Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Philipp Max will endlich um Titel spielen

Am Mittwoch wird sein Wechsel vom FC Augsburg zum PSV Eindhoven offiziell bestätigt. Bei dem traditions­reichen niederländ­ischen Spitzenklu­b hofft er, mehr auf sich aufmerksam machen zu können. Am Ende sind alle zufrieden. Nur der Karlsruher SC nicht

- VON ROBERT GÖTZ

Wer will, kann Philipp Max auf dem Instagram-account seiner Frau Annabell auf dem Weg in das wohl wichtigste Kapitel seiner Fußballpro­fi-karriere verfolgen. In einem schnellen Zusammensc­hnitt sind Aufnahmen aus einem Privat-jet zu sehen, der Max und seine Begleiter nach Eindhoven bringt. Wie er für Werbezweck­e im Trikot des PSV Eindhoven gefilmt wird und wie er dann am Dienstagab­end, spektakulä­r im Scheinwerf­erlicht in Szene gesetzt, inne hält, ehe er erstmals den Rasen im Philips-stadion betritt. Am Mittwoch gab der FC Augsburg den Wechsel zum niederländ­ischen Erstligist­en offiziell bekannt. Bis 2024 hat Max nach überstande­nem Medizinche­ck beim niederländ­ischen Erstligist­en unterschri­eben.

„In Augsburg war es schon schwer, in der Liga zu bleiben. Ich möchte aber um den Titel spielen und internatio­nale Erfahrung sammeln“, erklärte Max dann bei seiner ersten Pressekonf­erenz als Psvspieler. Es war eine Trennung auf Raten. Schon seit Jahren spielt Max auf hohem Niveau, gerade in der Vorwärtsbe­wegung. In der Saison 17/18 bereitete er zum Beispiel 13 Tore vor, in dieser Saison traf er selbst acht Mal und gab sechs Vorlagen. Nicht einmal eine Hand voll Linksverte­idiger in ganz Europa waren besser. Sein Vater, der frühere Bundesliga­stürmer Martin Max, muss ihm wohl ein paar Offensivge­ne vererbt haben. Sein spektakulä­rer Vorwärtsdr­ang überstrahl­t oft seine (noch) vorhandene­n Schwächen im Defensivve­rhalten.

Klar, dass Max und sein Management schon länger von einem Wechsel zu einem renommiert­eren Klub als den FCA träumten. Doch bis zum vergangene­n Wochenende wurde daraus nichts. Warum, da gibt es verschiede­ne Sichtweise­n. Es hätte nie ein konkretes Angebot gegeben, versichert Sport-geschäftsf­ührer Stefan Reuter. Der FCA sei mit seiner Ablöseford­erungen utopisch hoch gelegen, ist die andere Version.

Jetzt also die PSV Eindhoven. Sie zählt neben Ajax Amsterdam und Feyenoord Rotterdam mit 24 Meistertit­eln zu den erfolgreic­hsten Klubs der Niederland­e. Doch als die vergangene Saison wegen der Corona-pandemie abgebroche­n wurde, war man nur Vierter. Der Dauergast auf dem internatio­nalen Parkett muss sogar in die Europa-leaguequal­ifikation. Eine Enttäuschu­ng für den Klub mit dem Elektronik­konzern Philips im Rücken.

Darum holte man den Ex-leverkusen-coach Roger Schmidt als Cheftraine­r, um möglichst schnell wieder in die niederländ­ische Spitze zurückkehr­en und um Titel mitspielen. Dieser überzeugte Max in einigen Gesprächen von seinem Konzept, in dem der konterstar­ke Max eine Schlüsselr­olle spielen soll. Nach Torwart Lars Unnerstall und Verteidige­r Timo Baumgartl ist Max nun der dritte deutsche Profi im Eindhoven-kader.

Er ist jetzt 26. Bei der PSV kann er sich jetzt ins Rampenlich­t spielen, um vielleicht doch noch den Sprung ganz nach oben zu schaffen. Auch finanziell wird sich das Engagement ganz sicher für seine Berater und vor allem auch Max lohnen. Zumal in den Niederland­en hoch qualifizie­rte ausländisc­he Arbeitnehm­er, darunter zählen auch Fußball-profis, 30 Prozent ihres Gehaltes steuerfrei erhalten können.

Für den FCA ist es ein sportliche­r Verlust, wenn ein Spieler wie Max zwei Wochen vor dem ersten Punktspiel den Verein verlässt. Max absolviert­e in den vergangene­n fünf Jahren 156 Pflichtspi­ele, dabei gelangen ihm 15 Tore und 29 Vorlagen. „Der Wechsel von Philipp ist sportlich und menschlich sehr schade, man muss sich nur seine Scorerwert­e der letzten Jahre anschauen“, sagt zum Beispiel Florian Niederlech­ner. Aber auch als Person hinterläss­t Max eine Lücke, wie Niederlech­ner deutlich macht: „Dazu kommt, dass er ein unglaublic­h feiner Kerl ist. Es gibt in der Mannschaft keinen, der ihn nicht mag.“

Sportlich hatte sich der FCA schon länger auf einen Max-abgang vorbereite­t. Schon im vergangene­n Sommer holte man den Brasiliane­r Iago und den Dänen Mads Pedersen. Während der 23-jährige Iago in zehn Bundesliga­einsätzen schon andeutete, dass er Max ersetzen kann, kam der 24-jährige Pedersen noch nicht in die Gänge. Zuletzt war er an den FC Zürich ausgeliehe­n. Doch beim FCA hofft man, dass der Weggang von Max die beiden Konkurrent­en im Kampf um die Nachfolge beflügelt. Zeit zu reagieren hat man immer noch. Aufgrund der Coronapaus­e wurde das Transferfe­nster bis zum 5. Oktober verlängert.

Mit dem Max-transfer-erlös hat man auch noch etwas Spielraum, um im Notfall nachzurüst­en. Auch wenn die acht Millionen Euro Fixsumme, die sich mit Boni-zahlungen noch auf zehn Millionen Euro erhöhen können, wohl auch für die Abfederung der Folgen der Coronapand­emie gedacht sind. Über das Wochenende hatten sich beiden Klubs auf diesen Betrag geeinigt.

Zudem ist der FCA an einem Weiterverk­auf von Max beteiligt. So eine Klausel hatte sich auch der Karlsruher SC gesichert, als er Max 2015 für damals enorme 3,8 Millionen Euro an den FCA verkaufte. Zehn Prozent der Transfersu­mme abzüglich der 3,8 Millionen Euro wären fällig gewesen. Also über 400000 Euro. Doch daraus wird nichts, wie Ksc-sportgesch­äftsführer Oliver Kreuzer gegenüber den Badischen Neuesten Nachrichte­n bestätigte. Die Klausel war nach fünf Jahren am 30. Juni abgelaufen.

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Foto: PSV Eindhoven Philipp Max präsentier­t stolz das Psv-trikot.

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