Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Diese Masken sollten Kinder tragen
Nach den Ferien müssen bayerische Schüler mit Mund-nasen-schutz im Klassenzimmer sitzen. Worauf es dabei ankommt und ob die Sorgen der Eltern berechtigt sind
Augsburg Es ist – mal wieder – eine große Kontroverse, die dieses kleine Stückchen Stoff ausgelöst hat. Als Markus Söder am Montag ans Mikrofon tritt und von einer generellen Maskenpflicht an weiterführenden Schulen spricht, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, ist schnell klar, dass die Debatte massiv werden würde. Die einen finden es verantwortungsvoll, dass bayerische Schüler nach den Ferien für neun Tage im Unterricht eine Maske tragen müssen, die anderen empfinden die Maßnahmen, die der Ministerrat dann am Dienstag beschlossen hat, als maßlos übertrieben – und machen sich Sorgen um die Gesundheit ihrer Kinder. Hinzu kommt: Viele wissen gar nicht so recht, welche Masken für Kinder und Jugendliche eigentlich die richtigen sind.
Kinderarzt Dr. Christian Voigt, Obmann der Kinderärzte in Augsburg und Nordschwaben, sieht die ganze Sache so: Hauptsache, die Schüler würden überhaupt Masken tragen – es sollten aber nicht die allerbilligsten Modelle sein. Aus Gründen des Umweltschutzes rät Voigt auch von Einweg-produkten ab. Medizinische Masken sollten dem Fachpersonal vorbehalten sein.
Voigt macht außerdem deutlich: „Je mehr Lagen, desto besser.“Denn dadurch könnten mehr potenziell infektiöse Tröpfchen aufgehalten werden. Der Mediziner räumt allerdings auch ein, dass man schlechter Luft bekäme, je dicker die Masken seien. Er rät Eltern deshalb, ihren Kindern eine Maske mit zwei Lagen in die Schule mitzugeben. „Man muss die Schüler ja schließlich noch verstehen.“
Um die Akzeptanz zu fördern, könne man Masken mit einem coolen Spruch, Comic-figuren oder Tieren kaufen. „Das erhöht ein bisschen den Spaßfaktor“, meint Voigt. Gewaschen werden sollten die Masken Voigt zufolge alle zwei bis drei Tage – und zwar zwingend über 60 Grad. „Darunter kitzelt man die Viren nur.“
Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat Tipps für das richtige Tragen eines Mund-nasen-schutzes zusammengestellt. Die Experten raten etwa dazu, beim Anziehen der Maske darauf zu achten, dass die Innenseite nicht kontaminiert wird. Im Optimalfall sollten die Hände vorher mit Seife gewaschen werden – möglich ist das freilich nicht immer. Außerdem macht das Institut deutlich, dass eine durchfeuchtete Maske gewechselt werden muss. Der Hintergrund: Die Filterwirkung lässt mit zunehmender Feuchtigkeit deutlich nach. Heißt: Beim Husten oder Niesen könnten die Coronaviren dann in die Umgebung geschleudert werden.
Eine Sache, die derzeit besonders hitzig diskutiert wird, ist die Frage, ob das lange Tragen von Masken – in der Schule sind es immerhin mehrere Stunden am Stück – gesundheitliche Probleme mit sich bringen könnte. Kinderarzt Voigt macht im Gespräch mit unserer Redaktion deutlich: „Solche Sorgen sind übertrieben.“Gesunde Kinder hätten genügend Lungenbläschen und könnten den vorhandenen Sauerstoff höchst effektiv ausnutzen, eine Atemnot oder dergleichen müsse nicht befürchtet werden. Außerdem verbrauche der Körper beim Zuhören oder Schreiben nicht sehr viel Sauerstoff. Beim Reden sei der Verbrauch größer, aber auch da gebe es keine gesundheitlichen Risiken durch das Tragen eines Mund-nasen-schutzes.
Auch Kinder und Jugendliche, die unter Asthma leiden, könnten die Masken tragen. „Sie bekommen genug Luft – und wenn das nicht der Fall ist, dann läuft etwas in ihrer Therapie falsch“, sagt Voigt. Ein asthmatisches Kind, das unter einer Maske Probleme habe, müsse schleunigst zum Arzt.
Voigt kennt allerdings auch Kinder und Jugendliche, die keine Masken tragen können – dabei stünden allerdings vor allem psychische Probleme im Vordergrund. Derlei Fälle seien aber Ausnahmen, sagt Voigt.
Der Mediziner befürwortet die Entscheidung der Staatsregierung, dass Schüler in den ersten zwei Schulwochen eine Maske tragen müssen. Schließlich seien viele im Urlaub gewesen, man wisse nicht, ob sie sich angesteckt haben und das Coronavirus mit in die Schule bringen – wo es sich dann weiterverbreiten kann.
So argumentiert auch Ministerpräsident Markus Söder. Die Maskenpflicht, die übergangsweise eingeführt wird, sei ein Sicherheitspuffer, Schulschließungen wären das weitaus größere Übel.