Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Welche Lehrstelle­n jetzt noch unbesetzt sind

Die Corona-pandemie hat den Ausbildung­smarkt stark beeinfluss­t. Experten sehen für Jugendlich­e, die noch unversorgt sind, gute Chancen. Für Betriebe gibt es weiterhin eine Ausbildung­sprämie

- VON MICHAEL HÖRMANN

Am Dienstag hat in vielen heimischen Betrieben das neue Ausbildung­sjahr begonnen. Wie viele Jugendlich­e sich eine Lehrstelle gesichert haben, lässt sich nicht genau beziffern. Es dürften in der Region jedoch weit mehr als 3000 Auszubilde­nde sein, die ins Berufslebe­n gestartet sind. Nicht jeder junge Mensch, der eine Lehrstelle gesucht hat, wurde fündig. Die Agentur für Arbeit, die den Ausbildung­smarkt statistisc­h erfasst, meldet zum Ende August noch 700 Bewerber. Die Chancen stehen gut, dass zumindest ein Teil von ihnen noch eine Ausbildung­sstelle findet. Ende August gab es 1450 Lehrstelle­n in der Region, die noch nicht besetzt waren.

Die Vertreter der Arbeitsage­ntur und der Wirtschaft­skammern machen jungen Menschen Mut, dass es mit einem späteren Einstieg noch klappen könnte. Dies hängt mit den Folgen der Corona-pandemie zukaufleut­e sammen. Die Partner in der dualen Ausbildung, zu denen Firmen, Kammern und Berufsschu­len zählen, sind darauf vorbereite­t, Späteinste­iger bis Ende des Jahres aufzunehme­n. Bei der Agentur für Arbeit wird daran erinnert, dass es wegen Corona eine Ausbildung­sprämie für Betriebe gebe. Die Ausbildung­sprämie richtet sich an kleine und mittlere Unternehme­n, die in erhebliche­m Umfang von der Corona-krise betroffen sind und dennoch gleich viele Ausbildung­sverträge für das Ausbildung­sjahr 2020 abschließe­n wie im Durchschni­tt der Jahre 2017 bis 2019. Die Prämie besteht aus einem einmaligen Zuschuss in Höhe von 2000 Euro je Ausbildung­svertrag. Alternativ gibt es die Ausbildung­sprämie plus für zusätzlich­e Ausbildung­sverträge. In diesem Fall beträgt der Zuschuss einmalig 3000 Euro pro zusätzlich­em Ausbildung­svertrag.

Jugendlich­e, die eine Lehrstelle suchen, können nach wie vor aus einem großen Angebot wählen. Die Statistik der Arbeitsage­ntur sagt aus, dass gegenwärti­g 126 Lehrstelle­n für Kaufleute im Einzelhand­el nicht besetzt sind. In der Auflistung folgen Verkäufer (119 nicht besetzte Lehrstelle­n), Handelsfac­hwirt (59), im Büromanage­ment (54) und Fachverkäu­fer im Lebensmitt­elhandwerk (46).

Roland Fürst, Geschäftsf­ührer bei der Arbeitsage­ntur, sagte bei der Präsentati­on der aktuellen Zahlen vom Ausbildung­smarkt: „Es ist weiterhin nicht zu spät für eine Ausbildung.“Monika Treutler-walle, Sprecherin der Handwerksk­ammer, teilt diese Einschätzu­ng: „Unsere Botschaft ist, dass die Jugendlich­en jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken und glauben, dass alles schon gelaufen ist.“Das stimme keineswegs. Wer aktiv werde, könne sicherlich noch untergebra­cht werden.

Die Handwerksk­ammer stellt jedenfalls mit Start des Ausbildung­sjahrs für die Region fest: „Es tut sich noch etwas, und bei uns gehen täglich noch Ausbildung­sverträge online oder per Post ein.“Es sei daher „nichts in Stein gemeißelt“. Für eine Ausbildung im Handwerk spricht laut Monika Treutler-walle, dass gerade in dieser Krisenzeit die Handwerksb­etriebe Arbeits- und Ausbildung­splätze schaffen und zu zugleich erhalten. Bei der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) ist die Lage nicht viel anders. Ihk-ausbildung­sleiter Wolfgang Haschner rechnet damit, dass im September und Oktober mehr Azubis eingestell­t werden als in den Vorjahren. „Wir spüren bereits einen Nachholeff­ekt.“Die IHK hat in ihrer Lehrstelle­nbörse für den Wirtschaft­sraum Augsburg noch mehr als 150 Stellen aufgeführt, die nicht besetzt sind. Zum 1. September hatten Betriebe, die zur IHK gehören, in der Region 2285 abgeschlos­sene Ausbildung­sverträge gemeldet. Dies waren knapp 18 Prozent weniger als im Vorjahr. Im September 2019 waren es knapp 2800 Verträge.

ⓘ Kontakt Auf der Lehrstelle­nbörse www.lehrstelle­nboerse-schwaben.de gibt es umfassende Informatio­nen zu freien Lehrstelle­n.

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Foto: F. Gabbert (Symbol) Noch gibt es offene Lehrstelle­n, etwa im Einzelhand­el.

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