Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Scheibe von Nebra soll jünger sein
Forscher zweifeln am Alter des Funds
Die Himmelsscheibe von Nebra bot schon Stoff für Gerichtsprozesse und wissenschaftliche Dispute: Jetzt zweifeln zwei Wissenschaftler aus Frankfurt am Main und München das Alter der Himmelsscheibe an. Der Direktor der Archäologischen Staatssammlung München und Professor an der Ludwig-maximiliansuniversität München, Rupert Gebhard, und Rüdiger Krause, Professor für Vor- und Frühgeschichte Europas an der Goethe-universität Frankfurt am Main, haben die Daten zur Rekonstruktion vom Fundort analysiert. Ihr Fazit: Die Scheibe, deren Alter bislang mit 3600 Jahren angegeben wird, ist echt. Sie müsse aber in die Eisenzeit datiert werden und sei damit rund 1000 Jahre jünger als bisher angenommen.
Gebhard und Krause gehen davon aus, dass die bislang als Fundort angegebene Stelle auf dem Mittelsberg bei Nebra „mit hoher Wahrscheinlichkeit“nicht die tatsächliche Fundstelle der Raubgräber war, die die Scheibe 1999 fanden. Es gebe keine überzeugenden Hinweise, dass sie zusammen mit bronzezeitliche Schwertern und Beilen sowie Armschmuck ein Ensemble bildete.
Sachsen-anhalts Landesarchäologe Harald Meller, der die Himmelsscheibe einst gemeinsam mit der Schweizer Polizei rettete, wies die Behauptungen entschieden zurück. „Zahlreiche Fachgutachten bestätigen die Zusammengehörigkeit von Himmelsscheibe und Schwertern und Fundort“, sagte Landesarchäologe Meller.