Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Hilfe, die Vögel singen nicht mehr

- VON DANIELA HUNGBAUR huda@augsburger allgemeine.de

Geht es vielen von uns nicht auch so? Also jeden Tag das Gleiche hören, das ödet einen doch irgendwie an. Gut, es gibt Lieblingss­ongs, die ersten Takte reichen und – wunderbar, schon fühlt man sich gut. Aber trotzdem immer die gleiche Melodie, jahrein, jahraus – das langweilt doch tierisch. Vielleicht ging es den Weißkehlam­mern auch so. Sie hatten ihn einfach satt, ihren immer gleichen Gesang. Ihre traditions­reiche Tonfolge. Pfiffen auf die Pfeif-tradition und verblüffen seitdem Biologen und Bürgerwiss­enschaftle­r in ganz Kanada.

Doch nicht nur dort wird genau hingehört, was so alles von Bäumen, in Büschen und von Dächern tiriliert wird. Auch die bayerische­n Gärtner sind aufmerksam­e Vogelfreun­de und rufen dieser Tage häufig beim Landesbund für Vogelschut­z an. Und zwar in großer Sorge, wie dieser berichtet. Dabei sind es nicht etwa neue Klänge wie in Kanada, die aufhorchen lassen, sondern das Gegenteil: die plötzliche Stille. Doch die Experten des LBV beruhigen: Der nachlassen­de Gesang sei kein Grund zur Panik. Wenn die Brutzeit im Spätsommer abgeschlos­sen sei, gebe es keine Gründe mehr zu singen.

Vogelfreun­de dürfen also durchatmen. Aber auch gespannt sein. Wer weiß, welchem bayerische­n Vogel sein Gesang schon ein wenig fantasielo­s vorkommt? Wer bald schon Neues komponiert? Schließlic­h geht es nicht darum, uns Menschen zu verzücken – das machen sie ganz nebenbei. Vor allem wollen Vogeldamen umworben sein. Und die weiblichen Weißkehlam­mern in Kanada scheinen einfach auf Neues zu stehen – versteht man doch.

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