Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Welche Lehrstellen jetzt noch unbesetzt sind
Die Corona-pandemie hat den Ausbildungsmarkt stark beeinflusst. Experten sehen für Jugendliche, die noch unversorgt sind, gute Chancen. Für Betriebe gibt es weiterhin eine Ausbildungsprämie
Am Dienstag hat in vielen heimischen Betrieben das neue Ausbildungsjahr begonnen. Wie viele Jugendliche sich eine Lehrstelle gesichert haben, lässt sich nicht genau beziffern. Es dürften in der Region jedoch weit mehr als 3000 Auszubildende sein, die ins Berufsleben gestartet sind. Nicht jeder junge Mensch, der eine Lehrstelle gesucht hat, wurde fündig. Die Agentur für Arbeit, die den Ausbildungsmarkt statistisch erfasst, meldet zum Ende August noch 700 Bewerber. Die Chancen stehen gut, dass zumindest ein Teil von ihnen noch eine Ausbildungsstelle findet. Ende August gab es 1450 Lehrstellen in der Region, die noch nicht besetzt waren.
Die Vertreter der Arbeitsagentur und der Wirtschaftskammern machen jungen Menschen Mut, dass es mit einem späteren Einstieg noch klappen könnte. Dies hängt mit den Folgen der Corona-pandemie zukaufleute sammen. Die Partner in der dualen Ausbildung, zu denen Firmen, Kammern und Berufsschulen zählen, sind darauf vorbereitet, Späteinsteiger bis Ende des Jahres aufzunehmen. Bei der Agentur für Arbeit wird daran erinnert, dass es wegen Corona eine Ausbildungsprämie für Betriebe gebe. Die Ausbildungsprämie richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen, die in erheblichem Umfang von der Corona-krise betroffen sind und dennoch gleich viele Ausbildungsverträge für das Ausbildungsjahr 2020 abschließen wie im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2019. Die Prämie besteht aus einem einmaligen Zuschuss in Höhe von 2000 Euro je Ausbildungsvertrag. Alternativ gibt es die Ausbildungsprämie plus für zusätzliche Ausbildungsverträge. In diesem Fall beträgt der Zuschuss einmalig 3000 Euro pro zusätzlichem Ausbildungsvertrag.
Jugendliche, die eine Lehrstelle suchen, können nach wie vor aus einem großen Angebot wählen. Die Statistik der Arbeitsagentur sagt aus, dass gegenwärtig 126 Lehrstellen für Kaufleute im Einzelhandel nicht besetzt sind. In der Auflistung folgen Verkäufer (119 nicht besetzte Lehrstellen), Handelsfachwirt (59), im Büromanagement (54) und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk (46).
Roland Fürst, Geschäftsführer bei der Arbeitsagentur, sagte bei der Präsentation der aktuellen Zahlen vom Ausbildungsmarkt: „Es ist weiterhin nicht zu spät für eine Ausbildung.“Monika Treutler-walle, Sprecherin der Handwerkskammer, teilt diese Einschätzung: „Unsere Botschaft ist, dass die Jugendlichen jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken und glauben, dass alles schon gelaufen ist.“Das stimme keineswegs. Wer aktiv werde, könne sicherlich noch untergebracht werden.
Die Handwerkskammer stellt jedenfalls mit Start des Ausbildungsjahrs für die Region fest: „Es tut sich noch etwas, und bei uns gehen täglich noch Ausbildungsverträge online oder per Post ein.“Es sei daher „nichts in Stein gemeißelt“. Für eine Ausbildung im Handwerk spricht laut Monika Treutler-walle, dass gerade in dieser Krisenzeit die Handwerksbetriebe Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen und zu zugleich erhalten. Bei der Industrieund Handelskammer (IHK) ist die Lage nicht viel anders. Ihk-ausbildungsleiter Wolfgang Haschner rechnet damit, dass im September und Oktober mehr Azubis eingestellt werden als in den Vorjahren. „Wir spüren bereits einen Nachholeffekt.“Die IHK hat in ihrer Lehrstellenbörse für den Wirtschaftsraum Augsburg noch mehr als 150 Stellen aufgeführt, die nicht besetzt sind. Zum 1. September hatten Betriebe, die zur IHK gehören, in der Region 2285 abgeschlossene Ausbildungsverträge gemeldet. Dies waren knapp 18 Prozent weniger als im Vorjahr. Im September 2019 waren es knapp 2800 Verträge.
ⓘ Kontakt Auf der Lehrstellenbörse www.lehrstellenboerse-schwaben.de gibt es umfassende Informationen zu freien Lehrstellen.