Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Augsburger werden wieder zu Pianisten
Trotz Corona findet die Aktion „Play Me, I’m Yours“statt. Acht Klaviere werden aufgestellt – spielen darf jeder
Sie stehen wieder, die Freiluft-klaviere, die den Augsburger Spätsommer seit vier Jahren bereichern. Acht Instrumente sind ab sofort im Stadtgebiet aufgestellt, und jeder kann darauf spielen. Die Aktion „Play Me, I’m Yours“(Spiel mich, ich gehöre dir) wird von der Stadt Augsburg veranstaltet, trotz Corona soll sie die Stadt zum attraktiven Ort für die Bürger machen. Vielleicht sogar umso mehr: „Das gemeinsame Musizieren soll die Augsburger einander trotz Sicherheitsabstands näherbringen“, sagen die Initiatoren.
Acht Künstler und Initiativen haben je ein Klavier in ein individuelles Kunstwerk verwandelt, das unter einem bestimmten Motto steht.
Am Manzù-brunnen ist beispielsweise das Klavier des Junior-pantherclubs des AEV zu finden. Zusammen mit dem Maskottchen Datschi haben die jungen Vereinsmitglieder das Klavier mit Pucks in Vereinsfarben beklebt.
Eine andere Richtung schlug die Wohngruppe St. Paul in Pfersee ein, die unbegleitete minderjährige Flüchtlinge beherbergt. Gemeinsam mit ihrer Betreuerin Whitney Barth haben sechs Jugendliche ein Klavier mit dem Titel Vielfalt gestaltet. Dabei war es ihr Ziel, die verschiedenen Einflüsse aus ihren Herkunftsländern künstlerisch zu verarbeiten. Dieses Klavier steht am Stadtmarkt.
Mit dem Thema Heimat befasste sich auch Franziska Weis. Die Künstlerin mit Wurzeln in Augsburg war längere Zeit auf Reisen, kehrte dann nach Augsburg zurück: Sie sah ihre Stadt mit neuen Augen und ließ sich von diesen Eindrücken inspirieren. Ihr Klavier steht am Handwerkskammer-campus im Spickel und ist in den Stadtfarben Rot, Grün und Weiß bemalt.
Ein Stück Magie bringen Lena Kästele und Laura Sparlinek mit ihrem Harry-potter-design in die Innenstadt, denn ihr Klavier greift viele Inhalte der Bücherreihe wieder. Ihr Ausstellungsstück ist am Platz vor der Stadtmetzg aufgebaut.
Die übrigen Kunstwerke sind in Pfersee und der Innenstadt verteilt. Auch in Oberhausen am Friedensplatz können Passanten ihrer musikalischen Kreativität freien Lauf lassen.
Dort steht in diesem Jahr ebenfalls ein Klavier, das durch eine Fotoausstellung in der benachbarten evangelischen St.-johannes-kirche ergänzt wird. In der katholischen St.-josephs-kirche gibt es außerdem eine Bibelinstallation unter dem Motto „Ich bin Dein – Du bist Mein“, die sich dem Grundgedanken
von „Play Me, I’m Yours“aus christlicher Perspektive nähert.
Um die Klavierspieler zu schützen, hat die Stadt gemeinsam mit dem Gesundheitsamt ein Hygienekonzept entwickelt. An den Instrumenten selbst sind Desinfektionsmittelspender angebracht, und umliegende Geschäfte stellen kostenlose Desinfektionstücher zur Verfügung. Ab spätestens 21 Uhr werden die Klaviere täglich abgeschlossen. Davor darf jeder, der Lust hat, auf ihnen spielen– ganz nach dem Motto „Trau dich, spiel und lass die anderen daran teilhaben“, wie Citymanager Heinz Stinglwagner sagt.
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Aktion „Play me, I’m yours“läuft bis Sonntag, 27. September. Dann werden die Klaviere für den guten Zweck versteigert, 2019 wurden 3000 Euro erlöst.