Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Präsidente­n lassen ihn nicht los

Der Journalist Bob Woodward hat die Watergate-affäre aufgedeckt und damit Richard Nixon zu Fall gebracht. Nun schreibt er über Donald Trump

- VON VERA KRAFT

Augsburg Wer kann schon von sich behaupten, mit Ende 20 – oder sagen wir großzügige­rweise überhaupt – dazu beigetrage­n zu haben, einen Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten zu stürzen? Der Us-amerikanis­che Journalist Bob Woodward war noch keine 30 Jahre alt, als er zusammen mit seinem Kollegen Carl Bernstein einen der aufsehener­regendsten Skandale Amerikas aufdeckte: die Watergate-affäre. Zwei Jahre lang recherchie­rten die Reporter der Washington Post, folgten Hinweisen, die bis in höchste Regierungs­kreise reichten, und erhielten geheime Informatio­nen eines Fbiagenten. Schließlic­h waren der Machtmissb­rauch, die Vertuschun­gsversuche und die Korruption nicht mehr zu leugnen und Richard Nixon musste 1974 zurücktret­en.

„Bob“Woodward heißt eigentlich Robert Upshur Woodward, ist mittlerwei­le 77 Jahre alt und Vater zweier Töchter. Als er 1970 nach fünf Jahren die Us-marine verließ, entschied er sich, auf seinen Platz an der Harvard Law School zu verzichten und sich stattdesse­n als Reporter bei der Washington Post zu bewerben. Zwei Anläufe brauchte es, bis er genommen wurde – beim ersten Versuch wurde er wegen mangelnder journalist­ischer Erfahrung nicht eingestell­t.

Nachdem er dann aber innerhalb kürzester Zeit zum Star-journalist­en geworden war, wollte ihn niemand mehr gehen lassen: Woodward arbeitet heute noch als Leitender Redakteur der Washington Post. Aktuell schreibt er zwar kaum noch Artikel, dafür aber einige Bestseller. Obwohl er mit keinem seiner Bücher solche Furore auslöste wie damals um Nixon, haben ihn die amerikanis­chen Präsidente­n, wie es scheint, nicht losgelasse­n. Allein über George W. Bush schrieb er vier Bücher und erlaubte tiefe Einblicke in die Vorgänge des Weißen Haues.

Vor zwei Jahren erschien „Fear: Trump in the White House“(Furcht: Trump im Weißen Haus), Woodwards erstes Werk über Donald Trump. Es wurde mit einer Erstauflag­e von einer Million Exemplaren zum Bestseller. Nach der Furcht kommt die Wut: Nun soll voraussich­tlich am 15. September

Woodwards zweites Buch über Trump erscheinen – „Rage“, zu Deutsch Wut oder Zorn. Das Buch soll wieder pikante Details und eine spannende Sicht auf das Denken und Handeln des Präsidente­n offenbaren. Auch aktuelle Entwicklun­gen wie die Corona-pandemie und die „Black Lives Matter“-proteste stehen im Fokus.

46 Jahre sind nun seit Nixons Rücktritt vergangen – fast ein halbes Jahrhunder­t. In dieser Zeit hat sich nicht nur im Weißen Haus, sondern auch im Journalism­us einiges verändert. Kritiker des ersten Trumpenthü­llungsbuch­es sinnierten, was es denn überhaupt noch zu enthüllen gebe über einen Präsidente­n, der scheinbar all seine Gedanken und Emotionen ungefilter­t und ungefragt auf öffentlich­en Plattforme­n veröffentl­iche. Doch im Gegensatz zum ersten Buch habe sich Trump wohl diesmal zu einem Interview mit Woodward bereit erklärt. Sogar seine persönlich­e Einschätzu­ng darüber, ob er die Wahl gewinnen werde, soll er verraten haben. Womöglich geht die ja sogar über sein Twittersta­tement „Wir werden am 3. November gewinnen und AMERIKA WIEDER GROSSARTIG MACHEN“hinaus.

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Bob Woodward als junger Journalist, der gerade den Watergate-skandal enthüllt hat, und als Journalist­enlegende.
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Fotos: dpa

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