Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein Jäger auf sanften Pfoten
Der Goldschakal sieht aus wie eine Mischung aus Wolf und Fuchs. Seit einigen Jahren ist er auch in unseren Wäldern zu Hause. Warum er nach Deutschland eingewandert ist
Was ist das für ein Tier? Ist das etwa ein Wolf? Nein, dafür ist es zu klein. Dann vielleicht ein Fuchs? Nein, dafür ist es wiederum ein bisschen zu groß, und auch die Farbe des Fells stimmt nicht ganz. Es muss irgendetwas anderes sein. Aber was bloß? Das seltsame Tier ist ein Goldschakal.
Die Tiere werden immer öfter in Deutschland gesichtet. Das sei etwas ganz Besonderes, verrät Felix Böcker. Der Forscher arbeitet in der Stadt Freiburg im Bundesland Baden-württemberg. Wenn ein Goldschakal irgendwo gesichtet wird, landet die Meldung bei ihm auf dem Schreibtisch. „Das Besondere ist, dass es dieses Tier hier bei uns vorher noch nicht gegeben hat“, erklärt Felix Böcker. Das unterscheidet den Goldschakal zum Beispiel von Wölfen und Luchsen. Diese haben schon in früheren Zeiten hier gelebt. Sie wurden dann aber vom Menschen ausgerottet oder vertrieben und siedeln sich nun langsam wieder an.
Goldschakale leben dagegen normalerweise in Südosteuropa und Asien. Also mehrere hundert bis tausend Kilometer weit weg. Doch seit einigen Jahren beobachten die Forscher, dass die Tiere ihren Lebensraum erweitern und Richtung Norden ziehen, unter anderem auch nach Deutschland. So wurden Goldschakale etwa schon in Bayern, Niedersachsen, Brandenburg
und Mecklenburg-vorpommern gesichtet.
Das erste Tier wurde vor über 20 Jahren gefunden und damals von einem Jäger erschossen. „Dass es ein Goldschakal war, hat sich zu dieser Zeit aber noch nicht groß herumgesprochen“, sagt Felix Böcker. Der Fund wurde nicht sonderlich beachtet. Das hat sich geändert. Denn mittlerweile werden die Tiere immer öfter gesichtet. Allein letztes Jahr gab es über ganz Deutschland verteilt etwa 20 Nachweise.
Goldschakale sind jedoch extrem scheu. Deshalb ist es schwierig nachzuvollziehen, wo sie langgewandert sind. „Wenn wir ein Tier sichten, wissen wir nicht, woher es kommt. Es gibt einfach noch zu wenig Daten“, sagt der Fachmann. Das ist beim Wolf zum Beispiel anders. Über dessen Bestand wissen die Forscher sehr gut Bescheid. Warum sich die Goldschakale ausbreiten, gibt den Fachleuten Rätsel auf. „Manche vermuten, es könnte mit dem Klimawandel zu tun haben. Die Tiere sind extrem anpassungsfähig und flexibel“, verrät der Forscher. Eine andere Vermutung ist, dass es mit Nahrung zu tun hat. Eins weiß man aber sicher: Angst müssen wir Menschen vor dem Goldschakal keine haben! Stattdessen können wir etwas Einzigartiges beobachten, nämlich wie sich eine neue Tierart bei uns ansiedelt.
Forscher wie Felix Böcker wollen mehr über die Goldschakale herausfinden. Zum Beispiel interessiert es sie, wie viele der Tiere mittlerweile in Deutschland leben und was sie unterscheidet.
Weil die Tiere sehr scheu sind und man sie nur sehr selten zum Zählen zu Gesicht bekommt, untersuchen Forscher das, was sie hinterlassen: ihren Kot. Bei der Suche danach helfen den Forschern unter anderem Spürhunde, die den Kot der Goldschakale erschnüffeln können.
Wurde ein Goldschakal gesichtet, ziehen die Forscher mit ihren Hunden los und versuchen eine Kot-probe zu nehmen. Diese wird dann im Labor genau untersucht. Auf diese Weise können die Wissenschaftler die einzelnen Goldschakale bestimmen und voneinander unterscheiden. (dpa)