Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Philipp Max will endlich um Titel spielen
Am Mittwoch wird sein Wechsel vom FC Augsburg zum PSV Eindhoven offiziell bestätigt. Bei dem traditionsreichen niederländischen Spitzenklub hofft er, mehr auf sich aufmerksam machen zu können. Am Ende sind alle zufrieden. Nur der Karlsruher SC nicht
Wer will, kann Philipp Max auf dem Instagram-account seiner Frau Annabell auf dem Weg in das wohl wichtigste Kapitel seiner Fußballprofi-karriere verfolgen. In einem schnellen Zusammenschnitt sind Aufnahmen aus einem Privat-jet zu sehen, der Max und seine Begleiter nach Eindhoven bringt. Wie er für Werbezwecke im Trikot des PSV Eindhoven gefilmt wird und wie er dann am Dienstagabend, spektakulär im Scheinwerferlicht in Szene gesetzt, inne hält, ehe er erstmals den Rasen im Philips-stadion betritt. Am Mittwoch gab der FC Augsburg den Wechsel zum niederländischen Erstligisten offiziell bekannt. Bis 2024 hat Max nach überstandenem Medizincheck beim niederländischen Erstligisten unterschrieben.
„In Augsburg war es schon schwer, in der Liga zu bleiben. Ich möchte aber um den Titel spielen und internationale Erfahrung sammeln“, erklärte Max dann bei seiner ersten Pressekonferenz als Psvspieler. Es war eine Trennung auf Raten. Schon seit Jahren spielt Max auf hohem Niveau, gerade in der Vorwärtsbewegung. In der Saison 17/18 bereitete er zum Beispiel 13 Tore vor, in dieser Saison traf er selbst acht Mal und gab sechs Vorlagen. Nicht einmal eine Hand voll Linksverteidiger in ganz Europa waren besser. Sein Vater, der frühere Bundesligastürmer Martin Max, muss ihm wohl ein paar Offensivgene vererbt haben. Sein spektakulärer Vorwärtsdrang überstrahlt oft seine (noch) vorhandenen Schwächen im Defensivverhalten.
Klar, dass Max und sein Management schon länger von einem Wechsel zu einem renommierteren Klub als den FCA träumten. Doch bis zum vergangenen Wochenende wurde daraus nichts. Warum, da gibt es verschiedene Sichtweisen. Es hätte nie ein konkretes Angebot gegeben, versichert Sport-geschäftsführer Stefan Reuter. Der FCA sei mit seiner Ablöseforderungen utopisch hoch gelegen, ist die andere Version.
Jetzt also die PSV Eindhoven. Sie zählt neben Ajax Amsterdam und Feyenoord Rotterdam mit 24 Meistertiteln zu den erfolgreichsten Klubs der Niederlande. Doch als die vergangene Saison wegen der Corona-pandemie abgebrochen wurde, war man nur Vierter. Der Dauergast auf dem internationalen Parkett muss sogar in die Europa-leaguequalifikation. Eine Enttäuschung für den Klub mit dem Elektronikkonzern Philips im Rücken.
Darum holte man den Ex-leverkusen-coach Roger Schmidt als Cheftrainer, um möglichst schnell wieder in die niederländische Spitze zurückkehren und um Titel mitspielen. Dieser überzeugte Max in einigen Gesprächen von seinem Konzept, in dem der konterstarke Max eine Schlüsselrolle spielen soll. Nach Torwart Lars Unnerstall und Verteidiger Timo Baumgartl ist Max nun der dritte deutsche Profi im Eindhoven-kader.
Er ist jetzt 26. Bei der PSV kann er sich jetzt ins Rampenlicht spielen, um vielleicht doch noch den Sprung ganz nach oben zu schaffen. Auch finanziell wird sich das Engagement ganz sicher für seine Berater und vor allem auch Max lohnen. Zumal in den Niederlanden hoch qualifizierte ausländische Arbeitnehmer, darunter zählen auch Fußball-profis, 30 Prozent ihres Gehaltes steuerfrei erhalten können.
Für den FCA ist es ein sportlicher Verlust, wenn ein Spieler wie Max zwei Wochen vor dem ersten Punktspiel den Verein verlässt. Max absolvierte in den vergangenen fünf Jahren 156 Pflichtspiele, dabei gelangen ihm 15 Tore und 29 Vorlagen. „Der Wechsel von Philipp ist sportlich und menschlich sehr schade, man muss sich nur seine Scorerwerte der letzten Jahre anschauen“, sagt zum Beispiel Florian Niederlechner. Aber auch als Person hinterlässt Max eine Lücke, wie Niederlechner deutlich macht: „Dazu kommt, dass er ein unglaublich feiner Kerl ist. Es gibt in der Mannschaft keinen, der ihn nicht mag.“
Sportlich hatte sich der FCA schon länger auf einen Max-abgang vorbereitet. Schon im vergangenen Sommer holte man den Brasilianer Iago und den Dänen Mads Pedersen. Während der 23-jährige Iago in zehn Bundesligaeinsätzen schon andeutete, dass er Max ersetzen kann, kam der 24-jährige Pedersen noch nicht in die Gänge. Zuletzt war er an den FC Zürich ausgeliehen. Doch beim FCA hofft man, dass der Weggang von Max die beiden Konkurrenten im Kampf um die Nachfolge beflügelt. Zeit zu reagieren hat man immer noch. Aufgrund der Coronapause wurde das Transferfenster bis zum 5. Oktober verlängert.
Mit dem Max-transfer-erlös hat man auch noch etwas Spielraum, um im Notfall nachzurüsten. Auch wenn die acht Millionen Euro Fixsumme, die sich mit Boni-zahlungen noch auf zehn Millionen Euro erhöhen können, wohl auch für die Abfederung der Folgen der Coronapandemie gedacht sind. Über das Wochenende hatten sich beiden Klubs auf diesen Betrag geeinigt.
Zudem ist der FCA an einem Weiterverkauf von Max beteiligt. So eine Klausel hatte sich auch der Karlsruher SC gesichert, als er Max 2015 für damals enorme 3,8 Millionen Euro an den FCA verkaufte. Zehn Prozent der Transfersumme abzüglich der 3,8 Millionen Euro wären fällig gewesen. Also über 400000 Euro. Doch daraus wird nichts, wie Ksc-sportgeschäftsführer Oliver Kreuzer gegenüber den Badischen Neuesten Nachrichten bestätigte. Die Klausel war nach fünf Jahren am 30. Juni abgelaufen.