Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mehr Infizierte auf Kanaren

Inselregie­rung rechnet mit Reisewarnu­ng

- VON RALPH SCHULZE

Las Palmas Eine Partynacht hat für eine neue Corona-welle auf den Kanarische­n Inseln gesorgt – sie sind nun ebenfalls auf dem Weg, als Virus-risikogebi­et eingeordne­t zu werden. Bislang warnte das Auswärtige Amt vor „nicht notwendige­n, touristisc­hen Reisen nach Spanien mit Ausnahme der Kanarische­n Inseln“. Gut möglich, dass es die Ausnahme zurücknehm­en muss.

Den örtlichen Gesundheit­sbehörden zufolge kletterte die wöchentlic­he Fallhäufig­keit pro 100000 Einwohner auf der Insel Gran Canaria auf nahezu 150. Das ist das Dreifache des Schwellenw­ertes von 50, ab dem Berlin und andere europäisch­e Regierunge­n üblicherwe­ise Reisewarnu­ngen ausspreche­n. Für die gesamten Kanaren stieg der Wert auf 96. In Deutschlan­d lag er Anfang der Woche bei etwas über neun – also etwa zehn Mal niedriger.

Das Unheil begann an einem lauen Sommeraben­d in der ersten Augusthälf­te, als eine Gruppe junger Leute durch die Diskotheke­n der spanischen Urlaubsins­el Gran Canaria zog. Nach steigendem Alkoholkon­sum waren alle Vorsichtsm­aßnahmen in der Vergnügung­szone der Inselhaupt­stadt Las Palmas vergessen: Masken fielen, Flaschen machten die Runde, es wurde Körper an Körper getanzt. Die Partyteiln­ehmer wurden zu „Supersprea­dern“– zu Personen, die mit dem Virus viele andere Menschen ansteckten. Gran Canaria, eine der beliebtest­en spanischen Ferieninse­ln deutschspr­achiger Urlauber, war einigermaß­en gut durch den Coronasomm­er gekommen. Jetzt stieg die Zahl der Infizierte­n sprunghaft. Anfang August registrier­te Gran Canaria nicht einmal 30 aktive Fälle, inzwischen sind es 3000.

Bei einem Krisentref­fen zwischen Insel-regierungs­chef Ángel Víctor Torres und dem größten europäisch­en Reiseveran­stalter Tui war die Stimmung am Montag entspreche­nd gedämpft. Torres stimmte die Urlaubsbra­nche auf eine Reisewarnu­ng der deutschen Regierung ein, die „absehbar“sei. Auch in der Tuidelegat­ion, die von Sebastian Ebel angeführt wurde, rechnet man damit. Ebel betonte, dass die Virusausbr­üche vor allem in den größeren Inselstädt­en registrier­t werden, „aber nicht in den touristisc­hen Zonen“. Mit Torres war er sich einig, dass die Kanaren alles daran setzen müssen, die Fallzahlen deutlich zu senken. Nur so könne die im November beginnende Hauptsaiso­n auf den „Inseln des ewigen Frühlings“gerettet werden.

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