dabei“, erinnert er sich. Denn eigentlich sollten die Teilnehmer ihr eigenes Musikinstr­ument mitbringen.

Aber woher stammt eigentlich die Idee zu Karauke? Michael Dannhauer, ein weiteres Mitglied des Trios, war vor einigen Jahren in Australien zu einem Auslandsse­mester. „Ich kannte da niemand“, erinnert er sich. Ein Kommiliton­e in Brisbane schlug ihm vor, zu einer Musikveran­staltung zu gehen. „Und dann saßen da eben viele Menschen mit Ukulelen und sangen gemeinsam Lieder, und ich kam sofort in Kontakt mit vielen dort.“Als Dannhauer zurückkehr­te, erzählte er Rademann davon. „Später kam dann noch Jakob mit dem Schlagzeug dazu“, erklärt der Sänger und Musiker, der auch als Singersong­writer Benni Benson bekannt ist.

„Wir lernten schnell von Konzert zu Konzert dazu“, sagt Dannhauer. Gestartet wird abends um halb acht mit einem Warm-up. Den Teilnehmer­n werden Grundakkor­de beigebrach­t oder gezeigt, wie sich die Ukulele stimmen lässt. „Wir versuchen, alle zu animieren, mitzumache­n, egal wie gut oder schlecht sie vielleicht spielen“, erklärt Jakob Mader. Rademann ergänzt: „Jeder kann dabei sein, nur zuschauen oder mitsingen ist immer möglich.“

Dem Trio geht es vor allem um das Gemeinscha­ftsgefühl, das sich ihrer Wahrnehmun­g nach schnell einstellt bei einem Karauke-abend. Dass gerade die Ukulele Verwendung findet, hat übrigens einen Grund. Sie sei einfacher zu spielen als eine Gitarre, da sie nur vier statt sechs Saiten habe. „Schon mit einem Finger kann ein Akkord und mit zwei Griffen ein Song gespielt werden,“erklärt Rademann. „Bei Gitarren ist das etwas komplizier­ter.“Nach dem Warm-up beginnt das Trio mit einfachen Songs, die Schwierigk­eit steigt dann langsam an. „Hey Jude“von den Beatles oder „Don’t Look Back In Anger“von Oasis gehören zu den Krachern, die immer abgehen würden. Und wer vorsingen möchte, kann ans Mikrofon treten. „Nach dem ersten Bier trauen manche sich mehr, mitzuspiel­en und mitzusinge­n“, sagt Mader.

Dabei gibt es immer wieder Überraschu­ngen. „Plötzlich steht ein kleines Mädchen beim Weihnachts-karauke im Striese vorne am Mikrofon und beginnt ,All I Want For Christmas Is You’ von Mariah Carey zu singen“, erinnert sich Dannhauer. „Kurz waren alle perplex von ihrer wunderschö­nen Stimme“, ergänzt Mader. „Das war so ein richtiger The-voice-kidsmoment.“Überhaupt habe es beim Publikum bisher eine große Breite gegeben. „Da waren Eltern mit Kindern, Teenies, Senioren und und und...“, weiß Dannhauer. Die Karauke in den Augsburger Bars sind übrigens kostenlos. Das Trio lässt bei den Abenden eine „Spendenuku­lele“herumgehen.

ihr Musikproje­kt wurde das Trio jüngst für den Augsburger Pop-preis Roy als Programmma­cher des Jahres ausgezeich­net. Die 1000 Euro Preisgeld flossen direkt in das Projekt und die Anschaffun­g neuer Leih-instrument­e für zukünftige Auftritte. Denn bei den Kneifür penkonzert­en sollte es eigentlich nicht bleiben. „Wir hatten ein paar Ideen, aber einige waren noch nicht spruchreif“, verrät Rademann. Karauke wollte bereits im Mai an der Kulperhütt­e ein Open-air-konzert spielen, doch dann kam Corona.

„Während des Lockdowns fanden wir es, wie alle anderen Kulturscha­ffenden auch, extrem schade, dass wir keine Veranstalt­ungen machen konnten“, sagt Rademann. Das Trio rief aber seine treuen Fans dazu auf, gemeinsam den Beatlesson­g „With A Little Help From My Friends“zu spielen. Auf Facebook kann das Video nach wie vor angeschaut werden. Erst Ende Juli konnte wieder ein Karauke-konzert stattfinde­n – und zwar unter freiem Himmel. „Man hat an diesem Abend gemerkt, dass es die Leute nach Gemeinscha­ft und Kultur dürstet“, erklärt Rademann. Denn: „Mit vielen Menschen gemeinsam zu musizieren ist einfach mit nichts zu vergleiche­n.“

Termin Die nächste Karauke findet statt am Donnerstag, 13. August, beim Kunstwerk Open Air auf dem Gaswerksge­lände.

 ?? Foto: mindfest media, Ferenc Horváth ?? Die drei von Karauke: von links Jakob Mader, Michael Dannhauer und Benjamin Rademann.
Foto: mindfest media, Ferenc Horváth Die drei von Karauke: von links Jakob Mader, Michael Dannhauer und Benjamin Rademann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany