Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Caterer werden durch Corona nahezu abserviert
Party Die Augsburger Unternehmen der Branche haben seit der Krise kaum noch Arbeit – und wenn, dann ist sie aufgrund der Auflagen zum Schutz vor dem Virus schwieriger und teurer geworden. Manche reagieren mit klaren Regeln
In der Catering-abteilung von Feinkost Kahn ist die Welt seit März nicht mehr in Ordnung. Ursache dafür ist, fast kann man es nicht mehr hören, das Coronavirus. Geschäftsführer Dirk Tschenscher sagt: „Die Lage ist miserabel.“Noch im März habe man gedacht: Okay, ein, zwei Monate kein Geschäft, das lasse sich aushalten. Nun stelle man sich allmählich die Frage, wie lange das noch gut geht, so Tschenscher.
Zwar dürfen in Bayern Privatfeiern mit bis zu 200 Personen im Außenund 100 Personen im Innenbereich stattfinden – nur reicht das Feinkost Kahn nicht aus. Laut Tschenscher ist das Unternehmen vor allem auf Staatsempfänge und andere Großveranstaltungen angewiesen. „80 bis 85 Prozent unseres Geschäfts machen wir mit Events für über 1000 Gäste.“Hinzu kämen Mehrkosten aufgrund der noch intensiveren Hygieneanforderungen.
Bis März 2021 sei die Cateringabteilung von Kahn voraussichtlich noch in Kurzarbeit, erklärt Tschenscher. „Wir kommen mit großem finanziellen Schaden durch dieses Jahr – ewig können wir das aber nicht machen.“Das Hochzeitsgeschäft laufe immerhin allmählich wieder an, vieles davon finde aber erst im kommenden Jahr statt. Und mit nur 100 Gästen sei kein Gewinn zu machen.
Ähnlich stellt sich die Lage in der Rosenaugaststätte dar. Hier veranstaltet Irene Krapf seit vielen Jahren Hochzeiten. Auch in diesem Jahr, nur unter anderen Rahmenbedingungen. „Die Gäste müssen nach meiner Pfeife tanzen.“Wer hier heiraten möchte, erklärt Krapf, müsse eine Gästeliste mit Kontaktdaten vorlegen – und seit Kurzem auch einen negativen Corona-test. Krapf hat sich sogar ein Instrument zur Fiebermessung angeschafft, welches zum Einsatz kommt. „Ich habe mir auch überlegt, ob eine
im Innenraum rechtlich möglich wäre.“
Hatte sie früher einen Securitymann während einer Feier vor Ort, sind es nun drei, dazu Krapf selbst. Die vielen Maßnahmen hätten ihren Grund darin, dass in der Rosenaugaststätte viele Hochzeiten von Brautpaaren mit Migrationshintergrund stattfinden – und Reiserückkehrer aus Südosteuropa hätten zuletzt zu einem signifikanten Anstieg der Corona-fallzahlen im Stadtgebiet beigetragen. Krapf erzählt: „Die Leute seufzen zwar wegen meiner Maßnahmen, Beschwerden gibt es aber selten bis nie deswegen.“40 Hochzeiten seien in diesem Jahr abgesagt worden, daher sei sie „dankbar“für jede, die jetzt noch stattfinde. Die Situation bleibe so oder so schwierig: Hochzeiten mit 100 Gästen würden ihr in normalen Jahren schon kaum Gewinn bringen, jetzt kämen noch Mehrkosten aufgrund der Hygienemaßnahmen hinzu, sagt Krapf.
Deutlich mehr als 100 Gäste könnten im Kesselhaus zusammen feiern. Der Club in Oberhausen ist jedoch seit März geschlossen. Was nicht heißt, dass dort jedes Wochenmaskenpflicht ende die Lichter aus sind. Man kann einzelne Räume des Kesselhauses mieten, im Innen- und Außenbereich. Wie überall in Bayern gilt auch dort die Begrenzung auf 100 Personen. Gedacht ist der Laden allerdings für 700 bis 1200 Gäste.
Pächter Stephan Schulz erklärt, wer dort mieten wolle, trage die Verantwortung für die Einhaltung der Corona-regeln. Auf Wunsch könne das Kesselhaus etwa Security-männer bereitstellen, die bei den Kontrollen helfen.
Auch Thomas Schnörzinger leidet unter den Auswirkungen der Corona-krise. Er ist Inhaber von DTS Catering und sagt: „Ich bleibe auch in dieser zuvor unvorstellbaren Situation optimistisch.“Seine Firma sei zwar schwer durch das Virus getroffen, einen gewissen Grundumsatz habe es jedoch immer gegeben. Dafür sorgt eines der Standbeine der Firma, das Catering in Betriebsrestaurants. Anders sei die Situation bei Großveranstaltungen, laut Schnörzinger „ein elementarer Bestandteil des Unternehmens“. Null Veranstaltungen auf absehbare Zeit – ein Großteil seiner Mitarbeiter sei daher weiterhin in Kurzarbeit, bis diese Veranstaltungen, etwa im Martinipark, wo Schnörzinger die Theatergastronomie betreibt, wieder anlaufen. „Wir hoffen, dass es im ersten Quartal 2021 wieder leichter wird. Ob das so kommt, wer weiß.“
Insgesamt, sagt Schnörzinger, bleibe er jedoch Optimist: Während im Frühjahr von heute auf morgen Veranstaltungen bis hin zur Weihnachtsfeier abgesagt worden seien, laufe das Geschäft nun seit August wieder besser. Nur bei den Hochzeiten sei es so, dass viele Brautpaare lieber auf das nächste Jahr ausweichen würden. „Hochzeiten und Familienfeste sind im Catering-bereich ohnehin nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“Wichtig sei nun, dass die Maßnahmen nicht wieder verschärft würden.