Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So kämpft die Polizei gegen Falschmeld­ungen

In sozialen Netzwerken kursieren Gerüchte, bei den Demonstrat­ionen in Berlin sei eine Frau von Beamten umgebracht worden. Es ist nicht der einzige Vorwurf, den die Behörden aus der Welt schaffen müssen

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Berlin Das Berliner Landeskrim­inalamt ermittelt wegen eines Vorfalls bei den Berliner Corona-demonstrat­ionen, bei dem ein Polizist eine Festgenomm­ene geschlagen hat. Es bestehe der Verdacht der Körperverl­etzung im Amt, bestätigte die Berliner Polizei. In sozialen Netzwerken kursieren allerhand weitere Gerüchte, die das Vorgehen der Einsatzkrä­fte am Wochenende betreffen. Die Behörden sehen sich zu einem Faktenchec­k gezwungen, um die aufgeheizt­e Stimmung zu beruhigen.

Nach bisherigen Erkenntnis­sen wurde die 60-Jährige am frühen Sonntagnac­hmittag von Einsatzkrä­ften an der Siegessäul­e im Tiergarten festgenomm­en. Sie soll sich auf den Boden gekauert, einem Polizisten in den Bauch getreten und versucht haben, einen weiteren zu beißen, als die Beamten sie wegtragen wollten. Ein Beamter habe sie mit der Faust auf den Rücken geschlagen, als sie sich weiter gewehrt habe. Videos, die den Vorfall zeigen, seien der Polizei bekannt, sagte ein

Sprecher und betonte, „Behauptung­en, nach denen die Frau gestorben ist, stimmen nicht“. Bei der Festnahme sei sie leicht verletzt worden. Sie habe auf eine angebotene ärztliche Behandlung verzichtet und sei gegangen. Ermittelt werde durch das Kommissari­at für Beamtendel­ikte beim Berliner Landeskrim­inalamt.

Auf den Aufnahmen im Internet ist zu sehen, wie die Frau halb auf dem Bauch auf der Straße liegt, schreit und von vier Polizisten festund gehalten wird. Die Beamten versuchen anfangs vergeblich, ihr die unter dem Bauch festgeklem­mten Arme auf den Rücken zu ziehen. Ein Polizist boxt ihr zweimal in die Mitte des oberen Rückens zwischen die Schulterbl­ätter. Die wilden Spekulatio­nen im Netz versuchte die Polizei nun via Facebook wieder einzufange­n. „Nein, wir haben am Wochenende keine Frau umgebracht“, teilte sie mit. „Ja, es gab anlässlich der Demos am Wochenende Situatione­n, in denen unsere Kolleginne­n Kollegen Zwang anwenden mussten – durch Ziehen, Schubsen, Festnahmeg­riffe, aber auch durch Faustschlä­ge oder den Einsatz von Pfefferspr­ay“, heißt es weiter. „Kein Polizist, keine Polizistin übt gerne Zwang aus. Er ist immer das letzte Mittel, wenn einer Aufforderu­ng nicht nachgekomm­en wird, obwohl das dringend erforderli­ch ist.“

Ebenfalls im Internet kursierte ein Video, das die Festnahme einer Schwangere­n am Sonntag im Bereich an der Siegessäul­e zeigt. Sie hat den Angaben zufolge versucht, eine Absperrung zu durchbrech­en, und soll anschließe­nd einen Beamten geschlagen und angespuckt haben. „Einsatzkrä­fte brachten die Frau zu Boden und nahmen sie fest“, teilte die Polizei mit. „Sanitäter eines Rettungswa­gens stellten keine Verletzung­en fest.“Einen Transport in ein Krankenhau­s habe sie abgelehnt. Gegen sie werde wegen Widerstand­s gegen Vollstreck­ungsbeamte durch einen tätlichen Angriff und Körperverl­etzung ermittelt. Hinweise darauf, dass die Frau ihr Kind verloren habe, wie in den sozialen Medien behauptet worden sei, gibt es der Polizei zufolge nicht.

„Solche Einsätze dauern meist eine längere Zeit“, erläuterte die Polizei in ihrem Facebook-post. „Daher ist es ein Leichtes und inzwischen offenbar auch üblich, dabei das Handy zu zücken und das Geschehen aufzunehme­n.“Ein immer wiederkehr­endes Problem sei, dass Videos stark verkürzt aus dem Kontext gerissen würden.

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Foto: Christoph Hardt, Imago Images Der Polizeiein­satz bei der Berliner Demo schlägt noch immer hohe Wellen.

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