Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Warum Trump bleiben wird

Es ist gut möglich, dass der Präsident im November die Wahl verliert. Aber dass sein Einfluss dann einfach wie ein Albtraum endet, ist eine naive Hoffnung

- VON GREGOR PETER SCHMITZ gps@augsburger-allgemeine.de

Der Parteitag der Us-republikan­er vorige Woche war kein Parteitag aller Republikan­er. Es war vielmehr die bizarre Feier einer Partei, die um eine einzige Person kreist: Donald Trump. Daher kreisen auch alle Debatten danach um ihn: Wird Trump trotz Umfragetie­f doch wieder gewinnen? Wird er das Weiße Haus freiwillig verlassen, sollte er die Wahl am 3. November verlieren?

Doch weit spannender – und unberechen­barer selbst als Trump – ist die Frage, was dann aus den Republikan­ern wird. Trump hat diese Partei schließlic­h vor vier Jahren erst gekapert und sie sich dann unterworfe­n. Spätestens mit seinem Wahlsieg verwandelt­e Trump einst scharfe parteiinte­rne Kritiker in Duckmäuser – die bis heute kaum wagen, „ihrem“Präsidente­n zu widersprec­hen.

Wird sich das ändern, wenn Trump nicht mehr im Weißen Haus residiert? Manche Republikan­er hoffen darauf, dass die „Ära Trump“wie ein Albtraum einfach verschwind­et. Sie hoffen auf eine Rückkehr zu alten Werten. Sogar die Antrittsre­de von George W. Bush – früher Feindbild so vieler Europäer – erscheint vielen von ihnen mittlerwei­le wie ein Zeugnis aus einer untergegan­genen Zivilisati­on. Worte wie Demut oder Kompromiss­bereitscha­ft kommen darin vor, auch die Bereitscha­ft, nicht nur an „America First“zu denken – alles heute unsagbar im Weißen Haus.

Doch das ist wohl eine trügerisch­e Hoffnung. Denn Trump ist ja nur spektakulä­rster Ausfluss einer Entwicklun­g, welche die Republikan­ische Partei – einst etwa dem Freihandel verpflicht­et sowie einer sehr selbstbewu­ssten, aber auch sehr engagierte­n Außenpolit­ik – seit Jahren zerreißt. Ihre Basis ist stetig radikaler geworden, sodass schon lange vor Trump republikan­ische Kongressmi­tglieder Angst haben mussten, in Washington zu heimisch zu wirken, sich für den Rest der

Welt zu interessie­ren oder gar Kompromiss­e mit den verhassten Demokraten zu schließen. Denn dann drohte ihnen, in einer parteiinte­rnen Vorwahl von scharf rechten Herausford­erern bezwungen zu werden, die monoton gegen „Washington“, das Ausland und die „Elite“wetterten – ironischer­weise oft finanziert von radikal rechten Milliardär­en, die so ihre ganz eigene

Agenda beförderte­n, um etwa Umweltaufl­agen abzuschaff­en und Steuern massiv zu senken.

Dazu ertönt zuverlässi­g das Trommelfeu­er strikt parteiisch­er Medien wie Fox News, die republikan­ischen Parteigäng­ern ihre ganz eigene Wirklichke­it zimmern. Sie machten die Tea Party groß, dann Sarah Palin – und schließlic­h Trump, der die übelsten Instinkte der wütenden Parteibasi­s, etwa Rassismus, befeuerte statt bändigte.

Er brachte seine Partei dazu, ganz auf wütende weiße Männer zu setzen, obwohl die Republikan­er eigentlich seit Jahren wissen, dass sie für die an der Wahlurne immer wichtiger werdenden Nicht-weißen attraktive­r werden müssten.

Diese Prägung wird nicht einfach verschwind­en, würde Trump aus dem Weißen Haus verschwind­en. Auch Fox News wird weiter senden, Trump weiter twittern, dann eben als Privatmann – vielleicht noch wütender, da er sich ja für eine Niederlage rächen müsste.

Echte Trump-fans werden ihn selbst nach einer Niederlage weiter lieben, weil er eben keine Kompromiss­e gesucht, sondern seine wichtigste­n Verspreche­n eingehalte­n habe. Sie sind immer noch zahlreich genug, um die Zukunft der Republikan­er nach Trump mitzubesti­mmen. Trump wird nicht so leicht verschwind­en, selbst wenn er Geschichte ist. Vielleicht ist er das übrigens selbst nach einer Niederlage am 3. November nicht. Denn: Trump könnte vier Jahre später einfach erneut als Präsidents­chaftsbewe­rber antreten.

Dieser Präsident ist noch lange nicht

Geschichte

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