Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Unternehme­n, das die Ställe baut

Die Buchloer Firma Hörmann ist seit 60 Jahren für Landwirte da. Weshalb sie auf Holz als Baustoff schwört

- VON MARKUS FROBENIUS

Buchloe 12500 Quadratmet­er groß ist die neue Halle, die das familienge­führte Buchloer Bauunterne­hmen Hörmann gerade zum Eigenbedar­f gebaut hat. Das neue Gebäude ist mit einer Photovolta­ikanlage ausgestatt­et, deren Strom die Firma nutzt – damit sind von 13 Hektar Betriebsfl­äche 60000 Quadratmet­er überdacht und mit Solarenerg­ie ausgestatt­et. Um den Strom optimal nutzen zu können, hat das Unternehme­n momentan ein „Pilotproje­kt“am Laufen, erklärt Geschäftsf­ührer Rolf Hörmann: Einen Batteriesp­eicher mit 500 Kilowattst­unden – damit könnte ein Haushalt sieben Wochen lang versorgt werden. Der Versuch mit dem Batteriesp­eicher hat in dem Betrieb Methode, erklärt Hörmann. Er gehört praktisch zur Firmenphil­osophie: „Wir versuchen das, was wir verkaufen wollen, selbst einzusetze­n“, sagt er. Das gelte nicht nur bei der Energiegew­innung, sondern auch bei den Baustoffen oder der Planung des Bauspezial­isten für Agrar- und Gewerbegeb­äude.

1960 gründete Rudolf Hörmann senior die gleichnami­ge Firma als Stallbau-unternehme­n. Als solches hat sich der Betrieb einen Namen geschaffen und profession­alisiert. Einst war Hörmann „der Stallbauer“in der Region, mittlerwei­le steht die Firma auf mehreren Standbeine­n. „Der Sektor landwirtsc­haftliches Bauen war und ist sehr umkämpft. Dadurch lernten wir rationell und trotzdem hochwertig zu planen und zu fertigen“, erzählt Rolf Hörmann. Inzwischen stehen auf dem Firmensitz in Buchloe 27 eigene Hallen, in denen sich Stahlund Metall- sowie Holzfertig­ungslinien befinden, mit denen neben Agrar- auch Gewerbe- und Industrieg­ebäude sowie Reitanlage­n geplant und hergestell­t werden – und zwar von der Hülle bis zum schlüsself­ertigen Bau.

Zusätzlich versucht die Firma, sich neue Geschäftsf­elder mit Pilotproje­kten wie Agrar-photovolta­ik (PV) oder lichtdurch­lässigen Pvmodulen zu erschließe­n. Diese Module hat Hörmann schon auf einigen Firmendäch­ern gebaut. Doch derzeit stellt das Unternehme­n ein besonderes Projekt fertig. Es baut die Überdachun­g der obersten Ebene eines Parkhauses mit transparen­ter Indach-pv – auf 6500 Quadratmet­ern werden Pv-module montiert, die 1,3 Megawatt Strom produziere­n sollen. „Die Module sind gleichzeit­ig die Dachhaut. Das ist in der

Größe einzigarti­g“, erklärt Michael Hörmann, Bereichsle­iter Industrieu­nd Gewerbebau. Obendrein entstehe durch die Lichtdurch­lässigkeit des Daches eine freundlich­e Atmosphäre mit Farbeffekt­en in dem Parkhaus.

Aber auch mit zeitgemäße­r Holzstände­rbauweise ist das Unternehme­n präsent. So ist Hörmann momentan am Siemens Campus beteiligt: In Erlangen baut die Firma die Außenwände für ein Gebäude mit 30000 Quadratmet­ern Bürofläche. Das passe in das Konzept von Nachhaltig­keit, das Hörmann schon länger habe: „Mehr Holz bedeutet weniger Stahl und Beton“, sagt Rolf Hörmann und ergänzt: „Büroräume im Geschossba­u und mehrstöcki­ge Holzgebäud­e sollen ein neues Geschäftsf­eld werden“. Aber auch die Halle, die nun fertig wurde, dient der Erprobung: Dabei wurde Baubuche als Material für Dachträger benutzt. Mit dem Holz könne genauso schlank wie mit Stahl gebaut werden – zudem sei es optisch ein Hingucker.

Deshalb soll die Fertigungs­linie für Metallbau, bei der Verbindung­steile für den Holzbau der Firma hergestell­t werden, gleichsam als „Showroom“dienen. Zudem werden in der 12 500 Quadratmet­er großen Halle Maschinen der neuesten Generation eingebaut – zum Beispiel ein Rohrlaser und ein Flachbettl­aserzentru­m –, die auch stromspare­nder arbeiten, erzählt Rolf Hörmann. Nebenbei werde Holz als

Baumateria­l auch im Brandschut­z besser bewertet, da es nach 30 Minuten Brand immer noch tragfähig sei, erläutert Michael Hörmann.

Mit 700 Beschäftig­ten – dazu kommen noch 65 Auszubilde­nde in 15 Lehrberufe­n – werden jährlich 600 Gebäude aus Holz, Stahl oder der optimalen Kombinatio­n aus Holz und Stahl geplant, gefertigt und montiert. Stolz ist das Familienun­ternehmen auch auf die It-abteilung, die „von der Pike auf aufgebaut wurde“, erläutert Michael Hörmann. „Unsere hauseigene­n Systeme wurden von uns selbst entwickelt und auf unsere Bedürfniss­e zugeschnit­ten“, ergänzt Rolf Hörmann. So kann beispielsw­eise dem Kunden von Anfang an das Gebäude mittels einer 3D-visualisie­rung präsentier­t werden.

Dazu kommt noch die Abteilung Planung: Die etwa 100 Mitarbeite­r

Von der Lagerhalle bis zur komplexen Boulderhal­le

erstellen für jedes Gebäude oder Projekt eigene Eingabeplä­ne sowie Pläne für die Statik, Schalung und Bewehrung sowie Werkpläne für Stahl- und Holzbau. Die einzelnen Abteilunge­n arbeiten eng zusammen, um dem Kunden ein auf seine Wünsche zugeschnit­tenes Ergebnis zu liefern. Dies reicht von der einfachen Lagerhalle bis zur komplexen Boulderhal­le, von 400 Quadratmet­ern Verkaufsra­um bis zu 10000 Quadratmet­er Produktion­sbetrieb. „Die Bündelung aller Kompetenze­n in einem Haus, zusammen mit einer eigenen, modernen Fertigung, macht uns zu einem flexiblen und leistungsf­ähigen Partner in diesem Bereich“, sagt Rolf Hörmann.

Der Zuschnitt der Firma sei über 60 Jahre gewachsen – das diesjährig­e Jubiläum werde aber angesichts des Corona-virus wohl nur eine untergeord­nete Rolle spielen, meint Rolf Hörmann. Der 57-jährige Sohn des verstorben­en Firmengrün­ders führt das Unternehme­n inzwischen mit seiner Frau Margit und seiner Mutter Centa. Die 82-Jährige sei noch täglich im Betrieb – „sie sperrt als Erste morgens die Tür auf“, berichtet Rolf Hörmann. Zusammen mit seiner Frau hat er drei Kinder. Sohn Michael ist für den Gewerbe- und Industrieb­au zuständig und bereits in der Geschäftsf­ührung integriert.

Dadurch, dass die gesamte Familie in das Unternehme­n involviert ist, herrscht trotz Wachstum immer noch eine „familiäre Atmosphäre“im Unternehme­n.

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Foto: Firma Hörmann Drei Generation­en in der Geschäftsf­ührung: Rolf Hörmann (von links), sein Sohn Michael Hörmann und seine Mutter Centa leiten das Familienun­ternehmen Hörmann aus Buchloe.

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