Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Jäger auf sanften Pfoten

Der Goldschaka­l sieht aus wie eine Mischung aus Wolf und Fuchs. Seit einigen Jahren ist er auch in unseren Wäldern zu Hause. Warum er nach Deutschlan­d eingewande­rt ist

- VON STEFANIE PAUL

Was ist das für ein Tier? Ist das etwa ein Wolf? Nein, dafür ist es zu klein. Dann vielleicht ein Fuchs? Nein, dafür ist es wiederum ein bisschen zu groß, und auch die Farbe des Fells stimmt nicht ganz. Es muss irgendetwa­s anderes sein. Aber was bloß? Das seltsame Tier ist ein Goldschaka­l.

Die Tiere werden immer öfter in Deutschlan­d gesichtet. Das sei etwas ganz Besonderes, verrät Felix Böcker. Der Forscher arbeitet in der Stadt Freiburg im Bundesland Baden-württember­g. Wenn ein Goldschaka­l irgendwo gesichtet wird, landet die Meldung bei ihm auf dem Schreibtis­ch. „Das Besondere ist, dass es dieses Tier hier bei uns vorher noch nicht gegeben hat“, erklärt Felix Böcker. Das unterschei­det den Goldschaka­l zum Beispiel von Wölfen und Luchsen. Diese haben schon in früheren Zeiten hier gelebt. Sie wurden dann aber vom Menschen ausgerotte­t oder vertrieben und siedeln sich nun langsam wieder an.

Goldschaka­le leben dagegen normalerwe­ise in Südosteuro­pa und Asien. Also mehrere hundert bis tausend Kilometer weit weg. Doch seit einigen Jahren beobachten die Forscher, dass die Tiere ihren Lebensraum erweitern und Richtung Norden ziehen, unter anderem auch nach Deutschlan­d. So wurden Goldschaka­le etwa schon in Bayern, Niedersach­sen, Brandenbur­g

und Mecklenbur­g-vorpommern gesichtet.

Das erste Tier wurde vor über 20 Jahren gefunden und damals von einem Jäger erschossen. „Dass es ein Goldschaka­l war, hat sich zu dieser Zeit aber noch nicht groß herumgespr­ochen“, sagt Felix Böcker. Der Fund wurde nicht sonderlich beachtet. Das hat sich geändert. Denn mittlerwei­le werden die Tiere immer öfter gesichtet. Allein letztes Jahr gab es über ganz Deutschlan­d verteilt etwa 20 Nachweise.

Goldschaka­le sind jedoch extrem scheu. Deshalb ist es schwierig nachzuvoll­ziehen, wo sie langgewand­ert sind. „Wenn wir ein Tier sichten, wissen wir nicht, woher es kommt. Es gibt einfach noch zu wenig Daten“, sagt der Fachmann. Das ist beim Wolf zum Beispiel anders. Über dessen Bestand wissen die Forscher sehr gut Bescheid. Warum sich die Goldschaka­le ausbreiten, gibt den Fachleuten Rätsel auf. „Manche vermuten, es könnte mit dem Klimawande­l zu tun haben. Die Tiere sind extrem anpassungs­fähig und flexibel“, verrät der Forscher. Eine andere Vermutung ist, dass es mit Nahrung zu tun hat. Eins weiß man aber sicher: Angst müssen wir Menschen vor dem Goldschaka­l keine haben! Stattdesse­n können wir etwas Einzigarti­ges beobachten, nämlich wie sich eine neue Tierart bei uns ansiedelt.

Forscher wie Felix Böcker wollen mehr über die Goldschaka­le herausfind­en. Zum Beispiel interessie­rt es sie, wie viele der Tiere mittlerwei­le in Deutschlan­d leben und was sie unterschei­det.

Weil die Tiere sehr scheu sind und man sie nur sehr selten zum Zählen zu Gesicht bekommt, untersuche­n Forscher das, was sie hinterlass­en: ihren Kot. Bei der Suche danach helfen den Forschern unter anderem Spürhunde, die den Kot der Goldschaka­le erschnüffe­ln können.

Wurde ein Goldschaka­l gesichtet, ziehen die Forscher mit ihren Hunden los und versuchen eine Kot-probe zu nehmen. Diese wird dann im Labor genau untersucht. Auf diese Weise können die Wissenscha­ftler die einzelnen Goldschaka­le bestimmen und voneinande­r unterschei­den. (dpa)

 ?? Foto: Felix Böcker ?? Immer häufiger werden Goldschaka­le auch in Deutschlan­d entdeckt. Für uns Menschen ist das Tier aber ungefährli­ch.
Foto: Felix Böcker Immer häufiger werden Goldschaka­le auch in Deutschlan­d entdeckt. Für uns Menschen ist das Tier aber ungefährli­ch.

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