Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie entsteht ein Foto?

Viele Menschen fotografie­ren inzwischen digital. Die klassische­n Kameras funktionie­ren jedoch anders. Ein Zauber aus Licht und Chemie

- VON GINETTE HAUSSMANN

Gerade noch ist das Blatt nur weiß. Doch wie aus dem Nichts erscheint langsam ein Schwarzwei­ß-bild. Es passiert, während das Blatt in einer Flüssigkei­t schwimmt. Das Geheimnis hinter dieser kleinen Zauberei in der Fotografie sind Licht und Chemie. Der Ort dafür nennt sich Dunkelkamm­er. Damit kennt sich der Fotolehrer Arne Reinhardt aus. Zunächst braucht man einen Film aus einer Kamera, die keine digitalen Aufnahmen macht. Stattdesse­n werden die Bilder auf eine Art Streifen aus Kunststoff gebannt, den Film. Jedes Bild ist dabei kaum größer als eine Briefmarke.

In der Dunkelkamm­er geht es darum, diese Bilder auf spezielles Fotopapier zu übertragen und zu vergrößern. Fotopapier hat mehrere Schichten. Nur dort, wo Licht auf die Schichten trifft, verwandelt sich das Weiß zu Grau oder Schwarz. Weil man aber schlecht ganz im Dunkeln arbeiten kann, brennt in der Dunkelkamm­er eine rote Leuchte. Denn auf rotes Licht reagieren die Schichten nicht.

Zuerst geht es zum Vergrößere­r: Das ist ein großes Brett mit einer Stange hinten. An der hängt ein Kästchen mit einer Lampe. Dort hinein kommt das Bild aus dem Film. Wird nun die Lampe des Vergrößere­rs eingeschal­tet, erscheint das Bild auf dem großen Brett. Es ist schwarz-weiß. Arne Reinhardt stellt das Bild scharf und die Größe ein. Dann legt er ein Blatt Fotopapier auf das Brett. Nun endlich darf Licht durch den Film auf das Papier fallen. Die Zeit dabei ist wichtig, erklärt der Foto-lehrer. „Wenn man ein kleines Papier hat, dann kann so eine Belichtung­szeit bei zehn Sekunden liegen.“Ein großer Abzug hingegen kann Minuten dauern. Um das Foto auf dem Papier sichtbar zu machen, muss es entwickelt werden. Dazu wird das Blatt in eine Schale mit einer chemischen Flüssigkei­t gelegt, dem Entwickler. Nun passiert das kleine Wunder: „Wie scheinbar aus dem Nichts entsteht plötzlich ein Bild. Und zwar an jeder Stelle gleichzeit­ig. Zuerst kommen die dunklen Stellen und dann kommen die Grautöne“, beschreibt es der Lehrer.

Ist das Bild anschließe­nd gut erkennbar, wird es aus der ersten Schale in eine zweite gelegt. Darin befindet sich eine andere Flüssigkei­t. Sie riecht ein wenig nach Essig und sorgt dafür, dass die Entwicklun­g des Fotos gestoppt wird. Sonst würde es immer dunkler werden. Danach kommt das Blatt in eine dritte und letzte Schale: das Fixierbad. Das macht das Foto haltbar. Sonst würde es bald wieder verschwind­en. Das fertige Foto wird anschließe­nd gewaschen und zum Trocknen aufgehängt. Danach kann es aufgehängt oder ins Fotobuch geklebt werden. (dpa)

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 ?? Foto: dpa ?? Arne Reinhardt ist Foto-lehrer. Er kennt sich mit Kameras und der Entwicklun­g von Fotos in der Dunkelkamm­er aus.
Foto: dpa Arne Reinhardt ist Foto-lehrer. Er kennt sich mit Kameras und der Entwicklun­g von Fotos in der Dunkelkamm­er aus.

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