Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So schützt sich der Landtag

Am Samstag versuchten Demonstran­ten, in das Reichstags­gebäude in Berlin einzudring­en. Jetzt ist auch in München eine Corona-demonstrat­ion angekündig­t

- VON CHRISTOF PAULUS

München Die Bilder, die Demonstran­ten am Samstag in Berlin produziert­en, werden lange nachhallen. Dutzende Menschen versammelt­en sich am Reichstag und versuchten, ins Innere des Gebäudes zu gelangen, in dem das deutsche Parlament tagt. Viele von ihnen schwenkten Reichsflag­gen, durchbrach­en die Absperrung­en und liefen auf die Treppe vor dem Eingang. Polizisten hielten sie davon ab, in das Gebäude einzudring­en.

Eigentlich sollen Absperrung­en und Bannmeilen eine derartige Eskalation verhindern und Parlaments­gebäude schützen. Auch in München gibt es rund um den Landtag eine Bannmeile, die offiziell den Namen „befriedete­r Bezirk“trägt und in der öffentlich­e Versammlun­gen unter freiem Himmel grundsätzl­ich verboten sind. Der Grund: Die Abgeordnet­en sollen unbeeinträ­chtigt von Störungen freie Entscheidu­ngen treffen können. Zwar ist das Verbot nicht strikt: „Wir müssen jeden Einzelfall prüfen“, sagt die Csu-politikeri­n und Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner dem Bayerische­n Rundfunk. Allerdings habe man solche Anträge bisher „mehrfach abgelehnt“.

Wer dennoch an einer Versammlun­g innerhalb des Bereichs teilnimmt, könne mit einer Geldstrafe von bis zu 3000 Euro belegt werden, teilt Landtagspr­essesprech­er Peter Ringlstett­er mit. Wer gar dazu aufrufe, den erwarten unter Umständen zwei Jahre Gefängnis.

Für Spaziergän­ger ist die Bannmeile jedoch begehbar – selbst die gut sichtbare Auffahrt des Landtags vom Isarufer her. Sollte es dort zu einer Versammlun­g kommen, werde sie mithilfe der Polizei aufgelöst, sagt Ringlstett­er.

Das Sicherheit­skonzept mit Blick auf die Berliner Vorfälle zu überarbeit­en, sei aktuell nicht angedacht. Zwar werde man das Thema im Ältestenra­t besprechen, sagt Präsidenti­n Aigner. Jedoch sei für sie wichtig, dass sich der Landtag nicht verbarrika­diere. Die Sicherheit stehe im Vordergrun­d, klar sei für sie dennoch: „Wir wollen offen sein.“

Auch Vertreter der Opposition im Landtag stehen möglichen Verschärfu­ngen skeptisch gegenüber.

„Sicherheit­skonzepte zu überprüfen und den aktuellen Lagen anzupassen, ist sicher richtig“, sagt Jürgen Mistol, der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Grünen, unserer Redaktion. Der Bayerische Landtag dürfe jedoch nicht „zu einer abgeschott­eten Trutzburg umgewandel­t werden“.

Nach Angaben des Innenminis­teriums ist für Samstag, 12. September, eine Demonstrat­ion gegen die Corona-maßnahmen in der Münchner Innenstadt angekündig­t. Die Regelungen in der Landeshaup­tstadt sind bereits jetzt strikter als in Berlin. Dort sind Versammlun­gen in der Bannmeile außerhalb der Sitzungswo­chen erlaubt. Der Augsburger Csu-politiker Volker Ullrich schlägt nun in der Welt vor, das faktische Demonstrat­ionsverbot nicht mehr nur auf die Sitzungsta­ge des Parlaments zu beschränke­n – Ausnahmen sollten jedoch weiterhin möglich sein.

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Foto: Sven Hoppe, dpa Die Westseite des Bayerische­n Landtags an der Isar.

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