Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Bayerns Verband reicht’s
Fußballer warten weiter. BFV denkt an Klage
München In der Debatte um eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs bei den Amateuren schließt der Bayerische Fußball-verband (BFV) eine Klage gegen die Bayerische Staatsregierung nicht mehr aus. Das Bayerische Kabinett wird sich indes in seiner Sitzung am 14. September auch mit dieser Frage befassen, wie der auch für den Sport zuständige Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch ankündigte. Es gehe nicht um eine „Sonderrolle für den Fußball, sondern um gleiches Recht für alle“, hatte Bfv-präsident Rainer Koch zuvor beteuert. „Worin sich aber ein Konzert- oder Gottesdienstbesucher von einem Sportplatz-zuschauer unterscheidet, wissen wir nicht und deshalb sagen uns unsere Fachanwälte, dass eine Klage gegen die Ungleichbehandlung des Amateurfußballs durch die Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung gute Erfolgsaussichten hätte.“
Der Bayerische Fußball-verband hat vom Land keine Rückmeldung erhalten, ob der Wettkampf-spielbetrieb ab Mitte September wieder aufgenommen werden darf. „Wir haben uns mit Trainingsspielen ohne Zuschauer zufriedengegeben, wir haben verstanden, dass die Zuschauerfrage behutsam diskutiert werden muss, wir haben mit größter Sorgfalt Hygienekonzepte entwickelt und der Staatsregierung vorgelegt. Wir waren der Auffassung, die Voraussetzungen geschaffen zu haben, dass der Spielbetrieb ab dem 19. September 2020 wieder aufgenommen werden darf. Leider ohne Erfolg“, klagte Koch. Herrmann erklärte, dass ihm „die schrittweise Rückkehr zu einem geregelten Sportbetrieb sehr wichtig“sei. Das Kabinett will Mitte September auch darüber reden, wann der Ligabetrieb in anderen Kontaktsportarten in Bayern starten kann, sowie wann und unter welchen Voraussetzungen Zuschauer zugelassen werden können.
„Es ist für die meisten nicht nachvollziehbar, dass wir aktuell den Spielbetrieb nicht starten können, obwohl die Staatsregierung es längst wieder erlaubt, beispielsweise Konzerte oder Gottesdienste unter freiem Himmel zu veranstalten, und dabei sogar bis zu 400 Zuschauer zugelassen sind“, erklärte Koch weiter und beklagte eine fehlende Perspektive für den auch finanziell beeinträchtigten Amateurfußball im Freistaat. Der Gang vors Gericht sei „immer nur das letzte Mittel, das heißt, wir wollen weiterhin im Gespräch mit der Staatsregierung bleiben und hoffen weiterhin auf eine schnelle Lösung für den Amateurfußball in unserem Sinne“, so Koch.
In einer bis zum Montag (10.00 Uhr) freigeschalteten Online-umfrage unter den rund 4500 Mitgliedsvereinen will der BFV erfahren, wie mit dem vor dem Hintergrund der Corona-pandemie untersagten Wettkampfspielbetrieb verfahren werden soll. Dabei geht es auch darum, ob der BFV für seine mehr als 1,6 Millionen Mitglieder juristisch aktiv werden soll. Viertligist 1. FC Schweinfurt ging den juristischen Weg mit einem Eilantrag beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München. Schweinfurt rechnet mit einer Antwort innerhalb der nächsten zwei Wochen.