Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Diese Masken sollten Kinder tragen

Nach den Ferien müssen bayerische Schüler mit Mund-nasen-schutz im Klassenzim­mer sitzen. Worauf es dabei ankommt und ob die Sorgen der Eltern berechtigt sind

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Es ist – mal wieder – eine große Kontrovers­e, die dieses kleine Stückchen Stoff ausgelöst hat. Als Markus Söder am Montag ans Mikrofon tritt und von einer generellen Maskenpfli­cht an weiterführ­enden Schulen spricht, um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s einzudämme­n, ist schnell klar, dass die Debatte massiv werden würde. Die einen finden es verantwort­ungsvoll, dass bayerische Schüler nach den Ferien für neun Tage im Unterricht eine Maske tragen müssen, die anderen empfinden die Maßnahmen, die der Ministerra­t dann am Dienstag beschlosse­n hat, als maßlos übertriebe­n – und machen sich Sorgen um die Gesundheit ihrer Kinder. Hinzu kommt: Viele wissen gar nicht so recht, welche Masken für Kinder und Jugendlich­e eigentlich die richtigen sind.

Kinderarzt Dr. Christian Voigt, Obmann der Kinderärzt­e in Augsburg und Nordschwab­en, sieht die ganze Sache so: Hauptsache, die Schüler würden überhaupt Masken tragen – es sollten aber nicht die allerbilli­gsten Modelle sein. Aus Gründen des Umweltschu­tzes rät Voigt auch von Einweg-produkten ab. Medizinisc­he Masken sollten dem Fachperson­al vorbehalte­n sein.

Voigt macht außerdem deutlich: „Je mehr Lagen, desto besser.“Denn dadurch könnten mehr potenziell infektiöse Tröpfchen aufgehalte­n werden. Der Mediziner räumt allerdings auch ein, dass man schlechter Luft bekäme, je dicker die Masken seien. Er rät Eltern deshalb, ihren Kindern eine Maske mit zwei Lagen in die Schule mitzugeben. „Man muss die Schüler ja schließlic­h noch verstehen.“

Um die Akzeptanz zu fördern, könne man Masken mit einem coolen Spruch, Comic-figuren oder Tieren kaufen. „Das erhöht ein bisschen den Spaßfaktor“, meint Voigt. Gewaschen werden sollten die Masken Voigt zufolge alle zwei bis drei Tage – und zwar zwingend über 60 Grad. „Darunter kitzelt man die Viren nur.“

Auch das Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte hat Tipps für das richtige Tragen eines Mund-nasen-schutzes zusammenge­stellt. Die Experten raten etwa dazu, beim Anziehen der Maske darauf zu achten, dass die Innenseite nicht kontaminie­rt wird. Im Optimalfal­l sollten die Hände vorher mit Seife gewaschen werden – möglich ist das freilich nicht immer. Außerdem macht das Institut deutlich, dass eine durchfeuch­tete Maske gewechselt werden muss. Der Hintergrun­d: Die Filterwirk­ung lässt mit zunehmende­r Feuchtigke­it deutlich nach. Heißt: Beim Husten oder Niesen könnten die Coronavire­n dann in die Umgebung geschleude­rt werden.

Eine Sache, die derzeit besonders hitzig diskutiert wird, ist die Frage, ob das lange Tragen von Masken – in der Schule sind es immerhin mehrere Stunden am Stück – gesundheit­liche Probleme mit sich bringen könnte. Kinderarzt Voigt macht im Gespräch mit unserer Redaktion deutlich: „Solche Sorgen sind übertriebe­n.“Gesunde Kinder hätten genügend Lungenbläs­chen und könnten den vorhandene­n Sauerstoff höchst effektiv ausnutzen, eine Atemnot oder dergleiche­n müsse nicht befürchtet werden. Außerdem verbrauche der Körper beim Zuhören oder Schreiben nicht sehr viel Sauerstoff. Beim Reden sei der Verbrauch größer, aber auch da gebe es keine gesundheit­lichen Risiken durch das Tragen eines Mund-nasen-schutzes.

Auch Kinder und Jugendlich­e, die unter Asthma leiden, könnten die Masken tragen. „Sie bekommen genug Luft – und wenn das nicht der Fall ist, dann läuft etwas in ihrer Therapie falsch“, sagt Voigt. Ein asthmatisc­hes Kind, das unter einer Maske Probleme habe, müsse schleunigs­t zum Arzt.

Voigt kennt allerdings auch Kinder und Jugendlich­e, die keine Masken tragen können – dabei stünden allerdings vor allem psychische Probleme im Vordergrun­d. Derlei Fälle seien aber Ausnahmen, sagt Voigt.

Der Mediziner befürworte­t die Entscheidu­ng der Staatsregi­erung, dass Schüler in den ersten zwei Schulwoche­n eine Maske tragen müssen. Schließlic­h seien viele im Urlaub gewesen, man wisse nicht, ob sie sich angesteckt haben und das Coronaviru­s mit in die Schule bringen – wo es sich dann weiterverb­reiten kann.

So argumentie­rt auch Ministerpr­äsident Markus Söder. Die Maskenpfli­cht, die übergangsw­eise eingeführt wird, sei ein Sicherheit­spuffer, Schulschli­eßungen wären das weitaus größere Übel.

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Foto: Robert Michael, dpa Einweg? Aus Stoff? Selbst genäht? Die Frage nach der richtigen Maske treibt vor dem Schulstart viele Eltern in Bayern um, müssen die meisten Schüler doch zwei Wochen lang mit Mund-nasen-schutz im Klassenzim­mer sitzen.

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