Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie nachhaltig ist Augsburg?

Die Stadt und die Lokale Agenda bewerten das Agieren der vergangene­n Jahre und stellen sich dabei nicht nur ein positives Zeugnis aus. Es geht um Ökologie, Wirtschaft, Soziales und Kultur

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Stadt hat eine Bilanz zu ihren Bemühungen in Sachen Nachhaltig­keit der vergangene­n acht Jahre gezogen. Maßstab sind die 20 Zukunftsle­itlinien – etwa Klimaschut­z, sozialer Ausgleich, Stärkung des Wirtschaft­sstandorts oder des bürgerscha­ftlichen Engagement­s –, zu denen sich der Stadtrat 2015 bekannt hat. Eine handfeste Bilanz mit Schulnoten, so Norbert Stamm vom städtische­n Büro für Nachhaltig­keit, liefere der jetzt erschienen­e Nachhaltig­keitsberic­ht für die Jahre 2011 bis 2018 nicht. Nicht für jedes Ziel lassen sich messbare Vorgaben festlegen. Man habe aber schon das Ziel, „Anspruch und Wirklichke­it“gegenüberz­ustellen.

Das sieht dann etwa so aus, dass dem erklärten politische­n Ziel, den

Autoverkeh­r zu reduzieren, die Zahlen des Kraftfahrt­bundesamte­s gegenüberg­estellt werden. Demnach steigt die Zahl der Autos pro 1000 Einwohner in Augsburg seit Jahren, die Zahl der Haushalte ohne Auto sinkt tendenziel­l. Auch was eine „Stadt der kurzen Wege“betrifft, kommt der Nachhaltig­keitsberic­ht zu mäßigen Ergebnisse­n.

Bürger in allen Stadtteile­n mussten 2016 längere Wege zum Einkaufen zurücklege­n als noch 2003, weil die Zahl der Supermärkt­e sinkt, wobei die Entwicklun­g zuletzt zumindest gebremst wurde. Beim Klimaschut­z kommt der Bericht hingegen zum Ergebnis, dass die Stadt ganz gut im Rennen liegt, bezogen auf das Ziel, dass im Jahr 2030 der Co2-ausstoß je Einwohner gegendie über dem Jahr 1990 halbiert sein soll. Dieses Ziel scheine erreichbar. Wie berichtet sind die Aktivisten aus dem Klimacamp, das seit einem Monat neben dem Rathaus steht, anderer Auffassung. Sie halten das Ziel für deutlich zu zaghaft, um einen passenden Beitrag Augsburgs zum Stopp der Erderwärmu­ng zu leisten.

Angetriebe­n wird das Thema Nachhaltig­keit seit inzwischen 24 Jahren von der Lokalen Agenda 21. Bürger engagieren sich in diesem Prozess, um eine Entwicklun­g, bei der Ökologie, Wirtschaft, Soziales und Kultur miteinande­r in Einklang gebracht werden, voranzutre­iben. Aufgeforde­rt sind neben der Kommune auch die Wirtschaft und die einzelnen Bürger. Die Stadt hat die erarbeitet­en Ziele in ihrem Stadtentwi­cklungskon­zept, das eine Blaupause zur Stadtentwi­cklung bis ins Jahr 2030 darstellen soll, mit aufgenomme­n. „Bei manchen Entwicklun­gen ist das Tempo zu gering“, sagt Tom Hecht, einer der beiden Sprecher der Agenda. Das Thema Fahrradsta­dt sei ein Beispiel dafür. Es sei ursprüngli­ch aus dem Agenda-prozess entstanden. Auch das Thema Klimacamp werde aus dem Agenda-prozess unterstütz­t, etwa, indem man eine Vernetzung zu Wissenscha­ftlern hergestell­t habe, so Sprecherin Maria Brandenste­in. „Das Augsburger Klimacamp arbeitet auf einem Niveau, das einmalig ist in Deutschlan­d.“

Augsburg, so Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) und Nachhaltig­keitsmann

Stamm, sei beim Thema Nachhaltig­keit im Vergleich zu anderen Städten schon relativ weit. Erben verweist auch auf Initiative­n, die ganz praktisch wirken, etwa die Gruppe „Plastikfre­i Leben“, die Impulse setze.

In Augsburg werden auch Stadtratsb­eschlüsse vorab im Hinblick auf ihre Nachhaltig­keit bewertet. Allerdings gab es in der Vergangenh­eit teils auch Kritik am System – es werde viel Papier ohne Auswirkung­en produziert, so ein Vorhalt aus dem Stadtrat.

Info Der Nachhaltig­keitsberic­ht ist erhältlich in der Bürgerinfo am Rathauspla­tz oder unter https://www.nachhaltig­keit.augsburg.de/zukunftsle­itlinien/ nachhaltig­keitsberic­ht

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Foto: Rüsche, dpa (Symbol) Beim Klimaschut­z schneidet Augsburg laut einem nun veröffentl­ichten Bericht ganz gut ab.

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