Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie aus Schnäppche­n Klassiker werden

Youngtimer können viel Auto für wenig Geld bieten. Manche Modelle haben sogar das Zeug dazu, zu einem begehrten Oldtimer zu werden. Über den späteren Erfolg können Kleinigkei­ten entscheide­n, so Experten

- Andreas Kötter, dpa

für einen Youngtimer zu entscheide­n, kann verschiede­ne Gründe haben. Der eine möchte ein Auto, das für ihn als Neuwagen unerschwin­glich war. Der andere wünscht sich vielleicht das Auto seiner Kindheit zurück. Oder der Youngtimer ist für den Dritten Mittel zum Zweck, um günstig von A nach B zu kommen. Manche Modelle haben zudem das Potenzial zum Klassiker. Doch worauf sollte man beim Kauf achten?

„Zunächst einmal gilt für den Youngtimer dasselbe wie für den Oldtimer“, sagt Carsten Kürten. „Das bessere Auto ist immer auch der bessere Kauf.“Ein Audi TT der ersten Baureihe habe beispielsw­eise Potenzial.

Ein Auto aus rheinländi­schem Erstbesitz sei einem sogar besser ausgestatt­en Exemplar aus Oberbayern vorzuziehe­n. Warum? Weil das Fahrzeug aus Bayern vermutlich in jedem Winter mit viel Salz in Berührung gekommen ist. Im Zweifel lieber etwas mehr Geld investiere­n, rät Kürten, der sich mit seinem Kölner Unternehme­n auf die Restaurier­ung britischer Luxus-oldtimer spezialisi­ert hat.

Marcel Mühlich pflichtet ihm bei. „Wer glaubt, er könne mal eben im Vorbeigehe­n ein Schnäppche­n machen und brauche später an der einen oder anderen Stelle bloß ein wenig Rost entfernen, dem droht häufig ein böses Erwachen“, warnt der Experte für Verkehrssi­cherheit und Technik beim Auto Club Europa (ACE).

Vor allem Karosserie­arbeiten können schnell ins Geld gehen

Sobald es um Karosserie­arbeiten geht, stiegen die Kosten schnell ins Unbezahlba­re. „Ein wirklich gutes Auto, möglichst rostfrei, ohne Undichtigk­eiten und ohne Wartungsst­au sei deshalb immer die bessere Wahl“, sagt Mühlich.

Eine weitere Youngtimer­grundregel: „Natürlich ist erst einmal das Auto das richtige, das mich jedes Mal lächeln lässt, wenn ich es sehe. Und wenn das einem Golf II mit vier Türen und 60 PS, aber ohne Sonderauss­tattung gelingt, dann ist das eben meine Definition von automobile­r Glückselig­keit“, sagt Kürsich

Beide Experten betonen, dass verschiede­ne Karosserie- und Ausstattun­gsvariante­n sowie Motorisier­ungen derselben Baureihe unterschie­dliches Potenzial haben können. „Kauft man heute ein Coupé oder ein Cabrio sowie eine Limousine der Mercedes Baureihe W124, dann gebe ich Brief und Siegel, dass die Chancen, Gewinn abzuwerfen, für das Coupé/cabrio deutlich höher sind“, so Kürten.

„Die Ausführung mit dem größeren Motor oder der vielleicht bei dem entspreche­nden Modell noch selten verbauten Klimaanlag­e, ist immer der bessere Kauf“ergänzt Mühlich. Echte Klassiker-chancen traut Kürten zum Beispiel dem

Mercedes 500 E der W124-baureihe zu. „Beim 500 E handelt es sich nur auf den ersten Blick um eine weitere durchschni­ttliche Limousine dieser Baureihe. Tatsächlic­h verfügt das Auto über einen V8-leichtmeta­llmotor, der 326 PS leistet und wurde nicht bei Mercedes, sondern nahezu komplett bei Porsche montiert“, erklärt er.

Und wie sieht es mit Exoten aus, etwa dem zwischen 2001 und 2003 gebauten Renault Avantime? Während Kürten bei dem französisc­hem Kombicoupé „technische und konstrukti­onsbedingt­e Mängel“und eine „mehr als schwierige Ersatzteil­versorgung“moniert, mag ACEMANN Mühlich auch solchen Außenten. seitern zumindest eine Chance geben. „Wer sich für ein solches Auto interessie­rt, dem rate ich dringend, sich an einen Fanklub zu wenden, wie er für sehr viele Auto existiert, und vielleicht sogar dort Mitglied zu werden.“

Unterm Strich taugt ein Youngtimer weniger als ernsthafte Geldanlage. Käufer tun sich einen größeren Gefallen, wenn bei ihnen der Spaß im Vordergrun­d steht. „Dass ein Youngtimer im Laufe der Jahre im Wert steigt, ist zwar nicht ausgeschlo­ssen; viele vergessen aber, dass auch regelmäßig­e Kosten anfallen“, so Kürten – etwa für einen schützende­n Garagenste­llplatz.

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Foto: Mercedes-benz AG Zeitlose Eleganz: Beim Mercedes-benz CLK Coupé 55 AMG (Baureihe 209) schätzen Experten die Chancen auf eine Wertsteige­rung als nicht schlecht ein. Grundsätzl­ich liegen Coupés und Cabrios gut im Rennen.
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Foto: VW Schon jetzt begehrt: (1989) als Zweitürer. ein Golf II GTI
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Foto: Renault Da scheiden sich die Geister: Avantime (2001–2003). Renault

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