Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Deutschland spielt gegen Spanien 1:1
Die deutsche Nationalmannschaft kassiert erst in den Schlusssekunden das 1:1 gegen Spanien. Am Sonntag geht es in der Nations League weiter gegen die Schweiz
Stuttgart Nun also auch ein Geisterländerspiel. Mit allem, was den großen Fußball ohne Fans so absurd erscheinen lässt: mit einem Stadionsprecher, der zwar ein „Herzlich Willkommen in Stuttgart“schmettert, aber keine Zuschauer begrüßen kann. Mit Plastikplanen, die dort liegen, wo sonst Fans stehen würden. Mit Musik aus Lautsprecherboxen, die wen auch immer auf das Spiel einpeitschen sollen. Am Ende passt auch das Ergebnis irgendwie: 1:1 (0:0) gegen Spanien, durch ein Gegentor in den letzten Sekunden.
Wie wichtig es aber selbst für einen finanziell bestens aufgestellten Verband wie den Deutschen Fußball-bund ist, nach zehn Monaten Pause wieder ein Länderspiel auszutragen, hatte dessen Generalsekretär Friedrich Curtius im Vorfeld betont. Wenn die Nationalelf spiele, sei das wirtschaftlich nichts weniger als „unsere Lebensversicherung“– selbst dann, wenn keine Fans im Stadion sind. Die längste Länderspielpause seit dem Zweiten Weltkrieg geht auch am DFB nicht spurlos vorbei.
Sportlich gesehen ist die Dfbauswahl in der bislang wenig geliebten Nations League mit einer Enttäuschung gestartet. Im ersten Gruppenspiel gegen Spanien führte die DFB-ELF dank eines Treffers von Timo Werner lange, bevor Gaya in der sechsten Minute der Nachspielzeit zum Ausgleich traf.
Dabei hatte Löw eine Elf mit höchst unterschiedlichen Vorzeichen aufs Feld geschickt: Atalantaprofi Robin Gosens gab auf dem linken Flügel sein Debüt, im Tor stand nach der Verletzung von Marc-andré ter Stegen und der Schonung von Manuel Neuer Frankfurts Kevin Trapp. Niklas Süle und Leroy Sané gaben ihre Comebacks nach überstandenen Kreuzbandrissen.
Für Kapitän Toni Kroos war es das erste Spiel seit dem 7. August, er war direkt aus dem Urlaub zur Nationalelf gereist. Es gab schon deutsche Mannschaften, die besser aufeinander eingestellt waren.
Das merkte man dem Wirken auf dem Platz auch an: In der deutschen Offensive wirkte vieles gefällig, vor allem, wenn Sané und Timo Werner ihre Schnelligkeit ausspielen konnten. Richtig gefährlich wurde es aber selten. Abstimmungsprobleme gab es auch immer wieder in der Dreierkette, die sich aus Emre Can, Süle und Antonio Rüdiger zusammensetzte. Beinahe hätte daraus die spanische Führung resultiert: Eine missglückte Rückgabe des unsicheren Can schätzte Trapp falsch ein, der Keeper klärte aber in letzter Sekunde per Grätsche gegen Rodrigo Moreno (14.). Im Gegenzug hätte Julian Draxler beinahe die deutsche Führung erzielt, Spaniens Nummer eins David de Gea klärte.
Gleich der erste sauber vorgetragene Angriff der zweiten Halbzeit wurde mit dem Tor belohnt: Einen Steilpass von Gündogan brachte der agile Gosens zu Werner. Der Neulondoner machte noch einen Schlenker und schloss trocken zur deutschen Führung ab – 1:0 (51.). Gosens deutete nicht nur wegen dieser Aktion an, dass er auf dem linken Dfb-flügel eine dauerhafte Option sein könnte. In den letzten Minuten belagerten die Iberer den deutschen Strafraum. Ein Kopfballtreffer wurde wegen eines Offensivfouls von Sergio Ramos nicht gegeben (90.+2). Gaya traf dann in der sechsten Minute der Nachspielzeit für den zweifachen Weltmeister – der dramatische Schlussakkord eines engen Spiels. Für Deutschland steht am Sonntagabend um 20.45 Uhr das nächste Gruppenspiel an. Gegner in Basel ist die Schweiz, die ihr erstes Spiel gegen die Ukraine mit 1:2 verlor.