Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Es fehlt die klare Ansage
Die bayerischen Amateure dürfen weiter keine Punktspiele bestreiten, der Verband lässt über eine Klage dagegen abstimmen. Dieser Weg stößt durchaus auf Skepsis
Augsburg Die Stimmung ist aufgeheizt. Noch immer fehlt den Mannschaftssportlern in Bayern eine Perspektive, ab wann sie wieder Wettkämpfe bestreiten können. Bis 18. September gelten im Freistaat die aktuellen Beschränkungen infolge der Pandemie, vier Tage vorher will sich die Staatsregierung erstmals etwas ausführlicher mit dem nichtprofessionellen Sport beschäftigen. Dies verkündete Innenminister Joachim Herrmann, nachdem am Mittwoch der Bayerische Fußball-verband (BFV) eine mögliche Klage wegen Ungleichbehandlung im Vergleich zu Kultur und Gottesdiensten angekündigt hat, wo schon länger bis zu 400 Besucher erlaubt sind.
„Ich sehe bei einer Klage wenig Erfolgschancen“, erklärt Andreas Schröter, bis zu Beginn der Coronapause Trainer beim Bayernligisten TSV Nördlingen und nun Sportdirektor bei den Riesern: „Unser Verein
wird sich da nicht anschließen. Viel wichtiger ist uns, dass die Gespräche mit den Mandatsträgern gesucht werden und endlich eine vernünftige Lösung gefunden wird.“Dem 50-Jährigen fehlt nämlich bei der Abstimmung unter allen bayerischen Vereinen, die der BFV bis kommenden Montag durchführt, ein ganz zentraler Punkt: ein konkreter Terminvorschlag. „Wir hängen doch total in der Luft, wissen nicht, wann es wieder losgeht – und ob wir in diesem Jahr überhaupt noch spielen“, so Schröter, der dabei allerdings eine klare Trennlinie zwischen Erwachsenen und Nachwuchs zieht.
Die Nördlinger sehen sich als Ausbildungsverein, mit Kindern und Jugendlichen werde der Trainingsbetrieb
auch ohne Wettkämpfe aufrecht erhalten. Bei den Erwachsenen ist eine weitere Unterbrechung der Saison eine ernst zu nehmende Option, zumal die Zeit ohnehin davonrennt. Ein Start im Oktober mache nicht mehr viel Sinn. „Ohne Zuschauer zu spielen ist für uns absolut undenkbar“, stellt
Bernd Kunze klar. Der Sportliche Leiter des Landesligisten 1. FC Sonthofen moniert ebenfalls die fehlende Perspektive. Je länger nicht gespielt wird, desto größer sei die Gefahr, dass Kicker aufhören oder abwandern. Von Andreas Köstner, dem Trainer des Bezirksligisten TV Erkheim, hat Kunze erfahren, dass dort zwei Fußballer ihre Laufbahn beendet haben und nun lieber Tennis spielen.
Auch die Zahl der Anfänger sinkt.
Der BFV hat mitgeteilt, dass in diesem Jahr 20 Prozent weniger Spielerpässe für F-junioren (U9 und jünger) ausgestellt wurden. Auf die Mitgliederzahl selbst haben die Einschränkungen noch keine großen Auswirkungen wie Viktor Merenda, Vorsitzender des FC Gundelfingen bestätigt: „Bei uns ist bislang kein Trend zu spüren, dass verstärkt Austrittserklärungen eingehen.“
Bernd Kunze wünscht sich nun sehnlichst eine klare Ansage vonseiten der Politik: „Was sind die Kriterien für Wettkämpfe mit Zuschauern? Hängt es von einem zugelassenen Impfstoff ab? Ist die Zahl der Infizierten ausschlaggebend? Wir wissen es nicht und fühlen uns da ganz schön allein gelassen. Da spreche ich nicht nur vom Fußball, sondern schließe Eishockey, Handball und andere Sportarten, die auf Zuschauereinnahmen angewiesen sind, bewusst mit ein. Es wäre traurig, wenn es tatsächlich zu einer Klage kommen müsste.“
„Wir hängen doch total in der Luft.“