Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Russland kritisiert Berlin

Kreml äußert sich zum Fall Nawalny

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Moskau Russland hat das Vorgehen Deutschlan­ds bei den Ermittlung­en im Fall des russischen Regierungs­kritikers Alexej Nawalny scharf kritisiert. „Laute öffentlich­e Erklärunge­n werden bevorzugt“, teilte das Außenminis­terium in Moskau russischen Agenturen zufolge am Mittwoch mit. „Die vorhandene­n gesetzlich­en Mechanisme­n zur Zusammenar­beit werden völlig vernachläs­sigt.“

Der 44 Jahre alte Nawalny gilt als einer der schärfsten Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Auch der Kreml äußerte sich am Mittwoch zu dem Fall. Putins Sprecher, Dmitri Peskow, betonte jedoch, dass Moskau auf die Erklärung aus Berlin zum jetzigen Zeitpunkt nicht „qualifizie­rt reagieren“könne. Russland sei bereit zu einer Zusammenar­beit mit den deutschen Behörden, bekräftigt­e er. Die Generalsta­atsanwalts­chaft in Moskau habe eine offizielle Anfrage geschickt, diese sei jedoch nicht beantworte­t worden. Auch die Ärzte in Moskau und Omsk hätten einen Austausch von Daten angeboten. Auch darauf gab es Peskows Darstellun­g nach keine Reaktion. Die russische Botschaft in Berlin hat die Bundesregi­erung zudem vor einer „Politisier­ung“des Falls Nawalny gewarnt. „Wir rufen unsere Partner auf, jedwede Politisier­ung dieses Vorfalls zu vermeiden

Ein „abscheulic­her und feiger Akt“, sagt von der Leyen

und sich ausschließ­lich auf glaubwürdi­ge Fakten zu stützen, die hoffentlic­h schnellstm­öglich geliefert werden“, hieß es in einer Erklärung.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) wählte am Mittwoch außerorden­tlich klare Worte: Das Verbrechen richte sich „gegen die Grundwerte und Grundrecht­e, für die wir eintreten“. Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) forderte Moskau dazu auf, den Fall Nawalny „vollumfäng­lich und mit voller Transparen­z aufzukläre­n“. Eu-kommission­schefin Ursula von der Leyen kritisiert­e die Vergiftung als abscheulic­hen und feigen Akt. „Die Täter müssen zur Rechenscha­ft gezogen werden“, forderte sie auf Twitter.

Das Untersuchu­ngsergebni­s könnte die ohnehin schon schwer angeschlag­enen Beziehunge­n zwischen Russland und Deutschlan­d sowie anderen westlichen Staaten noch einmal massiv erschütter­n. Die Bundesregi­erung informiert­e die Organisati­on für das Verbot chemischer Waffen (OVCW) über den Labor-befund. Der Konvention für die Ächtung von Chemiewaff­en ist auch Russland beigetrete­n.

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