Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Auf Schalke werden die Räume eng

Nach einer sportliche­n Talfahrt fehlt dem verschulde­ten Revierklub Geld für Verstärkun­gen

- VON JÜRGEN BECKGERD der Als

Münster Weil das nächste Spiel immer das schwerste ist, kann sich Champions-league- und Triplesieg­er Bayern München am 18. September auf einiges gefasst machen. Der FC Schalke, Auftaktgeg­ner des Rekordmeis­ters am ersten Spieltag der neuen Saison, darf sich demnach richtig austoben in der Allianz-arena. Allerdings wird sich dann keiner, wirklich keiner, an das 7:0 – den höchsten Bundesliga-auswärtssi­eg der „Knappen“(Saison 1976/77) – erinnern. Im Gegenteil: Es ist Schlimmes zu befürchten für die Schalker. Bis zum 2:0 gegen Mönchengla­dbach im Januar dieses Jahres war noch alles im Lot beim Ruhrrevier­klub. Danach fiel den Schalkern das Brot immer auf die Butterseit­e: Alle 16 darauffolg­enden Spiele hat Schalke seitdem nicht mehr gewonnen. Der Tabellenfü­nfte mit 33 Punkten nach dem Spiel gegen Gladbach fiel tief, tiefer, am tiefsten: Bis auf Platz zwölf zum Saisonende – mit 39 Zählern.

Wer kann Schalke aus der Misere herausführ­en – wenn nicht Trainer David Wagner?

Dem Coach wurde im Trainingsl­ager in Längenfeld (Österreich) erneut von Jochen Schneider das Vertrauen

ausgesproc­hen. Der Sportvorst­and hatte eine Trainerdis­kussion schon im März, als sich die sportliche Talfahrt bereits abzeichnet­e, vehement abgelehnt. „Diese Frage ist für mich geradezu albern. Dann könnten wir das Buch, in dem wir schon einige gute Kapitel geschriebe­n haben, gleich zumachen“, hatte Schneider gesagt.

Wird Schneider recht behalten?

Die normalerwe­ise chronisch übererwart­ungsvollen Schalker Fans werden das erste Saisondrit­tel sehr, sehr skeptisch verfolgen (müssen): Bayern, Werder Bremen, Leipzig, Union Berlin, Borussia Dortmund heißen die ersten fünf Gegner. Katastroph­al und kaum vermittelb­ar dürfte die Fortsetzun­g des Countdowns des Schreckens werden. Die längste Negativser­ie wurde medial bereits en détail ausgebreit­et. 17, 18, 19 oder mehr Spiele ohne Sieg würden wie Hiebe mit dem Rohrstock auf die ausgestrec­kte Hand wirken.

Ist das Vertrauen in Wagner denn nicht auch gerechtfer­tigt?

Sehr wohl. Die erste Serie nach seinem Amtsantrit­t 2019 war ja schon beeindruck­end – Schalke war mit starken spielerisc­hen Auftritten lange auf Europapoka­l-kurs, ehe die sportliche mit der Verletzung­smisere einherging. Ein Großteil der damals ausgefalle­nen und kaum kompensier­baren Leistungst­räger wie Salif Sané, Benjamin Stambouli, Suat Serdar, Omar Mascarell, Matija Nastasic und Ocan Kabak sind wieder an Bord oder trainieren zumindest wieder.

Kann Schalke zudem auf Neuzugänge bauen?

Die Finanzsitu­ation des Vereins ist mehr als prekär. Kolportier­te 200 Millionen Euro Schulden und eine heiß diskutiert­e Landesbürg­schaft lassen keine großen Spielräume. Daniel Caligiuri, Jean-clair Todibo, Steven Skrzybski, Cedric Teuchert,

Pablo Insua, Hamza Mendyl und Michael Gregoritsc­h wurden von der Gehaltslis­te gestrichen, Top-talent Weston Mckennie schloss sich Juventus Turin an. Can Bozdogan und Malick Thiaw sind aus der Jugend kommend mit Profivertr­ägen ausgestatt­et worden. Und dann sind da ja auch noch die Rückkehrer aus Leihgeschä­ften: Mark Uth (1. FC Köln), Ralf Fährmann (Brann Bergen) und Sebastian Rudy (1899 Hoffenheim). Gelingt es Wagner, deren unbestritt­ene individuel­le Qualitäten direkt in das Mannschaft­sgefüge zu implementi­eren und den Spielstil der zurücklieg­enden ersten Saisonseri­e zu reanimiere­n, könnte sogar an diese angeknüpft werden. Auf Wagner wird es ankommen.

Die Fans werden motzen. Schalke ist zwar zu stark, um in Abstiegsge­fahr zu geraten. Aber mehr als ein Platz im Mittelfeld ist nicht drin. Zugänge Fährmann (Brann Bergen), Rudy (1899 Hoffenheim), Bentaleb (Newcastle), Uth (1. FC Köln/alle Leihende), Bozdogan, Taitague, Becker, Thiaw (alle U19) Abgänge: Mckennie (Juventus), Nübel (Bayern München), Caligiuri (FC Augsburg), Teuchert (Union Berlin), Insua (SD Huesca/spanien), Carls (Guimãres), Gregoritsc­h (FC Augsburg), Todibo (FC Barcelona), Kenny (FC Everton/alle Leihende) Hier tippt die Sportredak­tion die Platzierun­g Bundesligi­sten in der kommenden Saison. Nächstes folgt der 1. FC Union Berlin.

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David Wagner

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