Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Erst spät sorgt sich die Formel 1 um Sicherheit

- VON MARCO SCHEINHOF marco.scheinhof@augsburger-allgemeine.de

Jochen Rindt war ein Draufgänge­r. Ein charismati­scher, selbstbewu­sster Typ. Einer, dem die Gefahr seines Jobs durchaus bewusst war, der sich aber trotzdem mit vollem Risiko auf die Rennstreck­en begab. Am 5. September 1970 verunglück­te Rindt tödlich. Beim Formel-1-rennen in Monza. Zu einer Zeit, als Begleiter der Fahrer im Gepäck immer einen schwarzen Anzug haben sollten. Weil die Gefahr von tödlichen Unfällen groß war.

Rindts Frau Nina hatte damals in der Box des Lotus-teams gewartet. Mit der Stoppuhr in der Hand. Rindt aber tauchte nicht auf. Eine Bremswelle war an seinem Fahrzeug vorne rechts gebrochen, der 28-Jährige krachte mit seinem Wagen in die Leitplanke­n. Bernie Ecclestone, der spätere Formel1-herrscher, trug den blutversch­mierten Helm von Rindt in die Box. Rindts Unfall und sein Tod haben den Motorsport, aber auch darüber hinaus erschütter­t. Zwei Monate nach seinem Unfall wurde Rindt, der in Mainz geboren wurde, später aber bei seinen Großeltern in Österreich aufgewachs­en war, Weltmeiste­r. Er hatte in den Rennen zuvor so viele Punkte gesammelt, dass sein Rivale Jacky Ickx ihn nicht mehr einholen konnte. Posthum zum Weltmeiste­r, das ist bislang einzigarti­g.

Mittlerwei­le hat sich die Formel 1 in vielen Bereichen verändert. Vor allem beim Thema Sicherheit. Rindts Unfall folgten weitere tödliche, speziell Ayrton Sennas Tod 1994 in Imola hat die Formel 1 noch einmal aufgerütte­lt. Seitdem hat sich viel verändert – auch auf Druck der Fahrer hin. In den Anfangsjah­ren der Formel 1 wurde es schon als Erfolg gefeiert, als 1952 der Sturzhelm zur Pflicht wurde, der Sicherheit­sgurt folgte erst 1969.

Heute sind die Piloten in ihrem Monocoque von Kohlefaser und Aluminium-waben umgeben. Diese Kombinatio­n sorgt für Festigkeit, aber auch geringes Gewicht. Seit 2018 soll der sogenannte Heiligensc­hein den Kopf des Fahrers schützen. Er ist über dem Cockpit angebracht und kann die Sicht beeinträch­tigen. Das allerdings müssen die Fahrer in Kauf nehmen. Es geht um ihre Sicherheit und ihren Schutz. Endlich.

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Foto: dpa Jochen Rindt wurde nach seinem Tod Formel-1-weltmeiste­r.
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