Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Mehr Infizierte auf Kanaren
Inselregierung rechnet mit Reisewarnung
Las Palmas Eine Partynacht hat für eine neue Corona-welle auf den Kanarischen Inseln gesorgt – sie sind nun ebenfalls auf dem Weg, als Virus-risikogebiet eingeordnet zu werden. Bislang warnte das Auswärtige Amt vor „nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Spanien mit Ausnahme der Kanarischen Inseln“. Gut möglich, dass es die Ausnahme zurücknehmen muss.
Den örtlichen Gesundheitsbehörden zufolge kletterte die wöchentliche Fallhäufigkeit pro 100000 Einwohner auf der Insel Gran Canaria auf nahezu 150. Das ist das Dreifache des Schwellenwertes von 50, ab dem Berlin und andere europäische Regierungen üblicherweise Reisewarnungen aussprechen. Für die gesamten Kanaren stieg der Wert auf 96. In Deutschland lag er Anfang der Woche bei etwas über neun – also etwa zehn Mal niedriger.
Das Unheil begann an einem lauen Sommerabend in der ersten Augusthälfte, als eine Gruppe junger Leute durch die Diskotheken der spanischen Urlaubsinsel Gran Canaria zog. Nach steigendem Alkoholkonsum waren alle Vorsichtsmaßnahmen in der Vergnügungszone der Inselhauptstadt Las Palmas vergessen: Masken fielen, Flaschen machten die Runde, es wurde Körper an Körper getanzt. Die Partyteilnehmer wurden zu „Superspreadern“– zu Personen, die mit dem Virus viele andere Menschen ansteckten. Gran Canaria, eine der beliebtesten spanischen Ferieninseln deutschsprachiger Urlauber, war einigermaßen gut durch den Coronasommer gekommen. Jetzt stieg die Zahl der Infizierten sprunghaft. Anfang August registrierte Gran Canaria nicht einmal 30 aktive Fälle, inzwischen sind es 3000.
Bei einem Krisentreffen zwischen Insel-regierungschef Ángel Víctor Torres und dem größten europäischen Reiseveranstalter Tui war die Stimmung am Montag entsprechend gedämpft. Torres stimmte die Urlaubsbranche auf eine Reisewarnung der deutschen Regierung ein, die „absehbar“sei. Auch in der Tuidelegation, die von Sebastian Ebel angeführt wurde, rechnet man damit. Ebel betonte, dass die Virusausbrüche vor allem in den größeren Inselstädten registriert werden, „aber nicht in den touristischen Zonen“. Mit Torres war er sich einig, dass die Kanaren alles daran setzen müssen, die Fallzahlen deutlich zu senken. Nur so könne die im November beginnende Hauptsaison auf den „Inseln des ewigen Frühlings“gerettet werden.